Zeit Kunst NÖ St. Pölten

© NÖ Museum Betriebs GmbH, Foto: Christoph Fuchs

FRANZ XAVER ÖLZANT. IDEE – PROZESS - FORM

 bis 23/08/2015
Buchpräsentation mit Elisabeth Voggeneder,
Franz Xaver Ölzant und Alexandra Schantl
© Foto: Gerald Lechner
Am Sonntag, dem 17. Mai 2015, fand im Rahmen des Internationalen Museumstages in Anwesenheit des Künstlers ein gut besuchtes Begleitprogramm zur Ausstellung "Franz Xaver Ölzant. Idee - Prozess - Form" statt, die in der Shedhalle St. Pölten noch bis 23. August 2015 zu sehen ist.

Alexandra Schantl, die künstlerische Leiterin der Zeit Kunst Niederösterreich, präsentierte die von ihr herausgegebene, 304 Seiten umfassende Monografie "Franz Xaver Ölzant", Band 10 aus der Schriftenreihe der Zeit Kunst Niederösterreich, mit dem Ziel, das Werk des Künstlers von seinen Anfängen in den 1950er Jahren bis zur Gegenwart aufzuarbeiten und die Personalausstellung nachhaltig zu dokumentieren. So enthält die reich bebilderte Publikation auch zahlreiche, von Christoph Fuchs festgehaltene Raumansichten der Schau. Neben einem von Alexandra Schantl geführten Interview mit dem Künstler stammen zusätzliche Textbeiträge von der Kuratorin Elisabeth Voggeneder, die die künstlerische Entwicklung Franz Xaver Ölzants beleuchtet, und von Silvie Aigner, die jene Arbeiten im öffentlichen Raum behandelt, die in der Ausstellung mit Fotos dokumentiert sind. Die weiteren Autoren Peter Weiermair, Otmar Rychlik, Rainer Fuchs und Horst Appel, der mit einem sehr persönlichen Beitrag vertreten ist, gaben ihre Zustimmung zum Wiederabdruck früherer Texte.
 
Ein umfangreicher Anhang mit Biografie und Ausstellungsverzeichnis rundet die im Kerber Verlag erschienene deutsch-englische Publikation ab.
Den anschließenden Ausstellungsrundgang eröffnete Elisabeth Voggeneder, die die Schau gemeinsam mit Alexandra Schantl konzipiert hat und für die Werkauswahl verantwortlich zeichnet, mit Arbeiten aus den 1950er und 1960er Jahren in Bronze und Stein, bei denen sich der 1934 im steirischen Oberzeiring geborene Künstler noch im figürlichen Bereich bewegt, jedoch schon Tendenzen zur Abstraktion aufweist, beispielsweise am Kopf seines 1958 geschaffenen "Stehenden". Franz Xaver Ölzants Faszination für die Antike wird spürbar in Werken wie der "Samischen Figur" aus den Jahren 1963-1964, die einer säulenhaften, mächtigen Göttin mit kanneliertem Gewand der griechischen Insel Samos nachempfunden ist, und dem 1969 geschaffenen "Poseidon", der als Gott des Meeres an einen Seestern oder einen Tintenfisch mit Tentakeln denken lässt. Es ist interessant, Franz Xaver Ölzant selbst zuzuhören, wenn er sehr eloquent davon spricht, die Bausteine, die Prinzipien, die ein Lebewesen ausmachen, in einem Abstraktionsprozess zur Skulptur umzugestalten. Bei manchen insbesondere seiner frühen Werke fühlt man sich an seinen besten Bildhauerfreund Bruno Gironcoli erinnert, dessen Witwe bei der Veranstaltung anwesend war.
Ausstellungsrundgang mit Elisabeth Voggeneder, Alexandra Schantl und Franz Xaver Ölzant
© Foto: Gerald Lechner

Das "Endloskonzept" der Jahre 1973-1976 knüpft mit seinen Schlingen formal stark an Poseidon an und wirft zugleich die Frage auf, wann ein Kunstwerk als vollendet gilt. Dies lässt mit seinem Prinzip der Wiederholung einfacher Grundelemente, auf das Alexandra Schantl ganz besonders hinwies, an Constantin Brancusis "Endlose Säule" denken. Zugleich ist es Franz Xaver Ölzant wichtig, das Gewicht seiner Arbeiten zumindest optisch aufzuheben, weswegen er sich schon seit den 1960er Jahren mit Hängeobjekten beschäftigt. Diese Auflösung des monolithischen Volumens begegnet dem Betrachter auch in der "Nike" aus dem Jahr 1980, in der die Flügel der Siegesgöttin durch Löcherungen aufgebrochen und so zu Luft-Raum-Gebilden werden.
Eröffnung © Foto: Daniel Hinterramskogler
Der Künstler, der in Pfaffenschlag lebt, beschäftigt sich auf besonders interessante Art und Weise mit einem Phänomen des Waldviertels, den so genannten Restlingen. Indem Franz Xaver Ölzant diesen Steinblöcken ihre natürliche Form belässt und sie mit minimalistischen, zeichenhaften Strukturen versieht, vergisst er laut eigener Aussage darauf, ein figuraler Bildhauer zu sein, und bringt sich stattdessen nur punktuell und peripher ein. In der Schau sind Diorite vertreten, mit denen der Künstler in Pfaffenschlag lebt. Schlendert der Ausstellungsbesucher durch diese Gruppe subtil bearbeiteter Steine, kommt er Franz Xaver Ölzant ein großes Stück näher.

In den 1990er Jahren entdeckt der Künstler Aluminium als neues Material für sich, das seinen Skulpturen ganz besondere Transparenz und Leichtigkeit verleiht. Zu dieser Werkgruppe zählt die Arbeit "Serengeti" aus dem Jahr 2006, in der Raum, Fläche und kugelartig gestaltete Körner in einen spannungsreichen Dialog treten. Ganz wie zuvor beim Stein spielt auch in Ölzants Aluminiumarbeiten der Bezug zur Natur weiterhin eine große Rolle.

Die Ausstellung gibt einen sinnlich erfahrbaren Überblick über 60 Jahre Bildhauerei, in denen Franz Xaver Ölzant konsequent und geradlinig seinen Ideen gefolgt ist, diese in unterschiedlichsten Arbeitsprozessen in die ihm ganz eigenen Formen gegossen und dabei ein facettenreiches Oeuvre hervorgebracht hat.

Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Homepage http://www.zeitkunstnoe.at/de/st.-poelten/ausstellungen/aktuell
Text: Mag. Ursula Düriegl

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