Leopold Kogler

© NÖ Museum Betriebs GmbH, Foto: Theo Kust

Persönliche Perspektiven einer Vergangenheit

"In den vergangenen 40 Jahren habe ich mich jeweils für einige Jahre auf ein spezifisches Genre konzentriert. Zu Beginn meines künstlerischen Schaffens war es die Auseinandersetzung mit fotografischen Elementen und diversen Schrifttypen. Wichtig war mir auch das Prozesshafte. Schon damals habe ich jeweils kleinere und größere Werkblöcke geschaffen. In diese ersten Jahre fallen auch die 'Mullbinden-Bilder', ein Versuch textile Strukturen zu erzeugen. Aus einem starken Bewusstsein für die damalige Richtung, Kunst ohne Künstler zu schaffen, habe ich mich vom Erkennbaren entfernt und bin immer abstrakter und komplexer geworden.


Leopold Kogler, Abendgewitter, 1982, 45x60cm, Aquarell auf Papier
Zu Beginn der 1980er Jahre kommt es zu einem Bruch mit dem Seriellen und es kommt die Farbe massiv ins Spiel. Ist es zuerst die Beschäftigung mit der Entgrenzung der Malerei aus starren Formaten, den sogenannten Reißbildern, beginne ich hin zur Landschaft zu wenden. Die Darstellungen sind nicht mehr oder nur kaum als Felder, Wälder und Seen zu erkennen. Alles beginnt sich aufzulösen in ein visuelles Feld, das von flammenden Bewegungen, glühenden Farben und einer Hektik beherrscht wird, die nicht mehr zum Stillstand kommen will. Hin und wieder werden auch Collageteile in die Malerei eingebunden und der Versuch Aquarell und pastose Acrylmalerei zu verbinden.



Leopold Kogler, Nachtschatten, 1995,
160x75cm, Öl auf Leinen
In großen Schüben entstehen in den 1990er Jahren vielteilige Kleinformate, die in Kassetten gelagert werden. Als Motiv nehme ich die Landschaft im Spannungsfeld zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Das ist auch der Ausgangspunkt für die ersten Horizonte-Bilder, die rund um 2000 entstehen.
Kennzeichnend für diese großformatigen Bilder ist eine typisch moderne Erfahrung. Ob die Umgebung aus einem schnell fahrenden Zug oder Auto oder von einem fixen Ort wahrgenommen wird, verändert die Sichtweise. Es geht hier nicht sosehr um die Natur an sich, sondern die Wahrnehmung der Landschaft.

Ich gehöre zur Generation von Malern, die mit der Diskussion über das Ende der Malerei aufgewachsen ist. Gerade weil sie immer im Hintergrund vorhanden war, habe ich mich nie einer bestimmten künstlerischen Tradition verpflichtet gefühlt. Für mich war Malerei ein unerschöpfliches Reservoir an Bildern, Stilen, Mentalitäten und Möglichkeiten.



Leopold Kogler, Folias, 2016, 40x30cm, Emulsion auf Karton
Ab Mitte 2013 habe ich ein Verfahren entwickelt, die sogenannten Naturfotogramme.
Diese vielteiligen Bilderserien wie „Folia“ basieren aus der Auseinandersetzung mit der Fotografie und lichtempfindlichen Emulsionen.
Einerseits geht es hier um den Formenreichtum der Natur aber auch um das Verknüpfen der Herkunft der Blätter. Sie kommen aus allen Erdteilen und werden hier zu einem Kosmos arrangiert. Hier verschwindet auch der emotionale Gestus."



Text:
HR MMag. DDr. Leopold Kogler
http://www.leopold-kogler.at/

Die Ausstellung im Landesmuseum Niederösterreich "Leopold Kogler - Quell. Eine Retrospektive" ist noch bis 31. Juli 2016 zu sehen

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