Zurück zur Natur

Im Gespräch mit Marlene Zechel, Tierpflegerin

Pankraz, Servaz und Bonifaz mit dem Beinamen Eisheilige, haben heuer das Land noch einmal mit Eis und Frost überzogen. Für Marlene und ihre Schützlinge sind das wichtige Lostage. Marlene ist Tierpflegerin im Museum Niederösterreich. Erst wenn der Frühling dauerhaft warmes und mildes Wetter bringt, schmiedet sie Reisepläne für einige ihrer Pfleglinge. Heuer sind es Erdkröten, Schling- und Äskulapnattern, die in die freie Wildbahn entlassen werden. In ein Leben voller Unwägbarkeiten und Gefahren. Anders als im geschützten Terrarium mit pünktlich gelieferten Mahlzeiten und allerlei Pflegeluxus, den die freie Natur nicht kennt.

„Sie sind nicht flauschig und kuschelig, sie sind keine Spielkameraden, sie haben keine klingenden Namen. Aber sie leisten Bedeutendes für das ökologische Gleichgewicht. Deshalb sind sie so wichtig“, sagt Marlene. Nicht unwesentlicher als Hunde, Katzen und Vögel wie Storch und Krähe, die  natürlichen Feinde der Reptilien und Amphibien.

Alle heimischen Reptilien stehen unter Naturschutz und dürfen daher nicht gefangen werden. Nur wer eine Genehmigung dafür hat, darf sie der Natur entnehmen, wie es etwas trocken im Gesetzestext heißt. Das Museum Niederösterreich ist auch ein Zoo und darf das unter bestimmten Umständen. Dafür werden im Gegenzug gezüchtete Tiere der Natur wieder zurückgegeben. Ausgewildert heißt das unter Experten. Damit werden auch Artenschutzprogramme unterstützt.

Geeignete Orte in freier Wildbahn für die jeweilige Tierart kennt Marlene nach vieljähriger Erfahrung in ihrem Job viele. Reptilien und Amphibien sind als wechselwarme Tiere ganz besonders von Lebensräumen und klimatischen Bedingungen abhängig. Mit dem Schwinden passender Naturräume und den Veränderungen des Klimas kommen sie stark unter Druck. Wie heuer die erbarmungslosen Eisheiligen und die brütende Hitzeperiode gezeigt haben.

Fünf Schlingnattern, eine Äskulapnatter und zehn Erdkröten haben heuer in Boxen ihre Reise vom Zoo aus in ihre natürliche Umgebung angetreten. Zuvor waren einige von ihnen eine Zeit lang in der „Babygalerie“, das ist der Kindergarten des Museums, zu sehen. Nicht selten wird die Schlingnatter wegen ihrer Zeichnung mit der giftigen Kreuzotter verwechselt. Bei guter Kenntnis der jeweiligen Lebensräume kommt das hingegen kaum vor. Wer sich lieber authentisch informiert, tut das vorzugsweise gefahrlos im Naturbereich des Museum Niederösterreich.

Zum Schluss noch zwei Beispiele, die zeigen, wie sich Artenschutz und Zoo trefflich verbinden lassen:

Ganze zwölf Exemplare des Wisent wurden 1927 noch gezählt, durch Nachzucht und Auswilderung sind es heute wieder etwa 3.000.

Mitte des 19. Jahrhunderts war der Alpensteinbock fast nur mehr an der Wand des Jagdstüberls zu bewundern. Aus den restlichen 50 Tieren konnte der Bestand in Zuchtzentren und durch Auswilderung aus Zoos auf heute 40.000 Exemplare gesteigert werden. Nun ist er auch wieder in der Wand unterwegs.

Das Gespräch führte Gerhard Hintringer

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