Sterlet

© NÖ Museum Betriebs GmbH, Foto: Andi Giesswein

Fisch des Jahres 2014

Der kleinste heimische Stör rückt ins Zentrum der Aufmerksamkeit

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Mittellaufbecken mit Sterlet,
© Landesmuseum Niederösterreich, Foto: B. Gramm
Die Ursprünge unserer heutigen Störe liegen unglaubliche 200 Millionen Jahre zurück, in der Blütezeit der Dinosaurier. Als der bekannte Archaeopteryx seine ersten Flugversuche machte, gab es bereits seit 50 Millionen Jahre Störe! Selbst die gigantische Aussterbewelle vor rund 65 Millionen Jahren haben diese Fische überlebt.
Im 21. Jahrhundert könnten diese Erfolgsmodelle der Evolution aber scheitern. Denn heute übernimmt der Mensch die Rolle von einschlagenden Kometen.

Die Störe der Donau …

Waxdick © Landesmuseum Niederösterreich,
Foto: M. Schaar
Ursprünglich lebten mit dem Sterlet noch vier andere Störarten in der niederösterreichischen Donau. Drei von ihnen (Hausen, Waxdick, Sternhausen) waren aber nur Gäste auf Zeit. Sie kamen aus dem Schwarzen Meer und wanderten die Donau nur zum Ablaichen hinauf. Die größten Exemplare mit bis zu 8 m Länge und 1500 kg Gewicht brachten der Hausen hervor!

… und ihr Niedergang

Die Störe der Donau waren schon weit vor der Römerzeit begehrte Beute. Mit Netzen, Angeln und Sperrsystemen wurde ihnen nachgestellt. Im 16. Jahrhundert sollen an manchen Marktagen in Wien bis zu 450 Hausen mit einem Gesamtgewicht von rund 50 t angeboten worden sein. Spätestens ab dem beginnenden 19 Jh. zeigten sich aber deutlich die Folgen der Überfischung. Während 1830 am Wiener Fischmarkt noch täglich bis zu 15 Störartige angeliefert wurden, waren sie um 1850 am Markt nur noch Raritäten. Ab 1899 schienen die größeren Störarten in den Marktberichten Wiens nicht mehr auf.

Der letzte von fünf

Heute sind die aus dem Schwarzen Meer heraufziehenden Störe durch die Donaukraftwerke endgültig von ihren Laichgründen abgeschnitten.
Geblieben ist der Sterlet. Er ist mit maximal 1 m Länge die kleinste Störart. Als Süßwasserbewohner kann er sich in der durch Kraftwerke unterteilten Donau halten.
Die von ihm bevorzugten Donauabschnitte mit deutlicher Strömung findet er innerhalb Österreichs aber nur noch in der Wachau und im Nationalpark Donau-Auen unterhalb von Wien.

Urtümliches Aussehen

Wie seine nächsten Verwandten hat auch der Sterlet (Acipenser ruthenus) ein „urtümliches“ Aussehen. Die unsymmetrische Rückenflosse erinnert ein wenig an die mancher Haie. Kräftige Knochenplatten verlaufen in fünf Reihen über dem Körper und verleihen ihm ein wehrhaftes Äußeres.
An der Unterseite ihrer spitz auslaufenden Schnauze findet sich die Mundöffnung, die ausstülpbar ist. Vor ihr liegen 4 fadenartige Barteln. Diese Sinnesorgane, die beim Sterlet an der Spitze ausgefranst sind, helfen beim Aufspüren von Bodenkleintieren wie Würmern, Krebsen, Weichtieren und kleinen Fischen.
Photos.com, Foto: Mijau

Botschafter für eine andere Zeit

Damit eine 200 Millionen Jahre dauernde Erfolgsgeschichte nicht in unserer Zeit zu Ende geht müssen nicht die Störe ihr, sondern wir unser Verhalten ändern. Wasserkraft wird zu den erneuerbaren, also „guten“ Energiegewinnungsmethoden gezählt. Doch auch sie hat ihre Opfer. Ihre Kosten sind eine Zerschneidung und Veränderung heimischer Gewässer. Ein sparsamer, bewusster Umgang mit Energie ist sicher „fischfreundlicher“, als ein weiterer Ausbau.
Und schon zu den kommenden Festtagen können wir den uralten Botschaftern aus der Dinosaurierzeit unsere Referenz erweisen. Eine festliche Weihnachtstafel, ein beschwingter Jahreswechsel kommt doch sicher auch ohne Kaviar, den verarbeiteten Störeiern, aus!?
Text: Mag. Norbert Ruckenbauer
Literaturhinweis:
• Gerstmaier, R.; Romig T. (2003) Die Süßwasserfische Europas für Angler und Naturfreunde. Franckh-Kosmos Verlag
http://www.oekf.at/oekf-aktuell/oekf-aktuell/ (Stand 10.12.2013)
• Mikschi, Ernst (2006) Vom Hausen und der Donau. pp. 134 – 139. In: Bauer, Martina; Ebner Horst (2006) „Echt tierisch. Was sieht der Mensch im Tier“ Ausstellungskatalog Heldenberg in Kleinwetzdorf.
• Waidbacher H. (2002) Niederösterreichische Fischfauna – eine bemerkenswerte Artenvielfalt. pp. 196 – 197. Aus: Niederösterreichisches Landesmuseum (Hrsg. ) (2002) Natur im Herzen Mitteleuropas. Landesverlag, St. Pölten

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