Abbildung:Edlesberger Teich bei Gutenbrunn (© Elisabeth Vavra)
Um kleine Lichtblicke in die derzeit wenig erfreuliche Situation zu bringen, bieten wir unseren Leser*innen in den nächsten Wochen hier im MuseumsBLOG Tipps für Ausflüge in Niederösterreich an. Wir führen Sie zu manchmal mehr, manchmal weniger bekannten Orten, denen eines gemeinsam ist: Sie erzählen interessante Geschichten.
Heute folgen wir einer alten Poststraße, die einst das südliche Waldviertel erschloss
Joseph von Fürnberg - Auf den Spuren eines frühen Unternehmers
Ihr Entstehen verdankt sie dem Industriellen Joseph (Weber) Edler von Fürnberg. Seine Familie stammte aus der Gegen um Würzburg. Der Großvater – Doktor der Medizin und n.ö. Regimentsrat in Sanitätssachen – hatte Besitzungen am linken und rechten Donauufer erworben, im Weitental und im Weinsbergerwald sowie Güter rund um Wieselburg. Der Vater Karl Joseph war als Jurist für die n.ö. Regierung tätig. Sein Lieblingsaufenthalt war das Schloss Weinzierl bei Wieselburg. Dort veranstalte er des Öfteren Kammermusikabende mit Joseph Haydn und Johann Georg Albrechtsberger.
In diesem Schloss erblickte Joseph von Fürnberg 1742 oder 1743 das Licht der Welt. Nach einigen Jahren in Militärdienst schlug er eine Laufbahn als Unternehmer ein. Eines der einträglichsten Geschäfte dieser Zeit war der Handel mit Brennholz. Der Bedarf an dieser wichtigsten Energiequelle war enorm. Holzverknappung führte zu steigenden Preisen und damit zu hohen Gewinnen. 1771 erwarb Fürnberg die Herrschaft Pöggstall, Streitwiesen und Martinsberg. In seiner Hand vereinigte sich damit ein großes geschlossenes Waldgebiet, dessen Ausbeutung er weiter vorantrieb. Aus Oberösterreich, Salzburg und der Obersteiermark holte er sich Holzknechte, darunter Georg Hubmer, der später als „Raxkönig“ bekannt werden sollte. Die Holzschwemme auf dem Weitenbach wurde weiter ausgebaut. Von der „Bergluck’n“ nordwestlich von Gutenstein wurde das Holz bergab nach Luberegg gebracht, wo es einen großen Stapelplatz gab. Bis zu 38.000 Klafter Holz (knapp 130.000 Raummeter) wurden im Jahr geschlagen. Fürnberg wurde binnen kurzer Zeit zu einem der vier wichtigsten Holzlieferanten für Wien.
Von Luberegg über Weiten nach Leiben
Um 1780 begann Fürnberg eine bereits bestehende Straße für den Verkehr weiter auszubauen. Sie führte von Luberegg über Weitenegg nach Leiben. Da die Holzschwemme an manchen Stellen in dem engen Tal zu viel Platz einnahm, mied die neue Trasse das Flusstal und schlängelte sich auf der Hochfläche über Seiterndorf nach Pöggstall und dann weiter über Grub und Annagschmais nach Gutenbrunn. Die Straße war natürlich mautpflichtig. Zeitgleich mit dem Straßenbau bemühte sich Fürnberg um eine Genehmigung zur Errichtung einer Postverbindung nach Gutenbrunn. Allerdings erteilte erst 1791 Kaiser Leopold II. die Bewilligung zur Errichtung ordentlicher Poststationen in Luberegg, Pöggstall und Gutenbrunn und deren Verbindung mit den Stationen in Melk, Krems und Zwettl. Fürnberg hatte nahezu all seine Unternehmungen mit Krediten finanziert. 1795 beliefen sich seine Schulden auf mehr als 2 Millionen Gulden. Er sah sich genötigt seine Besitzungen nördlich der Donau an Peter Freiherr von Braun zu veräußern. Noch im selben Jahr gingen sie dann in Besitz Kaiser Franz I. über, der die Sommer 1803 bis 1812 in Luberegg verbrachte. Eine seiner ersten Handlungen als Herrschaftsinhaber war die Einstellung der massiven Schlägerungen im Weinsberger Wald. Große Aufforstungen fanden statt. Fürnberg erwarb aus dem Verkaufserlös seiner Besitzungen zunächst die Poststation Melk, später dann auch die in Purkersdorf und Perschling. Ihm verdanken wir die beiden prächtigen Gebäude in Melk und Purkersdorf. Am 13. September 1799 verstarb Joseph Edler von Fürnberg und wurde an der Nordwand der Pfarrkirche in Wieselburg beigesetzt.
Mit guter Kondition und Orientierungssinn ließe sich die Alte Poststraße auch erwandern. Gemütlicher geht es mit einem Fahrrad oder in Anbetracht so mancher Steigung mit einem E-Bike. Beginnen wir unseren Ausflug in Luberegg: Hier ließ Fürnberg neben dem Stapelplatz 1780 Häuser für die Holzknechte und eine Gaststätte errichten. Mitten hinein platzierte er sein „Schlösschen“, das später als Poststation diente. Auffallend sind noch immer die hohen Holzschindeldächer der fünf im Stil des Klassizismus errichteten Bauten.
Pöggstall allein wäre schon eine Reise wert. Heute möchte ich mit Ihnen aber den Spuren der Alten Poststraße folgen. Falls Sie nicht mit dem Rad unterwegs sind, sondern das Auto verwenden, können Sie sich hier auf einer kurzen Wanderung die Füße vertreten. Am Hauptplatz in Pöggstall beginnt ein Rundwanderweg, der beim Schlossteich vorbei Richtung Sading führt. Man wandert hier auf einem Teilstück der alten Straße und kann zwei alte Brückenbauwerke bewundern (genaue Wegbeschreibung unter https://www.waldviertel.at/a-alte-poststrasse-poeggstall). Die „Alte Poststraße“ – so die Straßenbezeichnung in Pöggstall – (im Weiteren L 7266) nehmen wir auch mit dem Rad. Sie führt uns über Sading und Grub auf eine Mountainbike-Route, die in die B 36 einmündet. Nun fahren wir über Martinsberg nach Gutenbrunn.
Gutenbrunn – Glasindustrie und Quellwasser
In Gutenbrunn gab es schon seit dem 17. Jahrhundert eine florierende Glasindustrie, die Joseph von Fürnberg weiter ausbaute. Ab 1787 wirkte hier der Glasschleifer Johann Joseph Mildner, der besonders durch seine Zwischengoldtechnik berühmt wurde. In Gutenbrunn ließ sich Fürnberg 1771 ein kleines Schloss errichten. Die Pfarrkirche geht auf eine hölzerne Bründlkapelle zurück, die von Wallfahrern in der Barockzeit gern besucht wurde. Das eisenhaltige Quellwasser wurde seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert als Kurmittel verwendet. Selbst Kaiser Franz I. nutzte die lindernde Wirkung des Wassers. Das Plateau rund um Gutenbrunn ist noch heute geprägt von dem Ausbau der Holzschwemme unter Joseph von Fürnberg. Die zahlreichen kleinen Bäche wurden in Teichen gesammelt, manche existieren noch, manche sind schon ausgetrocknet. Heute ist der größte von ihnen, der Edlesberger Teich, ein beliebtes Ausflugsziel; der wohl älteste Stausee in Niederösterreich – er wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts angelegt – war ein wichtiges Wasserreservoir für die mit der Schneeschmelze beginnenden Holzschwemme. Diesem Zweck dienten auch die anderen Teiche auf der Hochfläche, der Hanslteich oder der Stifterteich. Heute sind die Teiche nicht nur Zeugen für die neuzeitliche Forstwirtschaft, sie bieten sich auch als stimmungsvolle Plätze für ein Picknick an. Falls Sie noch immer nicht zu müde sind: Rund um den Edlesberger Teich führt ein idyllischer Wanderweg, der kaum Anforderungen an die Kondition stellt (https://www.niederoesterreich.at/a-see-waldweg).Text: Prof. Dr. Elisabeth Vavra