Erste österr. Wetterkarte

© ZAMG, Foto: Christa Hammerl

Am 1. Juli 1865 erstellte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die erste Wetterkarte für das Gebiet der Monarchie. Viele Jahrzehnte war dann das Erstellen der täglichen Wetterkarte die Grundlage für die meteorologische Arbeit. Heute liefern hingegen automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Vorhersagemodelle hochwertige Prognosen und Warnungen für die nächsten Stunden und Tage.

Schon 1816 erstellte der deutsche Physiker Heinrich Wilhelm Brendes Wetterkarten, auf denen Hoch- und Tiefdruckgebiete erkennbar waren. Für eine Wettervorhersage waren sie aber wertlos, da sich das Wetter schneller änderte, als die Daten übermittelt werden konnten. Erst die Entwicklung des Telegrafen durch Samuel Morse im Jahr 1843 machte einen schnellen Datenaustausch zwischen den meteorologischen Stationen möglich.

Karl Kreil, der erste Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), damals noch k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, förderte die junge Wissenschaft der Wettervorhersage. Bereits 1842 stellte er in einem Artikel fest: „... eine möglichst schnelle Mitteilung der Witterungsverhältnisse vieler Orte ist die erste Bedingung, … die künftigen Erscheinungen in der Atmosphäre vorherzusagen...".

Basierend auf den von Kreil in der gesamten Monarchie eingerichteten meteorologischen Beobachtungsstationen und der schnellen Datenübermittlung durch Telegrafen, wurde allmählich ein erstes Netzwerk zum Austausch meteorologischer Daten und einfacher Prognosen aufgebaut.

1. Juli 1865: Erste österreichische Wetterkarte

Am 1. Juli 1865 wurde nun die erste regelmäßige Wetterkarte der ZAMG für die gesamte Monarchie erstellt. Sie enthielt unter anderem Linien der Abweichung des Luftdrucks und der Temperatur vom Normalwert und den Himmelszustand. Das Meldenetz umfasste die Wetterstationen Wien, Lesina, Pola, Triest, Mailand, Ancona, Bludenz, Ischl, Klagenfurt, Prag, Krakau, Lemberg, Agram, Szegedin, Debrecin und Hermannstadt.

Bis ins 20. Jahrhundert Basis für Vorhersagearbeit

In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Zahl der Wetterstationen deutlich und die Methoden zur Analyse und Prognose wurden erweitert. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Zeichnen der Wetterkarte und damit das Bestimmen des aktuellen Wetterzustandes eine Grundlage der meteorologischen Vorhersagearbeit. Heute liefern automatische Wetterstationen, Radar, Satelliten und hochkomplexe Wettermodelle rund um die Uhr Wetterdaten und hochwertige Vorhersagen für die nächsten Stunden und Tage für unterschiedliche Regionen und Nutzer.

82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde für Vorhersage und Warnung

Die Hauptarbeit der modernen Wettervorhersagedienste heute beschäftigt sich aber nicht mehr mit der Analyse, sondern mit dem Wetter der Zukunft, alleine das spezielle Vorhersagemodell der ZAMG für den Alpenraum nutzt am Hochleistungsrechner bis zu 82 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde, um mit mathematisch-physikalischen Modellen das Wetter der nächsten Tage zu berechnen.

Basierend auf diesen Modellergebnissen erstellen die Meteorologinnen und Meteorologen der ZAMG tagtäglich Vorhersagen und Warnungen für Behörden wie das staatliche Krisen- und Katastrophenmanagement, für Wirtschaftsunternehmen wie Energieversorger, Baufirmen und Versicherungen, für Medien sowie für private Nutzer, wie Wanderer und Bergsteiger. Viele der Messdaten, Vorhersagen und Warnungen sind auch rund um die Uhr frei zugänglich auf www.zamg.at.

Kartenbeschriftung

1. Juli 1865: Erste österreichische Wetterkarte

Die eine Karte zeigt Kurven gleicher barometrischer Abweichung vom Normalstand. Einheiten in Pariser Linien*. Die Pfeile bedeuten die Windrichtung. Ihre Länge und Befiederung geben die Windstärke an.

Die andere Karte zeigt Linien gleicher Temperaturabweichung in Grad R** vom Normalwert. Der Himmelszustand wird durch Kreise verschieden blauer Tönung angegeben. Lichtblau entspricht der Bewölkung 0, schwarzblau der Bewölkung 9-10.

Die Großbuchstaben beziehen sich auf die Wetterstationen Wien, Lesina, Pola, Triest, Mailand, Ancona, Bludenz, Ischl, Klagenfurt, Prag, Krakau, Lemberg, Agram, Szegedin, Debrecin und Hermannstadt.

(Archiv ZAMG).

*) Altes Längenmaß, 1 Pariser Linie=2,2558 mm 
**) Reaumur-Skala: von René Antoine Ferchault de Réaumur 1730 eingeführte Temperaturskala, bei der der Abstand zwischen dem Schmelzpunkt von Eis (0°R) und dem Siedepunkt (80°R) des Wassers in 80 gleiche Teile unterteilt ist.

 

Text: Dr. Christa Hammerl, Kuratorin der Ausstellung "Gewaltig! Extreme Naturereignisse"


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