Ausflüge mit Geschichte(n): Rund um St. Peter in der Au: weites Land, wirbelnde Gewölbe

Blick vom Plattenberg Richtung Sonntagberg (© Elisabeth Vavra)

Heute entführe ich Sie in das westliche Mostviertel. Besonders reizvoll ist die Region während der Blüte der zahllosen Birnbäume, aber auch zu anderen Jahreszeiten entwickelt sie einen eigenen Charme. Wege und Orte, die ich Ihnen vorstellen möchte, empfehlen sich je nach Kondition für Wanderungen, Radtouren oder, wenn man es bequem haben will, für eine kurzweilige Autotour. Unsere Reise beginnt in St. Peter in der Au – der Ort ist sicher so manchen von Ihnen noch von der Niederösterreichischen Landesausstellung 2007 bekannt.

Der Ausgangspunkt: St. Peter in Au

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St. Peter in der Au von St. Michael am Bruckbach aus (© Elisabeth Vavra)
St. Peter in der Au liegt westlich von Seitenstetten auf einer Terrasse über der Url. Zur Großgemeinde gehören heute auch die Orte St. Johann in Engstetten, St. Michael am Bruckbach und Kürnberg. Die erste urkundliche Nennung des Ortes erfolgte in einer Urkunde vom 19. Juni 1210. In diese Zeit fällt auch die planmäßige Anlage des Marktfleckens an einer Kreuzung alter Verkehrswege. Noch heute wird die Struktur des Siedlungsgebietes von der Pfarrkirche und dem daneben liegenden Schloss einerseits und dem West-Ost orientierten langgestreckten Marktplatz andrerseits bestimmt.

Das Verhältnis zwischen Herrschaft, Untertanen und Kirche verlief nicht immer spannungsfrei: Im 14. Jahrhundert waren hier Mitglieder der Sekte der Waldenser ansässig und unterhielten eine Bibelschule. 1397 wurden etwa hundert Waldenser als Häretiker in Steyr hingerichtet. Im 16. Jahrhundert schloss sich die Mehrheit der Bürger und Bauern dem Protestantismus an. Während des Bauernaufstandes 1596/97 hielten die Bauern den Grundherrn Wilhelm Seemann von Mangern im Schloss gefangen.

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Das Denkmal für den Operettenkomponisten Carl Zeller in St. Peter in der Au (© Elisabeth Vavra)
Erst als er ihnen die Rückgabe der alten Gewohnheitsrechte und Gewaltverzicht zusicherte, ließen sie ihn frei. Dennoch endete für viele die Sache allerdings tödlich: Trotz des zugesicherten Gewaltverzichts wurden ihr Anführer, der Amtmann Michael Beer und sein Schwager hingerichtet. Bis zur Bauernbefreiung 1848 mussten die Bauern jährlich zur Sühne Abbitte vor dem Schloss leisten.

St. Peter in der Au hat aber nicht nur aufmüpfige Untertanen hervorgebracht: Am 19. Juni 1842 erblickte hier der Operettenkomponist Carl Zeller als Sohn eines Arztes das Licht der Welt. 

Der Markt hätte viel Sehenswertes zu bieten: das von der Renaissance geprägte Schloss mit seinem Landschaftsgarten etwa, die daneben liegende spätgotische Wehr- und Pfarrkirche St. Peter und Paul mit ihrer bemerkenswerten Ausstattung (u. a. ein sezessionistischer Hochaltar) oder die zahlreichen interessanten Häuser, die den Marktplatz säumen. Diesmal soll der Markt aber nur Ausgangs- bzw. Endpunkt unseres Ausfluges sein.

 

Eine kleine Runde über St. Michael am Bruckbach

 

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Der Kirchweiler St. Michael am Bruckbach (© Elisabeth Vavra)
Wer nur einen kurzen Spaziergang machen will, dem empfehle ich eine Rundwanderung nach St. Michael am Bruckbach (Karte: https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/runde-st.-peter-st.-michael-am-bruckbach/24791401/). Von der Amstettner Straße abzweigend nimmt man zunächst die Bachnerstraße. Der anschließende Wanderweg ist mit der Nr. 352 ausgeschildert. Er führt abseits der Landesstraße durch sanft hügeliges Gelände hinauf zu dem 568m hoch gelegenen Ort St. Michael und wenn man noch weiter will, zur Hubertuskapelle. Von hier öffnet sich der Blick über das Alpenvorland weit hinein in das Wald- und Mühlviertel.

 

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Der hl. Michael beschützt den Ort: Hochaltar von 1631, ein Werk des Bildhauers Wendelin Perg (© Elisabeth Vavra)

 

Der kleine Kirchweiler war bis 1971 eine selbständige Gemeinde. Das eher seltene Patrozinium der Kirche lässt vermuten, dass bei der Kirchengründung das Bistum Bamberg in Franken seine Hände im Spiel hatte. Eine beträchtliche Anzahl von Höfen musste auch diesem Bistum ihren Zehent (= zehnprozentige Abgabe) in Form von Naturalien oder Geld abliefern. Ab 1142 unterstand die Kirche dann dem Stift Seitenstetten. Während des Einfalls der ungarischen Truppen unter Mathias Corvinus war die Kirche mit habsburgischen Truppen besetzt, die sich heftige Kämpfe mit den Gegnern lieferten. Daher musste das so entweihte Gotteshaus am 30. Dezember 1487 neu geweiht werden. Um 1500 begann man mit dem Neubau der Kirche. Interessant sind die 1631 aufgerichteten Altäre: wunderschöne Beispiele frühbarocker Altarbaukunst. Wir kennen auch ihre Schöpfer: Es waren der Bildhauer Wendelin Perg und der Maler Martin Michor, beide in Passau tätig. Der Seitenstettner Abt Bernhard Placidus musste tief in die Tasche greifen: Die drei Altäre kosteten 1010 Gulden.
Wenn man zu Fuß unterwegs ist, bietet sich als Abstieg nach St. Peter in der Au der Wanderweg Nr. 353 an. Er führt uns zum Schenkhof und weiter über das Bannholz und das Burgholz zurück in den Markt.

 

Viele Wege führen auf den Plattenberg

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Die Kaiserin Elisabeth-Warte auf dem Plattenberg (© Elisabeth Vavra)

Ist man mit dem Fahrrad oder dem Auto unterwegs, so muss der Ausflug noch nicht zu Ende sein. Man kehrt nun von St. Michael auf die L 5230 (Urltal-Straße) zurück. Nach ca. 6 km zweigt eine Straße in das Dobratal ab. Die L 6258 führt mitten durchs Bauernland direkt zu unserem nächsten Ziel, dem Plattenberg mit der Kaiserin Elisabeth-Warte (http://www.elisabethwarte.at/).

Ist man zu Fuß unterwegs und verzichtet auf St. Michael am Bruckbach, so führt der Wanderweg Nr. 354 oder 355 von St. Peter in der Au auf den Plattenberg. Wer über gute Kondition und Ausdauer verfügt, schafft vielleicht auch den Abstecher nach  St. Michael am Bruckbach. Von dort führt der Wanderweg Nr. 454 in gut 2 Stunden auf den Plattenberg.

Auf dem Plattenberg (750 m) angelangt, muss man nicht einmal die 82 Stufen der Warte erklimmen, um eine prächtige Rundumsicht zu genießen. Man hat freie Sicht auf die Hügelketten des Mühl- und Waldviertels im Norden; vom Sonntagberg im Südosten schweift der Blick bis zum Reichraminger Hintergebirge, dem Sengsen- und Toten Gebirge im Südwesten. An ganz klaren Tagen im Herbst kann man in der Ferne sogar den Traunstein erkennen.

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Mundschutz ist in Corona-Zeiten angesagt: Büste Kaiserin Elisabeth, ein Werk des Bildhauers Paul Kohl (© Elisabeth Vavra)
Bereits 1874 gab es auf dem Plattenberg eine Aussichtsplattform. 1897 gründete Hans Blank, k.k. Landesgerichtsrat, die Sektion St.Peter/Au-Seitenstetten des Österreichischen Touristenclubs. Er initiierte den Bau der Kaiserin Elisabeth-Warte, der 1899-1900 ausgeführt wurde. Zur Eröffnung am 23. September 1900 kamen an die 2.000 Besucher. Ein Jahr später wurde eine kleine Schutzhütte errichtet. In der Folge ging die Warte in den Besitz des Österreichischen Alpenvereins über (1927, Sektion Österreichischer Gebirgsverein). 2017 wurde die Warte saniert und an der Westseite eine Kletterwand errichtet (Rock the Sissi). Heute ist der Plattenberg ein Paradies für Wanderer und Montainbiker. Selbst für Kinder wurde eine ihrem Können entsprechende Mountainbike-Strecke eingerichtet.

Für leibliches Wohl sorgt der Plattenwirt (Achtung! Ruhetage am Montag, Donnerstag und Freitag). Bei der Wahl der Speisen sollte man unbedingt die tagesaktuellen Mehlspeisen berücksichtigen: Birnenkuchen oder Himbeertörtchen sind einfach ein Gedicht!

Wenn man mit dem Rad oder Auto unterwegs ist, lohnt es sich noch den Kirchweiler Kürnberg zu besuchen. Auch er war bis 1971 eine selbständige Gemeinde. Die Anfänge der Kirche reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Nach einem Brand 1771 erhielt der Bau sein heutiges Aussehen.

Hinunter nach Weistrach

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Weistrach, „das schönste Nest im Mostviertel“ (© Elisabeth Vavra)

Für den Abstieg würde ich den Weg nach Weistrach empfehlen (Weistracher Mostwanderweg Nr. 350/356). Er führt über den Goldberg, das Anthofergut (Kreuzung mit der B 122 – Voralpenstraße) zur Siemayrkapelle in den Ort.

Das Ortszentrum wird durch die dem hl. Stephan geweihte Pfarrkirche bestimmt, der man einen Besuch abstatten sollte. Das Langhaus der spätgotischen Hallenkirche wurde um 1515 errichtet. Beeindruckend ist sein reiches Schlingrippengewölbe. Feuchtmüller vergleicht die Rippenschleifen mit den Faltenbahnen donauländischer Plastik oder Malerei.

 

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Das reiche Schlingrippengewölbe mit den stalaktitenförmig herabhängenden Rippenanläufen, um 1515 (© Elisabeth Vavra)
Den Chor überspannt ein kreis- und kassettenförmiges Rippengewölbe. Die Verselbständigung des Gewölbes wird im Bereich des Triumphbogens auf die Spitze getrieben: Die Anläufe am Triumphbogen hängen zapfenförmig frei in den Kirchraum und benötigen keinerlei Stützen mehr. Heute gilt die Pfarrkirche von Weistrach in der kunsthistorischen Literatur als Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss einer Epoche. Die Einrichtung der Kirche ist neugotisch. Das neben der Kirche liegende Gemeindeamt war ursprünglich die Schule des Ortes, die zur Zeit Maria Theresias 1758-61 errichtet wurde.

1990 wurde der Kulturhof Weistrach eröffnet, dessen Stadel als Konzerthalle genutzt wird. Im Kulturhof ist auch die Blau-Gelbe Viertelsgalerie untergebracht, deren Ausstellungen sich mit der zeitgenössischen österreichischen Kunst beschäftigen.

Für die Weitwanderer, die sich von St. Peter an der Au aus aufgemacht haben, führt von Weistrach der Wanderweg Nr. 356 zurück an den Ausgangsort.

 

 

Noch ein möglicher Abstecher: St. Johann in Engstetten

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St. Johann in Engstetten, Blick in den Chorraum mit dem 2016 wieder freigelegten Fresko von Lydia Roppolt (© Elisabeth Vavra)

Etwa 4 km nordöstlich von Weistrach entfernt liegt der Kirchweiler St. Johann in Engstetten. Die Geschichte der Siedlung reicht in das beginnende 12. Jahrhundert zurück. Im südlichen Ortsteil liegt die Pfarrkirche. Die spätgotische Hallenkirche wurde über einen romanischen Vorgängerbau errichtet. Um 1500 entstand das zweischiffige Langhaus, dessen Gewölbe von einem Pfeiler getragen wird. Nach einer durchgreifenden Restaurierung 2016 ist nun auch wieder das 1960 in al secco Technik ausgeführte Hochaltarbild der Künstlerin Lydia Roppolt zu sehen. Die expressionistisch-naiv gemalte Kreuzigung stieß bei der Bevölkerung auf massive Ablehnung. Man verhüllte sie daher gleich nach ihrem Entstehen durch einen Vorhang. An der rechten Seitenwand hängt das ehemalige barocke Hochaltarbild, eine Taufe Christi, 1792 von Martin Johann Schmidt (Kremser Schmidt) gemalt.  

Lydia Roppolt wurde 1922 in Moskau geboren. Ihr Studium absolvierte sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ihre Lehrer waren Sergius Pauser, Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl. Bekannt sind vor allem ihre Arbeiten in Glas. Ihre Karriere begann mit dem Gewinn des Wettbewerbes für die Glasfenster der Bindermichl-Kirche in Linz 1955. In der Folge schuf sie Glasfenster für zahlreiche Kirchen im In- und Ausland, etwa für Oberwang, wo sie auch seit 1979 ihr Atelier hatte, für Kirchdorf an der Krems, für Pfandl, für die Autobahnkirche Haid in Ansfelden, für die Ruprechtkirche in Wien und für die 1969 geweihte Verkündigungsbasilika in Nazareth (Israel).

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Keine Angst, er schaut nur furchterregend aus (© Elisabeth Vavra)

Noch ein Stopp: Krenstetten

Schlingrippengewölbe im lichtdurchfluteten Chor, um 1510/20 (© Elisabeth Vavra)

Ist man nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, sollte man auf der Rückfahrt über die Voralpenbundesstraße (B 122) noch einen Abstecher nach Krenstetten machen. Der kleine Ort liegt westlich von Aschbach-Markt. Sein Name taucht erstmals in der Gründungsurkunde des Stiftes Seitenstetten 1116 auf. Mit dieser übertrug Bischof Ulrich von Passau den Benediktinern die große Pfarre Aschbach mit den Filialkirchen Allhartsberg, Biberbach und Krenstetten. Obwohl keine selbständige Pfarre, besaß Krenstetten von Anfang an das Begräbnisrecht. Im Gegensatz zum kleinen Kirchsprengel steht der große Kirchenbau mit seiner prächtigen Ausstattung. Das Langhaus der spätgotischen Staffelkirche war 1441 vollendet. Um 1510/20 erfolgte der Neubau der lichtdurchfluteten Chorhalle. Die reichen ungewöhnlichen Gewölbeformen ermöglicht die flache Ausbildung der Decke. Sie werden aus geraden oder übereck gestellten Quadraten mit Rippenkreuz und Viertelkreisbogen gebildet. Der Chor entstand im Einflussbereich der Steyrer Bauhütte.

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Sog. Gänselaltar, um 1520 entstanden (© Elisabeth Vavra)
Reste der ursprünglichen spätgotischen Ausstattung befinden sich heute in der Stiftsgalerie Seitenstetten (Flügel des Hochaltares). Das große Frauenbild – die zentrale Schreinfigur des Hochaltars – hat es bis nach Boston verschlagen (Museum of Fine Arts). In der Kirche verblieb der Schrein des sogenannten Gänselaltars, der teilweise im 19. Jahrhundert ergänzt wurde (z. B. das Gesprenge). Er entstand um 1520. Anlässlich der Erhebung Krenstettens zur Pfarre 1862 ließ der Seitenstettner Abt Ludwig Ströhmer den barocken Hochaltar durch einen neugotischen ersetzen. Angefertigt wurden die Skulpturen durch den k. k. Hofbildschnitzer Johann Rint in Linz.   

Grund für den großen Kirchenbau mit seiner einstmals üppigen Ausstattung war die Bedeutung Krenstettens als Marienwallfahrtsort. Die Anfänge der Wallfahrt liegen im Dunkeln. Zu spärlich fließt das Urkundenmaterial. Man vermutet, dass ihre Anfänge auf das 14. Jahrhundert zurückgehen. Im 15. Jahrhundert muss sie bereits in voller Blüte gestanden sein, sonst wäre der Kirchenneubau weder notwendig noch finanzierbar gewesen.

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Das Gnadenbild von Krenstetten, um 1410/20 (© Elisabeth Vavra)
Die Ursprungslegende ist nicht besonders originell; in dieser Form kennen wir sie von so manchen anderen Wallfahrtsort: ein wandelndes Kultbild, das immer wieder an seinen angestammten Platz zurückkehrt. Hier in Krenstetten spiegelt sich darin auch die Konkurrenz zum nahe liegenden Markt Aschbach: Die Bürger von Aschbach sahen neidisch auf die blühende Wallfahrt in Maria am Anger (= Krenstetten). Eines Nachts machten sie sich daher auf, stahlen das Marienbild und stellten es in ihrer Pfarrkirche auf. Am nächsten Tag allerdings war der Platz leer. Die Mutter Gottes war in ihr geliebtes Krenstetten zurückgekehrt. Bei ihrer Heimkehr hatten die Glocken von selbst zu läuten begonnen. Dreimal versuchten die Aschbacher noch in den Besitz des Gnadenbildes zu gelangen – ohne Erfolg. Jedes Mal kehrte Maria nach Krenstetten zurück.

Nach der Reformation gründete Abt Gabriel Sauer zur Belebung der Wallfahrt eine Rosenkranz-Bruderschaft. Das ehemalige Altarbild der Rosenkranz-Bruderschaft hängt heute über dem Sakristeiportal. Zumindest seit 1722 gab es jeweils am Montag vor Pfingsten die sogenannte Schauerprozessionen, an denen die Bauern und ihr Gesinde aus den zehn umliegenden Pfarren teilnahmen. Die Gebete sollten Schauer (= Unwetter) von der Ernte abwenden.

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Der die Kanzel tragende Engel. Die Kanzel ist ein Werk des Bildschnitzers Hans Seiz, 1636 (© Elisabeth Vavra)

Die Wallfahrt besteht bis heute. Alljährlich pilgern am Sonntag vor Pfingsten Gläubige aus Allhartsberg, Aschbach, Biberbach, Kematen-Gleiß, Neuhofen, Seitenstetten, Sonntagberg, Wolfsbach und Zeillern zu Fuß nach Krenstetten.

Besonders reizvoll ist die ursprünglich für die Seitenstettner Stiftskirche geschaffene Kanzel, die 1703 ihren Platz in Krenstetten fand. Sie entstand 1636 und vereint in ihrem ikonographischen Programm Züge der Renaissance mit solchen des Frühbarocks. Christus als Weltenherrscher, begleitet von den Posaunen blasenden Engeln des Jüngsten Gerichts, steht auf dem Aufbau des Schalldeckels, der an prominenter Stelle mit dem Wappen des Auftraggebers, des Seitenstettner Abtes Placidus Bernhard, besetzt ist. Den mächtigen Kanzelkorb trägt eine kraftstrotzende Engelsfigur. Sie weckt Erinnerungen an den Titan Atlas: So wie dieser in der antiken Mythologie das Himmelsgewölbe am westlichsten Punkt der Welt auf seinen Schultern getragen haben soll, so trägt der Engel nun den Kanzelkorb und mit ihm die Evangelisten, die die Kanzelbrüstung zieren. Hermen, Masken und Fruchtgehänge sprechen noch die Sprache der Spätrenaissance, die Engel, die sich am Schalldeckel tummeln, lassen bereits das aufkommende Barock erahnen.  

 

 

Text: Prof.in Dr.in Elisabeth Vavra

Literatur:
Susanne Slattery, Ein Führer durch die Marktgemeinde St. Peter in der Au, St. Michael am Bruckbach, St. Johann in Engstetten und Kürnberg, St. Peter in der Au 2010.
Heimo Cerny (Hg.), Amstetten und seine Gemeinden, Wien 2006.
Jacobus Tisch, St. Michael am Bruckbach (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 437), St. Peter 2005.
Bundesdenkmalamt (Hg.), Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1: A bis L, Horn-Wien 2003 (Krenstetten).
Bundesdenkmalamt (Hg.), Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich südlich der Donau, Teil 2: M bis Z, Horn-Wien 2003 (St. Peter in der Au mit den Orten im Gemeindegebiet Kürnberg, St. Johann in Engstetten und St. Michael am Bruckbach; Weistrach).
Benedikt Wagner, Pfarr- und Wallfahrtskirche zu Unserer Lieben Frauen Himmelfahrt in Krenstetten (Christliche Kunststätten Österreichs Nr. 309), St. Peter 1997.
Alois Tempelmayr, Geschichte von St. Michael am Bruckbach:1142-1993, St. Peter in der Au 1996.
Alois Tempelmayr, Geschichte von St. Johann in Engstetten:1110–1970, St. Peter in der Au 1987.
Verein zur Heimatkundlichen Forschung im Bezirk Amstetten (Hg.), Die Gemeinden des Amstettner Raumes. Von der Vergangenheit zur Gegenwart, Amstetten 1988.
Franz Eppel, Die Eisenwurzen, Salzburg 1968.
Rupert Feuchtmüller/Benno Ulm, Architektur des Donaustils im Raum von Wien, Steyr und Admont, in: Die Kunst der Donauschule 1490–1540, OÖ Landesausstellung 1965, Seite 217-234.

Tourenvorschläge (mit Wanderkarten):
Freytag & Berndt Wander-Rad-freizeitkarte WK 052 Mostviertel Strudengau Donauland
Von St. Peter in der Au auf den Plattenberg:
https://www.bergfex.at/sommer/niederoesterreich/touren/wanderung/14752,st-peter--kaiserin-elisabeth-warte/
Von St. Peter in der Au nach St. Michael am Bruckbach:
https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/runde-st.-peter-st.-michael-am-bruckbach/24791401/
Von Weistrach auf den Plattenberg:
https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/oberoesterreichische-voralpen/plattenberg-750-m-und-elisabethwarte-mostviertel-n.oe/27608954/#dm=1&dmdtab=oax-tab3
https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/plattenberg-750-m-und-elisabethwarte-mostviertel-n.oe/27608954/
Rundwanderung um den Plattenberg:
https://www.outdooractive.com/de/route/wanderung/mostviertel/plattenberg-und-zettelgraben-n.oe.-mostviertel/33216346/#dm=1&dmdtab=oax-tab3
Wanderkarten gibt es in den Gemeindeämtern von St. Peter in der Au und Weistrach

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