Maria Trilety

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 Frauenportrait #17

Maria Trilety – Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete


© Stadtarchiv Baden
Als Tochter eines Wagnermeisters kam Maria Trilety in Weikersdorf (jetzt Stadtteil von Baden) am 3. Mai 1878 zur Welt. Sie besuchte die Volks- und Bürgerschule in Baden, dann eine zweijährige höhere Fortbildungsschule und Handelsschule in Wien. In erster Ehe heiratete sie den Bäckergehilfen Ludwig Brunner. Beide fanden ihre politische Heimat in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und wurden für diese in ihrer Heimat Baden tätig. Obwohl erst durch die am 18. Dezember 1918 beschlossene Wahlordnung Frauen das allgemeine Wahlrecht erhielten, zog Maria Brunner bereits im November 1918 als erste Frau in den Badener Gemeinderat ein. Ihr Gatte Ludwig Brunner verzichtete auf seinen Gemeinderatssitz, da „nach der gesetzlichen Vorschrift aber eine nahe Verwandschaft in dieser Körperschaft nicht statthaft ist“, wie die Badener Zeitung zum 27. November 1918 berichtete.
Während ihrer kurzen aktiven Zeit im Badener Gemeinderat engagierte sie sich gemeinsam mit den anderen Vertretern der sozialdemokratischen Arbeiterpartei für Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Armut und der Wohnungsnot. Am 10. März 1919 wurde ein von ihrer Fraktion eingebrachter Antrag betreffend Delogierung oder Ausmietung von Familien, Schaffung von Abhilfe durch Notstandswohnungen und Inangriffnahme von Bauten von Kleinwohnungen angenommen. In der vorausgegangenen Debatte ergriff auch Maria Brunner das Wort: „Die Wohnungsfrage ist für die armen Leute von jeher sehr dringend ... Es ist ja bekannt, dass die Kinder sich selbst überlassen sind und in den Häusern viel ruinieren, sie verlottern und stellen alles mögliche an. Was das Armen- und Waisenhaus anbelangt, so ist die Unterbringung nur momentan möglich, nicht aber auf die Dauer. Es ist notwendig, dass die Stadtgemeinde Baden als großer Kurort vorangeht bezüglich der Kleinwohnungen, Arbeiterhäuser, damit die Familien anständig wohnen können, wie es sich gehört. Denn es gibt Wohnungen, die kaum Wohnungen zu nennen sind. Der Herr Bürgermeister [= Dr. Franz Trenner] als Arzt wird in der Lage sein, sich ein Urteil über den Gesundheitszustand der zukünftigen Kinder, der Proletarierkinder zu bilden …“ (zit. nach Wagner).
Um für unterstandslose Familien Wohnraum zu schaffen, wurden die Baracken des ehemaligen Kriegsspitals herangezogen; die Lebensbedingungen dort waren aber katastrophal, wie Maria Brunner anlässlich eines weiteren Dringlichkeitsantrages am 7. April 1919 schilderte: „Ich habe mir die Baracken mit den Wohnungen angesehen. Es sind 34 Parteien mit 139 Personen, darunter Familien mit 5 bis 9 Kinder. Es wird der Dringlichkeitsantrag gestellt, weil bereits Beschwerden gelaufen sind. Ein großer Teil der Familien ist verlaust. Es sind Notwohnungen. Es wäre Pflicht gewesen, diese Baracken zu untersuchen, ob sie auch bewohnt werden können. Sie sind nicht gereinigt … Mir war den ganzen Tag übel vom Geruch … Es muss die Forderung nach sofortiger Remedur [Abhilfe, Beseitigung eines Missstandes] gestellt werden, damit nicht fürchterliche Krankheiten entstehen. Es sind nette Leute drinnen, die im Großen und Ganzen zu bedauern sind. Den netten und reinen Familien dort werden die Möbel verwanzt und verlaust. Die sozialdemokratische Fraktion muss an die Gemeindeverwaltung das Ersuchen stellen, dort draußen Ordnung zu schaffen …“ (zit. nach Wagner).
Weitere Aktivitäten Maria Brunners zielten auf die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten auch für Frauen und auf eine Verbesserung der Entlohnung ab. So setzte sie sich dafür ein, dass die weiblichen und männlichen Angestellten in den Bädern endlich eine feste Entlohnung als Existenzminimum erhielten und nicht mehr nur auf Trinkgeld angewiesen wären. Sie kritisierte auch die Entlohnung, die für die Putzarbeiten in den Schulen vorgesehen war: „Bei dieser Beschäftigung kann man aber mit 6 K[ronen] nicht auskommen und es ist wahrscheinlich, dass hier der Unwille zum Ausbruche kommt. Wir alle tragen die Verantwortung, dass allen Menschen, die hier in Baden wohnen, die unsere Mitbürger sind, die Lebensmöglichkeit geboten wird. Wenn die Gemeinde auf dem Standpunkt steht, nicht wie die Kommune Wien eine Auszahlung der Arbeitslosenunterstützung aus ihren Mitteln vorzunehmen, so erwächst andererseits die Pflicht, für eine ausreichende Arbeitsmöglichkeit aller Arbeitslosen zur sorgen, d .i. auch für die Frauen und Mädchen.“ Sie richtete einen Apell an die wohlhabenden Bürger von Baden, mit Spenden Arbeitslose, Heimkehrer und Invalide zu unterstützen. Denn eine solche Hilfe wäre eine moralische Verpflichtung.
Bereits im Mai 1919 nahm sie auch ihre Tätigkeit als Abgeordnete im Landtag auf. Während der Loslösungsphase Wiens von Niederösterreich zwischen dem 11. November 1920 und dem 11. Mai 1921 gehörte sie der Kurie Niederösterreich Land an. Ihr Engagement dort ließ ihr immer weniger Zeit für die Arbeit im Gemeinderat. Als am 11. Juni 1919 die Neuwahl des Bürgermeisters und der geschäftsführenden Gemeinderäte stattfand, fand sich ihr Name nicht mehr auf der Liste. 1920 ließ sie sich scheiden; später heiratete sie wieder. Als Maria Kraichel blieb sie bis zum 20. Mai 1927 Abgeordnete zum Landtag.


© Stadtarchiv Baden

Text: Elisabeth Vavra
Quelle: Sabine Wagner, Marie Brunner – Badens erste Gemeinderätin, in: Badener Zuckerln – Aus der Arbeit des Stadtarchivs 33 (1912)
Bildnachweis: Stadtarchiv Baden

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