Museum zu Gast: das Wilhelmsburger Geschirr-Museum

© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto: Christa Stangl

© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl

 

Eingangsbereich
Eingangsbereich des Wilhelmsburger Geschirr-Museums (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

Wenn das Museum Niederösterreich mit 1. Juli 2020 endlich wieder seine Pforten für BesucherInnen öffnen darf, startet gleichzeitig eine neue Aktion. Alle zwei Monate wird unter dem Motto Museum zu Gast im Foyer des Museums eines der zahlreichen Museen in Niederösterreich vorgestellt.

Unser Bundesland besitzt mit derzeit mehr als 700 öffentlich zugänglichen Museen und Sammlungen, Gedenkstätten und Ausstellungshäusern, Themenwegen und Lehrpfaden die größte Dichte an Museen in Österreich. So unterschiedlich wie ihre Inhalte so unterschiedlich sind ihre Träger: alteingesessene Museumshäuser in Besitz von Gemeinden, Klöster, Vereine und ambitionierte Einzelkämpfer. Mit der Reihe Museum zu Gast soll dieser reiche kulturelle Schatz eine weitere Würdigung erfahren.

Mehr zur niederösterreichischen Museumslandschaft erfahren Sie unter:

https://www.noemuseen.at/besuch/was-ist-los-in-den-noe-museen/

 

Von der Winckhlmühle zum Geschirr-Museum

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Blick in den historischen Raum, der um 1900, wie das Foto im Hintergrund zeigt, als Schreibzimmer genutzt wurde (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl).

Das Wilhelmsburger Geschirr-Museum geht auf eine Privatinitiative zurück. 2006 erwarb der Schlossermeister Manfred Schönleitner die Winckhlmühle und begann mit der Restaurierung des historischen Gebäudes, das kurz vor dem Verfall stand. Bereits am 14. September 2007 konnte das neue Museum seine ersten BesucherInnen empfangen. Seit der Eröffnung wird die Einrichtung durch den Verein Wilhelmsburger-Geschirrmuseum ehrenamtlich betreut. Im September 2009 erhielt das Museum das Österreichische Museumsgütesiegel.

Das Museum zeigt auf einer Fläche von über 700 m² die Geschichte der Wilhelmsburger Steingutfabrik und ihrer Produkte. 2015 erfolgte eine Erweiterung der Ausstellungsfläche mit dem Wilhelmsburger Steingut-Schaudepot, Hier wird die Sammlung Kisch gezeigt: Während 40 Jahren hatte Berndt Kisch eine einzigartige Sammlung zusammengetragen, die nahezu alle Produkte der alten Steingut-Fabrik umfasst. Der Bestand konnte noch durch Dauerleihgaben und Schenkungen ergänzt werden. Den Herstellungsprozess dokumentieren alte Werkzeuge. Das Schaudepot ist nur an speziellen Führungstagen, etwa beim Museumsfrühling NÖ sowie für Gruppen nach Anmeldung zugänglich.

Das Museumsangebot wird seit 2016 durch das Wilhelmsburger Keramik-Studio ergänzt. In historischen Räumen werden hier u.a. Kurse an der Töpferscheibe angeboten. Auf einem Rundgang durch die historische Fabrikanlage kann man hautnah die alten Produktionsvorgänge nachvollziehen und die einstige Werksküche besichtigen sowie die wieder in Betrieb genommene Wasserkraftanlage.

Informationen zu Öffnungszeiten und aktuellen Aktivitäten finden Sie auf

https://geschirr-museum.at/cms/index.php

Daisy-Küche
Die Daisy-Küche (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

 

Vom Steingut zum Porzellan

Fertigung
Fertigungshalle (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

Die Geschichte der ehem. Österreichischen Sanitär-Keramik- und Porzellan-Industrie AG (ÖSPAG) begann schon zu Ende des 18. Jahrhunderts. Seit altersher wurde die Wasserkraft der Traisen für den Antrieb von Mühlen genutzt. So leitete man schon früh auf der Höhe von Göblasbruck den Mühlbach ab, um sein Wasser für diverse Handwerke zu nutzen, so auch für die Winckhlmühle in der Lödergasse (heute Färbergasse).

1795 erhielt Martin Leinwarther, ein Experte des Wedgwood-Verfahrens, die Erlaubnis zur Erzeugung und zum Verkauf von englischer Steingutwaren in St. Pölten. Seit etwa 1720 wurden Steingut ähnliche Produkte in England hergestellt. Die verarbeitete Masse bestand aus weißem Ton, dem Quarzmehl beigefügt wurde. Der so entstandene Scherben zeichnete sich durch helle Farbe aus und ermöglichte die Produktion dünnwandiger Ware, die dem teuren Porzellan ähnlich war. Josiah Wedgwood verbesserte das Verfahren noch durch den Zusatz von Kaolin. Ab etwa 1775 wurde Steingut auch in Deutschland produziert.

Leinwarther erwarb auch die Winckhlmühle und überließ sie dem befreundeten Ehepaar Johann und Franziska Eigner. Vermutlich noch im selben Jahr wurde hier mit der Produktion von Steingutwaren begonnen. In der Folge wechselten die Besitzer häufig. 1814 kaufte das Ehepaar Dojak die Produktionsstätte. 1826 wurde als Eigentümerin Juliana Hauschka eingetragen, nach deren Tod ihr Ehemann Franz Hauschka. Ihm folgten 1843 das Ehepaar Plank, 1851 Ignatz Wahlmüller und schließlich 1865 Rudolf und Aloisia Strohmayer: Sie begründeten die k.k. priv. Wilhelmsburger Steingut und Porzellanfabrik.

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Richard Lichtenstern (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)


Mit dem nächsten Besitzerwechsel begann die glanzvolle Zeit der Steingut-Fabrik: 1883 erwarb der Wiener Textilgroßhändler Heinrich Lichtenstern das Anwesen der Familie Strohmayer und kam damit auch in den Besitz des Werkes, das für ihn zunächst nur von zweitrangiger Bedeutung war. Er setzte einen Direktor zur Verwaltung ein. Als sein Sohn Richard in der 4. Klasse der Realschule scheiterte, schickte ihn sein Vater als Erziehungsmaßnahme nach Wilhelmsburg. Richard Lichtenstern (1870-1937) sollte dort eine Lehre absolvieren. Mit dem Ortswechsel fand Richard Lichtenstern) seine Berufung: Bereits nach wenigen Jahren übernahm er die Leitung der Fabrik und führte sie nach nur wenigen Jahren aus den roten Zahlen. Er machte aus dem defizitären Unternehmen die größte Steingut-Geschirrfabrik in Österreich-Ungarn. Waren 1883 nur fünf Arbeiter im Betrieb beschäftigt, so konnte die Beschäftigtenzahl bis 1914 auf 360 gesteigert werden. In der Folge erweiterte Lichtenstern den Betrieb: 1909 erwarb er die Sanitär-Steingutfabrik Rudolf Ditmars Erben in Znaim (Znojmo). 1912 fusionierte er mit der Sanitär- und Ziersteingutfabrik Brüder Urbach in Teplitz-Schönau (Teplice) zur Triptis AG. Die Wilhelmsburger Steingutfabrik verschwand für einige Jahre aus dem Handelsregister.

 

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Kaffee-Service, Wilhelmsburger Steingut, ART DEKO, 1930er Jahre (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie kaufte Richard Lichtenstern die Aktienmehrheit der Werke in Znojmo, Teplice und Wilhelmsburg wieder zurück. Wie viele Firmen in dieser Zeit hatte auch Lichtenstern mit Schwierigkeiten im Export zu kämpfen, da die alten Absatzmärkte weggebrochen waren. Es galt neue zu erschließen, und bald konnte man weltweit Steingut aus Wilhelmsburg erwerben. Ab 1922 begann die Produktion von sanitären Spülwaren. Ende der 20er Jahre waren mehr als 2000 Menschen in den drei Werken beschäftigt. Um den Absatzeinbruch durch die Weltwirtschaftskrise abzufangen, nahm man ab 1933 Erzeugnisse für die Gastronomie und Hotellerie in das Programm auf. Ab 1934 begann die Erzeugung von Porzellangeschirr.

Richard Lichtenstern schuf nicht nur Arbeitsplätze, er sorgte auch vorbildlich für seine ArbeiterInnen. So gründete er in Wilhelmsburg den ersten Arbeiter-Konsumverein. 1919 stiftete er den Sport- und Turnplatz, und 1929 finanzierte er den Bau des ersten öffentlichen Wannen- und Brausebads.

 

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Conrad H. Lester (Kurt H. Lichtenstern) (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

1937 starb Richard Lichtenstern. Die Nachfolge übernahm sein zweitältester Sohn Kurt H(einz) Lichtenstern (1907-1996), der bereits nach seiner Matura in den Familienbetrieb eingetreten war. Nach einem Studium im Ausland kehrte er nun nach Wilhelmsburg zurück. Seine Rückkehr war allerdings nur von kurzer Dauer. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste er fliehen. Während seines Aufenthalts in den USA nahm er den Namen Conrad H. Lester an. Im Zuge der Arisierung wurde die Wilhelmsburger Steingut-Fabrik in die Creditanstalt eingegliedert und mit dem Sanitärwerk Gmunden-Engelhof zur „Ostmark Keramik AG“ vereinigt.

Bereits vier Wochen nach Kriegsende begann im Werk wieder die Produktion. Die Fabriken in der Tschechoslowakei wurden durch die Regierung verstaatlicht. Das Wilhelmsburger Werk und das Sanitärwerk in Gmunden-Engelhof firmierten nun als Österreichische Keramik AG. 1947 gab die Creditanstalt die Aktienmehrheit wieder an die ursprünglichen Eigentümer, die Familie Lichtenstern, zurück. Allerdings durfte Conrad H. Lester als US-Staatsbürger sein in der sowjetischen Besatzungszone gelegenes Werk kaum besuchen. Das änderte sich erst mit dem Abschluss des Staatsvertrages 1955.

 

Die Marke Lilien-Porzellan entsteht

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Ein Verkaufsschlager: Daisy (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

Bereits 1950 hatte man wieder mit der Produktion von Porzellan begonnen. In Zeiten des beginnenden Wirtschaftswunders war die Bevölkerung auch bereit, mehr Geld für Konsumgüter auszugeben. Der Bedarf an gehobene Alltagsgüter stieg. Diesen Trend griff Conrad H. Lester auf. 1957 setzte der großzügige Umbau ein. Die total veraltete Produktionsstätte für Geschirrerzeugung wurde binnen einem Jahr durch eine 6000 m³ große Halle ersetzt, deren Einrichtung auf dem neuesten technologischen Stand war.

 

Daisy
Kaffee-Service, Lilien-Porzellan, Form Daisy Melange, 1959 (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

Dann ging es Schlag auf Schlag: 1959 entwickelten der Obermodelleur Josef Dolezal gemeinsam mit dem Wiener Geschirrgroßhändler Julius Slama die Form Daisy, die Aufbruchsstimmung und Lebensgefühl der 60er Jahre repräsentieren sollte. In den Wohnungen verschwanden die schweren, dunklen Möbel. Luftig, leicht sollte alles sein – auch das Geschirr. Das alles verkörperte das Service Daisy mit seinen Pastelltönen und der klaren, einfachen Formensprache. Die noch heute viele SammlerInnen anziehende Buntheit des Services verdanken wir Problemen in der Produktion. Es stellte sich als nahezu unmöglich heraus, die zarten Pastelltöne in einem einheitlichen Farbton zu erzeugen. Immer wieder kam es daher zu Reklamationen. Man entschloss sich schweren Herzens das Service als Daisy Melange anzubieten: Was zunächst eine Notlösung war, wurde zum Verkaufsschlager: Nicht ein Farbton bestimmte ab nun den Ess- oder Kaffeetisch, sondern die Farbenvielfalt der Kannen und Tassen. Um die KäuferInnen bei der Stange zu halten, garantierte man für 20 Jahre einen Nachkauf. Daisy gab es in sechs verschiedenen Farben sowie mit den Dekoren Feder und Raute.

Ab 1960 traten die Werke in Wilhelmsburg und Gmunden unter den Namen Österreichische Sanitär-Keramik und Porzellan-Industrie AG – kurz ÖSPAG – auf. Für die Porzellanprodukte wurde der Name Lilien-Porzellan aus der Taufe gehoben. Die Lilien wurden aus dem Wappen von Wilhelmsburg übernommen. Sie verweisen natürlich auch auf das Stift Lilienfeld. Erst Ende 1991 verschwand Daisy Melange endgültig aus den Katalogen von Lilien-Porzellan.

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Die Tellerstraße – hier wurde die Feldspatglasur händisch aufgebracht (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

 

Corinna – Dolly – Menuett – Dora

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Tee-Service, Lilien-Porzellan, Form Corinna weiß, Produktionsjahre 1961-1966 (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

1959 ging eine Neuschöpfung in Planung: das Service Corinna (ursprünglich unter dem Namen Flamingo). Der Betriebsassistent des Werkes in Gmunden-Engelhof, der akademische Keramiker Fritz Lischka, hatte die neue Form entwickelt. Diese überaus elegante Form gab es in weißen, gemusterten oder einfarbigen Ausführungen: Zunächst wurde das Service in Weiß und Pastellgrün (Seladon) angefertigt. Es gab allerdings nur ein Kaffee-, Tee- oder Mokkaservice. Die Prototypen für ein Speiseservice gingen nie in Produktion. 1961 wurde das Service auf der Wiener Messe vorgestellt. Die neue Form fand zwar allgemeine Bewunderung; in den Verkaufszahlen fand diese allerdings nicht den erwarteten Niederschlag. Vielleicht war die Zeit für die innovative Formgebung noch nicht reif. Immerhin wurde Corinna auf der 12. Triennale in Mailand 1960, die dem Thema Haus und Schule gewidmet war, für ihre Formgebung ausgezeichnet.

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Die Gussnähte mussten von Hand geputzt werden (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

1962 wurde die Produktpalette um die Farbe Taubengrau und die Dekore Tropfen, Feder, Raute und Blüte erweitert. Die größten Probleme bereitete das neue Service beim Brennvorgang. Da es für alle Produkte in Wilhelmsburg nur einen Brennofen gab, musste dieser extrem dünnwandige Scherben gemeinsam mit dickwandiger Ware zum Brennen eingebracht werden. Die Brenntemperatur hatte sich aber an der stärkeren Ware zu orientieren. Daher gingen viele Teile während des Brennvorganges zu Bruch. Nur 30% der eingebrachten Ware konnten als erste Wahl verkauft werden. Schließlich wurde die Produktion von Corinna 1967 eingestellt. Die elegante Form, die noch heute begeistert, hatte sich für eine Massenproduktion als ungeeignet erwiesen. 

Auf der Suche nach einem neuen Verkaufsschlager kreierte man 1963 die Form Dolly: Der Entwerfer war Josef Dolezal. Im Unterschied zu Daisy und Corinna wiesen die Kannen eine zylindrische Form auf. Preislich lag das Service zwischen den beiden angesiedelt. Der Dekor – Ocker mit Braun bzw. Weiß mit Braun – wurde in Siebdruck aufgebracht. Nur in der Schweiz erhältlich war eine Serie mit Schweizer Landschaften als Dekor. Voller Feuereifer für die neue Form verabsäumte man eine genaue Kalkulation der Produktionskosten. Letztendlich stellten sich diese als zu hoch heraus. Auch die Reduktion auf einfarbigem Dekor konnte daran nichts ändern. Nach wenigen Monaten wurde die Produktion eingestellt.

 

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Mokka-Service, Lilien-Porzellan, Form Dolly, weiß mit Siebdruck braun, 1963 (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

Etwas besser erging es der Form Menuett. Mit dem Entwurf griff man einen neuen Trend auf. Zahlreiche ausländische Firmen brachten nun wieder Formen mit Relief auf den Markt. Das zylindrisch reliefierte Kaffeeservice Menuett wurde erstmals auf der Industriemesse in Hannover 1962 der Öffentlichkeit präsentiert. Die ersten Teile entwarf noch Josef Dolezal. Nach dessen Pensionierung übernahm Anton Zahradnik die Gestaltung der Form Menuett. Menuett sollte sich als anspruchsvolle Haushaltsform positionieren. Was auch gelang. Die Form, die als Speise-, Kaffee-, Tee- und Mokkaservice auf den Markt kam, konnte sich bis 1976 behaupten. Die Teile wurden in Weiß, Noblesse grau, Noblesse Ocker, Scotch, Azur und Duo Schwarz/Grau produziert. Großhändler hatten die Möglichkeit eigene Farbvarianten zu bestellen.

Für die Wiener Herbstmesse 1966 wurde das Kaffeeservice Dora entwickelt. Man griff dazu auf die Formen von Daisy zurück und modifizierte diese. Die X-Form der Kannen wurde etwas gestreckt. Der Ausguss wurde dem der Serie Menuett angeglichen. Die erste Produktion wurde in Dunkelgrün ausgeführt. Deckel, Ausguss und Henkel blieben weiß, ebenso die Tasse und die Unterseite der Untertasse. Im folgenden Jahr kam die Farbe Beige dazu, 1970 dann die Dekore Donaugold und Mohnblume. Mit Dezember 1971 wurde die Modellreihe eingestellt.

Seit 1958 produzierte die ÖSPAG auch Hotel-Porzellan in verschiedenen Formen (Florian, Heidi, Josefine, Kantina, Alpenflora). Lilien-Porzellan war durch lange Jahre trotz mancher Rückschläge in Österreich der unumstrittene Marktführer. Immerhin konnten auch 10% der Produktion exportiert werden.

 

Der Anfang vom Ende

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Die Wilhelmsburger Geschirr-Fabrik (© Wilhelmsburger Geschirr-Museum, Foto Christa Stangl)

Zunehmend geriet die ÖSPAG aber immer stärker unter den Druck der ausländischen Konkurrenz. Um dem entgegenzuwirken, entschloss sich Conrad Lester 1967 dazu, die ÖSPAG in den Schweizer Konzern Keramik Holding AG Laufen einzubringen. Wie die ÖSPAG befand sich auch das Schweizer Unternehmen in Familienbesitz. Kontakte zwischen den beiden Familien bestanden schon seit langem. Noch existierte der alte Firmenname weiter. 1979 zog sich Conrad H. Lester auch als Vorsitzender des Aufsichtsrats zurück. Nach 32 Jahren wurde 1991 die Produktion der Form Daisy eingestellt. Der nächste Schlag traf den Wilhelmsburger Standort mit der Einstellung der Geschirr-Produktion 1997, ein Jahr nach dem Tod Lesters. Die Fabrikation wurde in das ebenfalls der Laufen Holding AG gehörende Werk Dvory in Tschechien verlegt. 1999 übernahm der spanische Roca-Konzern die Keramik Holding AG Laufen und damit auch die österreichischen Werke. 2003 wurde der Firmenname ÖSPAG im österreichischen Firmenbuch gelöscht.

Im zweiten Quartal 2020 stellte die Laufen Austria AG auch die Produktion von Sanitärwaren in Wilhelmsburg ein. Ein Teil der Produktion wurde nach Gmunden-Engelhof, ein Teil in angrenzende ausländische Standorte verlagert, der Mitarbeiterstand von 190 auf 60 reduziert. Wilhelmsburg bleibt Standort der Österreich-Zentrale für die Laufen Austria AG.

 

Text: Prof.in Dr.in Elisabeth Vavra

Literatur:
Gustav Otruba (Hg.): Vom Steingut zum Porzellan in Nieder-Österreich: Eine Firmenfestschrift zum 170jährigen Bestand des Werkes Wilhelmsburg der ÖSPAG, Wien 1966.
René Edenhofer, Lilien-Porzellan. Von der Keramik AG zur ÖSPAG, 2. Aufl. Deutsch-Wagram 2005.
René Edenhofer, Daisy – Liebling der Masse, 1959-1991, Deutsch-Wagram 2011.
Martina Fink – Manfred Schönleitner, Geschirr-Museums-Führer, Wilhelmsburg 2011.

 

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