Wechselkröte – Lurch des Jahres 2022

Weibliche Wechselkröten haben ein scharf abgegrenztes Fleckenmuster, das bei den Männchen oft verwaschen ist. © Katharina Wachter

Was wechselt die Kröte?

Ganz klar ist die Namensherkunft von Bufotes viridis nicht. Der Name Wechselkröte könnte von der wechselhaften Fleckung der Körperoberseite oder einer gewissen Anpassungsfähigkeit der Grundfärbung an den jeweiligen Untergrund kommen. Möglicherweise bezieht er sich auch auf den wechselhaften Lebensraum dieser Pionierart.

Ich schaue dir in die Augen, Kröte!

Charakteristisch für diesen zu den „Echten Kröten“ gehörenden Froschlurch ist sein „Tarnmuster“, die waagrecht elliptischen Pupillen und die grünliche Iris. Am breiten Kopf der Kröte, hinter den Augen, verlaufen die Ohrdrüsen (Parotiden) parallel zueinander.

Trillernde Kröten

Wer das melodische Trillern einmal gehört hat, vergisst es so schnell nicht wieder. Denkt man an Rufe von Fröschen und Kröten, fällt einem das typische „Quak Quak Quak“ ein. Dass Amphibien akustisch viel mehr zu bieten haben, demonstriert der eindrucksvolle Ruf der Wechselkröte.

 

Zu verwechseln ist der Ruf der Wechselkröte mit dem Zirpern einer Maulwurfsgrille. Video © Dr. Andrea Waringer-Löschenkohl

Warum die ganze Anstrengung?

Natürlich geht es um die Paarungszeit, wohl die aktivste und lauteste Zeit im „Amphibienjahr“. Ältere Männchen verlassen früher als die Weibchen ihre Winterquartiere und suchen passende Laichgewässer. Bei entsprechender Wassertemperatur beginnen sie in den Abendstunden mit ihrem Konzert. Mit den melodischen Balzrufen wollen sie auf sich aufmerksam machen und Weibchen anlocken. Dank einer großen Kehlschallblase werden ihre Rufe zusätzlich verstärkt. Nähert sich ein potenzieller Konkurrent, wird dieser mit „Abwehrlauten“ vertrieben. Wie auch bei Erdkröten herrscht bei Wechselkröten ein Überschuss an männlichen Tieren. Nähert sich ein paarungsbereites Weibchen, klammert das Männchen es fest von hinten in der Achselgegend.

Vom Ei zur Kröte

Kröten legen im Gegensatz zu Fröschen Laichschnüre. Wechselkröten nutzen dafür meist vegetationslose, temporäre Gewässer. Dass ihre Laichgewässer nicht sehr tief sind, hat den Vorteil, dass sie zumeist fischfrei sind. Allerdings bergen seichte Wasserstellen das Risiko schneller Austrocknung.

Aus den bis zu 15.000 schwarzen Eiern entwickeln sich je nach Gewässertemperatur innerhalb weniger Tage drei bis vier Millimeter große Larven. Viele von ihnen erreichen das Erwachsenenalter nicht, denn als Kaulquappe lebt es sich in Anbetracht unzähliger Fressfeinde sehr gefährlich. Allein die Anwesenheit von Fischen kann den Fortpflanzungserfolg massiv negativ beeinflussen. Aber auch andere Fressfeinde (Prädatoren), wie Grünfrösche, Libellenlarven, Molche, Krähen, Graureiher, machen Jagd auf die Krötenlarven.

Die Metamorphose, also die Umwandlung der Kaulquappe in eine junge Kröte, erfolgt von Juni bis August. Wechselkröten können ähnlich wie Erdkröten ein erstaunlich hohes Alter von bis zu zwölf Jahren erreichen.

Pioniere aus der Steppe in Österreich

Als ursprünglich steppenbewohnende Art sind Wechselkröten sehr anpassungsfähig. Sie sind wenig empfindlich gegenüber Trockenheit, Wärme, Kälte und erhöhtem Salzgehalt der Laichgewässer. Auch neu gebildete und oft temporäre Gewässer werden rasch angenommen. Sogar kleine Pfützen können ihnen hierfür dienen.

Wechselkröten-Quappen in Pfütze. © Katharina Wachter

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Wechselkröten-Quappen in Pfütze. © Katharina Wachter

In Österreich kommen Wechselkröten hauptsächlich in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland vor. Auch in manchen Regionen Kärntens, der Steiermark, Oberösterreichs und Tirols sind sie anzutreffen. Wechselkröten mögen es gerne „flach“. Sie bevorzugen offene bis halboffene trockene Kulturlandschaften zwischen 200-400m Seehöhe und meiden bis auf wenige Ausnahmen das Bergland.

Die Kröten präferieren lockeres Bodensubstrat und suchen tagsüber oft Schutz in selbstgegrabenen Erdröhren. Die Überwinterung findet in frostfreien Verstecken an Land statt.

Wie kann man Amphibien schützen und warum sind sie gefährdet?

Alle in Österreich vorkommenden Amphibienarten sind in unterschiedlichem Ausmaß gefährdet. Die Rote Liste Österreich stuft die Wechselkröte als „gefährdet“ ein. Nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH) Richtlinie ist die Wechselkröte eine streng zu schützende Art.

Wie bei allen in Österreich vorkommenden Amphibienarten sind auch bei Wechselkröten Verlust und Zerschneidung geeigneter Lebensräume zum Beispiel durch Straßen- und Wohnbau die Hauptursachen der Bestandsrückgänge.

Temporäre Schutzzäune – „Zaun-Kübel-Methode“

Viele Amphibien begeben sich zeitig im Frühjahr auf Wanderschaft, um ein geeignetes Laichgewässer zu finden. Dabei müssen sie häufig stark befahrene Straßen überqueren und sind auf die Hilfe von Menschen durch die sogenannte „Zaun-Kübel-Methode“ angewiesen.

An stark frequentierten Wanderstrecken werden auf beiden Straßenseiten temporäre Zäune aufgestellt, an denen entlang in regelmäßigen Abständen Kübel im Boden eingegraben werden. Die Kübel sind optimalerweise mit Löchern perforiert, damit das Regenwasser abrinnen kann und die Tiere darin nicht ertrinken. Zusätzlich sollte jeder Kübel einen Stock oder ähnliches als Ausstiegshilfe für andere Tiere aufweisen.

Früh am Morgen und am Abend werden die Kübel dann meistens von Freiwilligen kontrolliert und die Amphibien sicher über die Straße getragen. Video © Katharina Wachter

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Temporärer Amphibien-Schutzzaun. © Maria Vetter

 

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Wechselkröte an einem temporären Schutzzaun. © Katharina Wachter

 

Anders als „Explosivlaicher“ wie Springfrosch, Grasfrosch und Erdkröte suchen Wechselkröten erst etwas später im Jahr, meistens ab April, geeignete Laichplätze, um sich zu paaren*. Sie zählen zu den sogenannten „Spätlaichern“ („prolonged breeders“). Ihre Paarungszeit erstreckt sich über einen längeren Zeitraum und auch die „Partnerfindung“ erfolgt anders als bei Frühlaichern.

Was sie trotzdem mit den erwähnten „Früh- oder Explosivlaichern“ („explosive breeders“) gemeinsam haben, ist der häufige Tod auf Österreichs Straßen. Auch, wenn man die Tiere nicht direkt mit den Reifen zerdrückt, gilt als Faustregel:
Alles über 30km/h tötet die Tiere unter dem Auto durch den entstehenden Unterdruck, der ihre Lungen platzen lässt.

Permanente Leitanlagen

Permanente Leitanlangen können temporäre Schutzzäune ersetzen und zu einer gewissen Entschärfung der Situation führen. Sie bieten nicht nur Amphibien einen sichereren Weg auf die andere Straßenseite und minimieren sogenannten „roadkill“.

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Permanente Leiteinrichtung mit „Tunnel“. © Katharina Wachter

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Auch permanente Leitanlagen müssen regelmäßig kontrolliert und gewartet werden. © Katharina Wachter

An wen kann ich mich wenden, wenn ich helfen möchte?

Der „Naturschutzbund | Österreich“ sucht immer wieder freiwillige Helferinnen und Helfer, die Amphibien bei der Frühjahrswanderung unterstützen.
Wer sich informieren möchte und sich für die Amphibienwanderung interessiert, findet auf der Seite des Naturschutzbundes weitere Informationen.

Was hilft den Wechselkröten noch?

Unterstützen kann man Wechselkröten vor allem mit der Sicherstellung geeigneter Laichgewässer wie zum Beispiel Tümpel und durch den Verzicht von Pestiziden.
Naturnahe Gärten können helfen, Wanderkorridore zu schaffen und Lebensräume zu vernetzen.

* Beobachtungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass auch Wechselkröten immer früher im Jahr aktiv werden.

Autorin: Mag.a Katharina Wachter

Literatur

CABELA, A., GRILLITSCH, H. & TIEDEMANN, F. (2001) Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich. Auswertung der Herpetofaunistischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. Umweltbundesamt, Wien.

GOLLMANN, G. (2007) Rote Liste der in Österreich gefährdeten Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia). In: BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCAHFT (Hrsg.): Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs, Teil 2: Kriechtiere, Lurche, Fische Nachtfalter, Weichtiere. Böhlau Verlag Wien – Köln - Weimar.

KWET, A., (2005) Reptilien und Amphibien Europas. Der Kosmos Naturführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH.

NÖLLERT A, NÖLLERT C. (1992) Die Amphibien Europas: Bestimmung, Gefährdung, Schutz, Franck-Kosmos-Verlags-GmbH &Co., Stuttgart (Kosmos-Naturführer).

Naturschutzbund | Österreich (aufgerufen am 7.3.2022):

Umweltbundesamt (aufgerufen am 10.3.2022)
https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/themen/naturschutz/arten_der_anhaenge_ii_iv_v_oesterreich.pdf

 

 

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