Der Japanische Staudenknöterich – Alien des Jahres 2024

Japanischer Staudenknöterich, Foto: © Georg Teischinger

Entdeckung

Ist es euch schon mal aufgefallen? Bei Spaziergängen oder Wanderungen an Bächen und Böschungen taucht immer häufiger eine für unsere Breiten untypische Pflanze mit riesigen Blättern auf. Vor allem der Stamm erinnert an den Bambus aus Asien. Nein, es handelt sich hier nicht um Bambus, sondern um eine invasive Art mit dem Namen Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica). Dieser kommt, wie der Namen schon verrät, aus Asien. Dort wächst er vor allem in feuchten Gebieten von Japan, Korea oder China.

Eroberung

Invasive Arten sind Tiere, Pflanzen, Pilze, die nach Kolumbus im 15. Jahrhundert in Europa aus Asien oder Amerika eingeführt worden sind. Diese Arten verdrängen heimische Pflanzen und Tiere aus ihrem Habitat. Oft habt ihr sicher schon im Zusammenhang mit solchen nichtheimischen Pflanzen das Wort Neophyt/Neozoon oder Alien gehört? Klingt exotisch? Ist aber einfach erklärt. Neophyt kommt aus dem Griechischen und bedeutet neue Pflanze, Neozoon neues Tier. Diese neuen Arten kommen durch Pflanzenhandel, als Dekoration oder auch einfach als blinder Passagier mit Schiffs - oder Flugreisen zu uns. Und Alien kennt vermutlich jeder von uns. Alien-Arten kommen nicht wie in Hollywoodfilmen aus dem Weltall von anderen Sternen. Im biologischen Sinne bedeutet das wieder dasselbe wie Neophyt oder Neozoon, also invasive neue Arten. Der Japanische Staudenknöterich wurde vom Naturschutzbund Österreich zum Alien des Jahres ernannt.

Nutzen

Gehen wir zurück zu an unseren Bach. Dort blüht und gedeiht prächtig der japanische Staudenknöterich. Schön anzuschauen? Und wie der duftet! Euch wird auch auffallen, dass es an den Blüten nur so wimmelt vor Bienen. Deshalb wurde diese Pflanze auch um 1825 in Europa eingeführt. Einerseits ist es eine sehr schöne und dekorative Pflanze für den Garten. Anderseits lieben Bienen die wohlriechenden Blüten des Staudenknöterichs und machen aus dem Nektar ihren Honig. Auch Weidevieh wie Schafe und Ziegen schmecken die frischen Triebe und Blätter besonders gut. Deshalb wurde der Staudenknöterich als Futterpflanze für unsere Schafe und Ziegen aktiv angepflanzt.

Staudenknöterich
Japanischer Staudenknöterich, Foto: © Alexander Mrkvicka

Feindbild

Jetzt hat der Staudenknöterich nicht nur Vorteile, schönen Wuchs, duftende Blüten und dass er uns viel Honig bringt. Leider überwiegen die Nachteile bei invasiven Arten wie dem Staudenknöterich. Laut neusten Studien sind die negativen Folgen von invasiven Arten für unser Öko- und Wirtschaftssystem größer als Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Erdrutsche und Feuer. Nur Stürme übertreffen die Kosten von invasiven Arten signifikant. Der Staudenknöterich wächst enorm – bis zu 30cm pro Tag. Seine Wurzeln wachsen, auch wenn man diese abschneidet, noch weiter. Man nennt das eine vegetative Vermehrung. Die Blätter sind bis zu 20cm lang und 15cm breit. Dieses außerordentliche Wachstum führt dazu, dass der Staudenknöterich heimische Pflanzen überwuchert und verdrängt. Er beschattet den Boden extrem und weicht ihn auf. Das führt dazu, dass Bachränder und Dämme instabil werden und abrutschen. Darüber hinaus verdrängt er nicht nur die heimischen Blumen und Pflanzen, sondern auch deren Bewohner, die Insekten. Die Artenvielfalt von Blumenwiesen bedingt die Vielfalt an Schmetterlingen, Käfern, Fliegen und Spinnen. Diese Vielfalt benötigen nicht nur wir Menschen für eine intakte Umwelt, sondern auch Tiere wie Schlangen, Amphibien und Vögel benötigen Insekten als Futter. Das geht leider alles verloren mit dem Auftauchen des Staudenknöterich.

Verbreitung

Weil seine Wurzelteile, wenn sie abbrechen, wieder austreiben, kann sich der Staudenknöterich extrem schnell und effektiv vermehren. Das geschieht etwa bei Überschwemmungen, wenn Pflanzenteile vom Hochwasser mitgerissen werden. Aber auch durch Bauarbeiten mit Baggern. Bei Flussbefestigungsarbeit oder auch Grabungsarbeiten in Gärten werden die Wurzeln mit Bauschutt in andere Gebiete verfrachtet und treiben dort wiederum sehr schnell aus.

Lösung

Die schlechte Nachricht ist, dass man die Ausbreitung wegen der schnellen Wachstumsrate des Staudenknöterichs schwer verhindern kann. Man kann nur die Ausbreitung eingrenzen.
Zu den naturfreundlichen Maßnahmen zählt die regelmäßige Mahd der Flächen. Das muss über mindestens 4 Jahre in kurzen Abständen erfolgen, sonst kommt der Staudenknöterich wieder zurück. Natürlich ist das sehr zeit- und arbeitsaufwändig. Diese Arbeit kann man sich auch von Schafen oder Ziegen abnehmen lassen. Schafe und Ziegen sind richtig süchtig nach den wohlschmeckenden Trieben und Blättern. Diese bekämpfen den Staudenknöterich so effektiv, dass sogar die österreichischen Bundesbahnen Schafe an den Bahndämmen einsetzen, um diese vom Staudenknöterich zu befreien. Gleich danach muss man die Flächen mit schnell wachsenden heimischen Pflanzen wie Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Schilf (Phragmites communis), Pestwurz-Arten (Petasites sp.) und Schwarzerle (Alnus glutinosa) nachbesetzen, damit der Staudenknöterich keine Chance mehr hat, wieder aufzutauchen.
Der Rasenschnitt muss kontrolliert entsorgt oder einem kontrollierten Komposthaufen zugeführt werden. Bei Grabarbeiten sollte das ausgehobene Erdreich unbedingt von Wurzeln befreit werden. Viele Erdbewegungsfirmen sind mittlerweile darin geschult.

Schlussendlich schmecken nicht nur den Schafen die frischen Triebe des Staudenknöterich. Auch wir können die frischen Triebe bis maximal 20 cm Größe abschneiden und wie Spargel zubereiten. Größere Triebe sollte man nicht verzehren, weil der Staudenknöterich viel Oxalsäure enthält, die Nierensteine begünstigt.

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Autor: Georg Teischinger, BSc., MSc

Literatur & Links:
https://www.ages.at/pflanze/pflanzengesundheit/schaderreger-von-a-bis-z/staudenknoeterich, Zugriff:10.03.2024, 10:00 Uhr
BÖHMER H.J., HEGER T., ALBERTERNST B. & WALSER B. (2006): Ökologie, Ausbreitung und Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs (Fallopia japonica) in Deutschland. Anliegen Natur 30. Seite 29-34.
GERBER E., KREBS C., MURRELL C., MORETTI M., ROCKLIN R. & SCHAFFNER U. (2008): Exotic invasive knotweeds (Fallopia spp.) negatively affect native plant and invertebrate assemblages in European riparian habitats. Biol. Conserv. 141. Seite 646-654.
TURBELIN A., CUTHBERT R., ESSL F. , HAUBROCK P., RICCIARDI A., COURCHAMP F. (2023):Biological invasions are as costly as natural hazards. Perspectives in Ecology and Conservation. Volume 21. Issue 2. April–June 2023. Seite 143-150
SAMWAYS M.J., CALDWELL P.M., OSBORN R. (1996): Ground-livinginvertebrate assemblages in native, planted and invasivevegetation in South Africa. Agriculture. Ecosystems and Environment 59. Seite 19–32

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