Asperl

© NÖ Museum Betriebs GmbH, Foto: Monika Schaar-Willomitzer
Mespilus Germanica

Mispel, Aschperl, Eschpal, Eschperl, Hundsärsch

Asperl im Museumsgarten, Foto: M. Schaar
Die allerletzte Ernte des Jahres steht im Obstgarten an, wenn die Mispeln bronze-glänzend auf den kahlen Ästen hängen, nachdem bereits die ersten Fröste den Winter angekündigt hatten.
Eigentlich schade, dass nur mehr wenige der sehr attraktiven Mispel-Gehölze heutzutage noch in den Gärten, wie etwa dem Landesmuseumsgarten, zu finden sind (nein, die Zweige, die zu Weihnachten dekorativ herumhängen und unter denen gerne geküsst wird, sind keine Mispeln, sondern Misteln).
Im Mittelalter,  da waren Mispeln beliebte Obstbäume in Kloster- und Bauerngärten, jetzt wissen nur mehr wenige Interessierte, was denn das für bizarren Früchte sind, die fallweise ab Ende Oktober auf Märkten angeboten werden und wie köstlich diese schmecken. Allerdings ohne  die ledrige behaarte Schale und erst, wenn sie bereits gefroren waren. Dann wird das Fruchtfleisch weich und angenehm süß-säuerlich. Man kann es einfach aus den goldbraunen Schalen zuzeln, oder aber zu Marmelade, Gelee, Likör und Schnaps verarbeiten. Oder zu Asperl-Käse. Oder wie Schlosserbuben backen. Früher wurden Mispeln gern anderen Fruchtaufstrichen beigemischt, weil die Marmelade dank des hohen Pektin-Gehalts der Asperl besonders gut gelierte.


Asperl als Volksmedizin

Mispeln schmecken aber nicht nur fein, sie sind auch sehr gesund. Seefahrer haben sie schon vor langer Zeit wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehalts gegen Skorbut eingesetzt. Hildegard von Bingen empfahl den Verzehr von Asperln zur Blutreinigung, ihr hoher Gehalt an Gerbstoffen macht den Verzehr harntreibend und verdauungsfördernd.
Die entzündungshemmende Wirkung der Mispel wird auch heute noch genutzt, etwa bei Nieren und Harnwegsentzündungen oder Gastritis und Morbus Crohn.
Außerdem verlangsamt der Genuss von Asperln Verkalkungsprozesse und kann deshalb Arterienverkalkung vorbeugen.
Und die Volksmedizin weiß: Gurgeln mit einem Absud aus Mispel-Blättern hilft bei Mandelentzündungen und Entzündungen in der Mundhöhle.


Mispeln als Ziergewächs

Asperl, Foto: M. Schaar
Mispeln sind das ganze Jahr über attraktiv, auch für kleinere Gärten. Der Mispelbaum stammt ursprünglich aus Klein- und Mittelasien. Er gehört wie die meisten heimischen Obstarten zu den Rosengewächsen. Wilde Mispeln sind spärlich mit Dornen bewehrt, unsere kultivierten Gartensorten sind aber dornenlos, baum- oder strauchartig, bis zu sechs Meter hoch und lieben sonnige Plätze.
Mispelgehölze bilden große, breite Kronen mit prächtigem, grünem Laubwerk. Zwischen den zungenförmigen Blättern lugen im späten Frühjahr weiß-rosa Blüten hervor. Gegen Ende Oktober werden dann die exotisch anmutenden kelchförmigen Früchte reif. Sie ähneln rauschaligen Äpfeln, haben aber am unteren Ende eine Öffnung mit mindestens vier abstehenden Fasern. Asperln sind botanisch gesehen Scheinfrüchte, sogenannte Sammelnussfrüchte mit zwei bis fünf rötlichen Kernen. Die Früchte hängen über den Laubfall hinaus an den Triebenden. Ihre ledrige, behaarte Schale färbt sich gelb bis orange-braun. Die Mispeln sind zu diesem Zeitpunkt aber noch steinhart und schmecken wegen ihres hohen Gerbsäuregehalts sehr herb. Der Gerbstoff in der Rinde und in den Blättern ist übrigens so hoch, dass diese früher zum Gerben verwendet wurden.

Ein Tipp: Wer mit der Ernte der Asperl nicht warten will, bis die Temperaturen unter Null sinken, legt die Früchte für vier Stunden ins Tiefkühlfach – nach dem Auftauen sind sie weich, duften nach Most und können weiterverarbeitet werden.
Auch die heimische Tierwelt liebt Mispeln, etwa als Brutgehölz. Amsel, Ringeltaube und Kernbeißer mögen die Früchte. Wespen und Bienen umschwirren im Frühjahr die pollenreichen Blüten.

Mispel-Rezepte

Mispeln werden zu feinem Schnaps gebrannt, zu Marmeladen verkocht, aber auch zu
Asperlkäse
Die reifen, weichen Früchte ausdrücken, das Mus durch ein feines Sieb streichen. Für ein Kilo Fruchtbrei drei Viertel Kilo Zucker dazurühren, zu einem festen Brei kochen. In flache Gefäße füllen, erkalten lassen. Schmeckt als Naschwerk zwischendurch oder fruchtiges Beiwerk zu Wildgerichten.


Gebackene Mispeln
Entkernte, gehäutete Früchte mit einem Sud aus Weißwein, Zucker, Gewürznelken, Sternanis, Vanille, Zimt und Ingwer übergießen, zehn Minuten im Rohr dünsten, über Nacht im Sud erkalten lassen. Abtropfen, mit einer Mischung aus Mandeln, Nüssen, Pistazien und Marmelade füllen, Öffnung mit Marzipan verschließen. Bis zur Weiterverwendung einfrieren. Dann durch einen Weinteig ziehen und frittieren.


Text von der Journalistin Beate Steiner

Objekt des Monats November, Foto: F. Röper
Quellen: www.heckipedia.at
www.hortipendium.de
www.heilkraeuter.de

Ein weiterer Text zur Mispel/Asperl von Andrea Benedetter-Herramhof ist hier zu finden: http://landesmuseum.blogspot.co.at/2014/11/die-mispel-asperl-ein-altes-beinahe.html

Das Objekt des Monats November 2014 ist das Asperl: http://www.landesmuseum.net/de/kulturvermittlung/individualbesucher/objekt-des-monats/Asperl

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