Spionage! Die Architektur

© NÖ Museum Betriebs GmbH, Foto: Theo Kust

Im Gespräch mit Checo Sterneck

Wir treffen uns an einem Ort, an dem sich auch Agenten treffen, im Kaffeehaus. Es ist ein schöner Spätsommertag, die Sonnenbrille dient nicht der Tarnung, sondern der Beschattung. Unser Mann in St. Pölten heißt Checo Sterneck, er ist Ausstellungsarchitekt. „Spionage! 39 Fälle“ lautet sein Auftrag. 

Ausstellungsmodell

Wie er denn seine Mission angelegt habe, welche Gedanken zuerst da waren, frage ich ihn. Gleich nach der ersten Kontaktaufnahme mit den Verantwortlichen im Museum, bereits während der Bahnfahrt zurück nach Wien, sei ein Modell vor seinem geistigen Auge entstanden. An Schattentöne, Dritter Mann, graue Stadt, habe er gedacht. Wie Wien bis Ende der 1970er Jahre, eine Stadt aus Grautönen, ein Stadtgefüge aus engen Gassen. Die Assoziationskette rasselt, die Gestaltung nimmt Form an, das Resultat des Verfahrens wird ein 3D-Modell sein. Ein gebautes, kein virtuelles.

Ausstellungsansicht Und wie es der Zufall so will, ist im Atelier grauer und schwarzer Karton zur Hand. Das Architekturmodell nimmt zügig Gestalt an. Nach und nach fügt sich alles zu einem Ganzen. Atmosphäre zu erzeugen, das sei ihm wichtig gewesen, sagt Checo Sterneck. So ist es folgerichtig ein wenig beklemmend, auch irritierend geworden, ganz dem Thema entsprechend. 
Und es galt, allzu augenscheinliche Klischees zu vermeiden. Accessoires aus der Hollywood-Mottenkiste: Sonnenbrille, Schlapphut, Trenchcoat, Colt. Klischees, denen echte Geheimdienstler vermutlich nie recht entsprochen haben. Subtiler sei hier vorzugehen, sagt mein Gesprächspartner, da ein Türspion, hier ein versteckter Hinweis. Blinde Türen, hinter denen sich etwas verbirgt, etwas in Spiegelschrift Verfasstes. Darin habe er einem Wunsch des Kulturvermittlungsteams entsprochen. Um die Botschaft zu entziffern ist es nötig, nicht nur den Fuß in der Tür zu haben, sondern auch den Kopf.
Und schließlich kommt noch hinzu: die Wünsche des Kuratoren-Teams, das die Inhalte wissenschaftlich exakt dargestellt wissen will, die Grenzziehungen der Produktions-Abteilung, die Aufbau und Kosten überwacht. Barrieren sind Bestandteil des labyrinthischen Ausstellungskonzepts, zwischen Plan und Ausführung waren keine Hindernisse zu überwinden.

So sind bereits eingebaute Vitrinen belassen, vorhandene aus dem Fundus des Museums verwendet worden. Einige Exponate der 39 Fälle hat er ganz besonders in Szene gesetzt, das ließ sich Checo Sterneck nicht nehmen: Hier ein wenig DDR-Charme mit Lauschangriff im Hotelzimmer, dort ein Verhörstuhl im Schlaglicht. Eine Ausstellung wie ein Film Noir. Licht und Schatten, Kontraste in der Bildgestaltung. Matt erleuchtete Fenster im fiktiven Obergeschoß der Ausstellung. Was verbergen sie? Ein Versteck, ein dunkles Rätsel? Das bleibt das Geheimnis des Architekten, zwinkert er uns zu?
Chronologisch angeordnet und aufgereiht, vom Geheimdienst des römischen Imperators bis zum Whistleblower unserer Tage? Chronologisch wollte er gar nicht, sagt er, aber jetzt ist Checo Sterneck vollauf zufrieden mit dieser gemeinsamen Entscheidung. Was er sonst noch an Überraschungen eingebaut hat, bleibt streng geheim. Um diesen Code zu knacken, wird die Operation Ausstellungsbesuch vorzubereiten sein. In diesem Fall alles andere als eine „Mission: Impossible“.

Checo Sterneck in der Ausstellung

Mag. arch. Checo Sterneck, Jg. 1953, Tiroler in Wien, Studium der Architektur bei Hans Hollein an der Angewandten, 6 Jahre in Finnland, 2 davon als Bühnenbildner, Arbeit für Bühnen in Österreich, seit 1996 Ausstellungsarchitekt.
Seinen Vornamen verdankt er zwei nicht zusammenhängenden Begebenheiten. Der rothaarige, pausbäckige Bub sehe aus wie ein Böhme, meinte sein Vater, die italienische Mutter übersetzte es als Ceco (Tscheche); ein tschechischer Akademieprofessor jubelt wegen seines böhmischen Zweitnamens, Daublebsky: ein Tscheche! Checo! Dabei ist es geblieben. Überdies steht es so längst in den Dokumenten.
Text: Gerhard Hintringer
Fotos: G. Hintringer, C. Sterneck und Theo Kust

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