Der Kurator stellt vor: Klima & Ich

Vor mehr als einem Jahr wurde ich gefragt, ob ich Kurator der Ausstellung Klima & Ich werden möchte. Eine spannende Aufgabe, die ich natürlich sofort angenommen habe. Denn sowohl in meinem Beruf als auch privat setze ich mich sehr für Klimaschutz ein. Und dazu inhaltlich eine Ausstellung zu gestalten war also ganz meins.

Wie geht man dabei überhaupt vor?

Eine Ausstellung zu gestalten war für mich neu. Meine Kollegin Therese Christine Brandl und ich haben uns diverse Ausstellungen zum Thema angesehen und mit erfahrenen Expertinnen und Experten von anderen Museen gesprochen. Eines war uns sehr schnell klar: Die Ausstellung soll Mut machen, interaktiv, lustig und spannend sein, auch wenn das Thema komplex und ernst ist. Denn wichtig ist, was jeder Einzelne – also ICH – tun kann.

Die Kugel im Eingangsbereich

Überall wird von CO2 und CO2-Einsparungen gesprochen. Wirklich viel damit anfangen kann man eigentlich nicht. Im Eingangsbereich haben wir daher eine 3 Meter große Kugel aufgebaut, die den täglichen CO2 Ausstoß von jedem von uns zeigt. Das sind etwa 30 kg pro Tag oder 11 Tonnen im Jahr. Um die Klimaziele zu erreichen, sollten wir im Jahr nur mehr 1 Tonne verbrauchen oder 3 kg pro Tag, wie der grüne Kreis an der Decke zeigt. 

Klima Ausstellung Gewichte
Station CO2-Gewichtheben der Ausstellung Klima & Ich im Museum Niederösterreich
Täglich 30 kg CO2 – wie schwer ist das wirklich?

Im Museum kann jeder Hand anlegen und Gewichte mit dem CO2-Ausstoß von Alltagsprodukten heben. Allein für die Produktion eines Smartphones werden 55 kg CO2 erzeugt.

Das CO2-Labor

Im Hauptraum der Ausstellung haben wir das sogenannte CO2 – Labor entwickelt, wo jeder und jede seinem CO2-Verbrauch auf die Spur kommen kann. Dabei finden sich unzählige Ideen und Anregungen, in welchen Lebensbereichen eine Einsparung möglich ist. Forschen kann man spielerisch, optisch oder akustisch an sechs Labortischen zu den verschiedenen Lebensbereichen Reisen und Mobilität, Strom und Energie, Essen und Trinken, Mobilität, Konsum und Lifestyle sowie

Bauen und Wohnen

Dass weniger CO2 Verbrauch nicht automatisch weniger Lebensqualität bedeutet, war mir bei der Konzeptionierung der Ausstellung besonders wichtig. An Gebäuden lässt sich anschaulich zeigen, dass Klimaschutz kein Verzicht von Komfort und Behaglichkeit bedeutet. Im Gegenteil! In einem optimal gedämmten Gebäude ist es im Winter wohlig warm und im Sommer angenehm kühl. Welche Vorteile eine Umstellung auf erneuerbare Energie und eine gute Dämmung in den eigenen vier Wänden bringt, ist nicht nur in der Ausstellung zu sehen, sondern zeige ich auch im wir-leben-nachhaltig Blog.

Mobilität & Reisen
Darstellung des CO2 Verbrauch für die Urlaubsanreise
Mobilität und Reisen

Ein weiteres gutes Beispiel für unseren CO2 Verbrauch ist unser Urlaub. Wenn wir wegfahren, wollen wir uns erholen, neue Dinge entdecken, Sport treiben oder einfach nur faul sein. Ist das nur möglich, wenn wir einige Stunden im Flugzeug gesessen sind? Eine 10-stündige Flugreise Hin und Retour verbraucht 4,9 Tonnen CO2 pro Person. Die Fahrt in die Berge mit der Bahn (St. Pölten – Innsbruck) nur 0,01 Tonne CO2.

Strom und Energie

Bei der Investition in erneuerbare Energie profitiert die heimische Wirtschaft enorm, da Arbeitsplätze entstehen und regionale Ressourcen genutzt werden. Wie viel Strom aus Erneuerbaren in Niederösterreich momentan produziert wird, kann über den Energieticker abgerufen werden.

Abfall und Wertstoff

Abfallvermeidung ist das oberste Gebot der Abfallwirtschaft. In der Ausstellung zeigen wir alternativen zu Einwegplastikflaschen oder Küchenrolle, um unsere Abfallberge zu reduzieren. Aber auch Lebensmittel im Müll sind ein wichtiges Thema. 166 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle werden täglich in Österreichs Haushalten weggeschmissen.

Konsum und Lifestyle

Egal ob Kleidungsstücke, Gebrauchs-, oder Alltagsgegenstände – vieles was wir nicht mehr brauchen, ist zum Entsorgen viel zu schade. Die besten Upcycling-Ideen wurden übriges bei unserem Wettbewerb gesammelt und sind jetzt in einem Fotobuch ausgestellt.

Essen und Trinken

Eine ausgewogene Ernährung mit viel regionalem Obst und Gemüse ist nicht nur ein wertvoller Beitrag für die eigene Gesundheit, sondern auch zur Reduktion von Treibhausgasen. Beim Einkaufsspiel in der Ausstellung hat man 10 kg CO2 für seinen Lebensmitteleinkauf zu Verfügung.

Zukunft & Ich
Positiver Ausblick Zukunft & Ich als letzte Station der Ausstellung Klima & Ich im Museum NÖ
Zukunft und Ich: Der Vorsatz-Raum

Die Klimakrise ist eine ernsthafte Bedrohung für unser zukünftiges Leben. Es ist wichtig dies zu erkennen und zu handeln. Wenn es uns gelingt, eine CO2- freie Zukunft aufzubauen, können wir alle positiv in die Zukunft blicken. Deswegen darf der Vorsatzraum nicht fehlen. Hier können sich alle Besucherinnen und Besucher Tipps in Postkartenformat abholen, wie sie ihr Leben nachhaltiger gestalten können.

Wie z.B.: Urlaub machen. Raus aus dem Alltag, hinein ins Abenteuer. Geht auch ohne Langstreckenflug und vielleicht ganz in der Nähe? Weniger ist mehr. Der beste Müll ist der, der gar nicht entsteht – das spart Geld und reduziert den CO2-Ausstoß. Auf der Überholspur. Elektroautos sind wesentlich effizienter als Autos mit Verbrennungsmotoren – zum Schutz für das Klima und für ein ruhigeres Leben.

Wir alle können was tun! Mit diesem positiven Ausblick gehen die Besucher*innen hoffentlich nach Hause.

Die Ausstellung ist noch bis 7. März 2021 im Haus für Natur Museum Niederösterreich zu sehen. Ich freue mich auf euren Besuch und Feedback.

 

Fotos: Daniel Hinterramskogler
Text: Tino Blondiau, Bsc

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Autors
https://blog.wir-leben-nachhaltig.at/2020/09/02/das-klima-und-ich-ein-ausstellungsrundgang/

 

Es darf auf einen weiteren Text zum Thema verwiesen werden:

https://www.museumnoe.at/de/das-museum/blog/nachhaltiges-familienleben-so-kann-es-funktionieren

 

 

 

 

 

 

 

 

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