© Sumpfschildkröte © Benedikt Reisner

Sumpfschildkröte / Winterstarre

Die Europäische Sumpfschildkröte im Winter 

Morla, das ist die Insta-Queen des Museums. Morla ist ein Künstlername, inspiriert von Michael Endes „Die unendliche Geschichte“. Morla, die Schildkröte biblischen Alters, das weise Wesen Phantásiens.

Neben der Instagram-Welt und Phantásien existiert die reale Welt. In ihr lebt die Morla des hauseigenen Autümpels, die Europäische Sumpfschildkröte. In freier Wildbahn vom Aussterben bedroht. Das Übliche: Konkurrenz durch eingeschleppte Arten, Verlust des Lebensraums. Sie kommt nur mehr in geschützten Bereichen vor, im Nationalpark Donauauen, in Tierparks, in Zoos. Und im Museum Niederösterreich. Aber das ist immerhin auch ein Zoo.

Im Museum Niederösterreich haben die Vorbereitungen auf den Winter begonnen.

Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen fallen, ist es für sie an der Zeit, eine Ruhepause einzulegen. Sie begibt sich nicht in Winterschlaf, nicht in Winterruhe, sie erstarrt vor Kälte. Alle wechselwarmen Tiere machen das. Die Körpertemperatur gleicht der Außentemperatur, die Herzschläge hören nahezu auf, der Sauerstoffbedarf geht gegen null.

Gleich nach dem Winter beginnt die Paarungszeit. Das gehört nicht hierher, das ist eine andere Geschichte.

Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum? Marlene Zechel, Tierpflegerin, gibt Auskunft.

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Sumpfschildkröte © Benedikt Reisner
Vorbereitungen? Im Autümpel im Museumsgarten? Im Autümpel werden überhaupt keine Vorbereitungen getroffen. Stellt sich Appetitlosigkeit ein, verweigern im Herbst die Schildkröten die Nahrung, wird ihnen einfach nichts mehr serviert. Es tickt ganz ohne menschliche Fürsorge die inneren Uhr in den Tieren, sie können gar nicht anders. Ob sie wollen oder nicht, wenn es Zeit ist, ist es Zeit. Die Vorbereitungen sind getroffen, sich zuvor Fett anzufressen nicht nötig, der Darm entleert. Vergraben und zugedeckt im Schlamm erstarren langsam die Lebensgeister. Adieu, bis zum Frühling!

Und wenn der Extremfall eintritt und der Teich im Winter gänzlich zufriert? Das wäre freilich ganz schlecht. Gut, dass das hier im Biotop nicht passieren kann, Menschenhand hat technisch vorgesorgt. Schlaf, Ruhe, Starre sind für Tiere heikle Zustände. Winterbedingte Ausfälle? Es gab kein einziges Kältestarre-Opfer in fast zwanzig Jahren. 

Was ist mit den einjährigen Sumpfschildkröten auf Sommerfrische? Jenen in den Brunnenringen im Museumsgarten? Die wandern direttissima in den Kühlschrank, wenn es soweit ist. Das neue schmucke Terrarium im südlichen Außenbereich des Museums wird ihren Nachfolgern im Frühjahr luxuriöse Heimstatt sein.

Und in den Terrarien im Naturbereich? Im Gebäudeinneren? Dort werden zunächst die Grade der Wärmelampen zunehmend reduziert und nach einem Zwischenstopp im kühlen Keller wird auch ihr weiterer Aufenthaltsort den Winter über im Kühlschrank sein. Überwintert wird bei einer Temperatur von konstanten sechs Grad Celsius.

Das große Frühlingserwachen ereignet sich, wenn sich die Temperaturen bei konstanten 15 Grad einpendeln. Gemächlich geht das vor sich. Erst einmal die entbehrten Sonnenstrahlen genießen, Sonnenenergie tanken. Dann langsam, sehr langsam ans Essen denken …

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Sumpfschildkröte © Daniel Hinterramskogler
Wer die Museumstiere schon sehr lange kennt, dem fällt auf, dass in der kalten Jahreszeit das Leben in den Terrarien einen Gang zurückschaltet. Es kehrt eine gewisse Gemächlichkeit ein.

Morla, die Insta-Queen, die gibt es nicht nur auf Instagram und in der „Unendlichen Geschichte“. Die existiert tatsächlich. Und sie lebt in Niederösterreich, in St. Pölten, im Autümpel des Museums Niederösterreich. Wenn der Frühling ins Land zieht, könnt ihr sie sehen, wenn sie ein Sonnenbad nimmt. Oder ihr besucht sie bei der öffentlichen Fütterung jeden Dienstag von Mai bis September um 14 Uhr. Ihr erkennt sie an der Schramme am Panzer. Oder daran, dass sie die gefräßigste ist am von den Tierpflegerinnen bereiten Buffet.

Achtung, Achtung! All das Gesagte gilt ausschließlich für die Europäische Sumpfschildkröte!

Text: Gerhard Hintringer
Auskunft: Marlene Zechel
Fotos: Benedikt Reisner & Daniel Hinterramskogler

#morla_instaqueen
https://www.museumnoe.at/de/das-museum/blog/die-europaeische-sumpfschildkroete

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