Der Alpenbock – Seltene Schönheit

Titelbild: Alpenbock, ©shutterstock - Foto: Frank Fichtmüller

Der Alpenbock ist einer der schönsten und auffälligsten Käfer mit Wiedererkennungspotetial auch für Nicht-Entomologen. Dennoch ist er nur mehr selten in unseren Wäldern zu sehen. Durch intensive Forstwirtschaft werden sein Lebensraum und vor allem seine Brutmöglichkeiten zunehmend zerstört. Doch immer wieder gelingt es geschickten Förstern ihre Wälder naturnah zu bewirtschaften und so diesem schönen Tier und auch anderen holzbewohnenden Arten ihren Lebensraum zurückzugeben. So hat der Käfer auch in den Wäldern von Stift Altenburg wieder eine Heimat gefunden.

Aussehen

Mit bis zu 38 Millimetern gehört der Alpenbock (Rosalia alpina) zu den größeren Vertretern der Familie der Bockkäfer. Kleinere Exemplare können aber auch nur 15 mm lang sein. Die auffällig blaugrauen Flügeldecken zeigen eine stark variierende schwarze Zeichnung. Diese ist unverwechselbar. Die Fühler sind beim Männchen fast doppelt so lang wie der Körper, beim größeren Weibchen reichen sie nur wenig über den Hinterleib hinaus. Sie erscheinen blau-schwarz gestreift, da sich an manchen Fühlergelenken an den sonst blauen Fühlern schwarze Haarbüschel befinden.

Lebensraum

In naturnahen, lichten Buchen- und Bergmischwäldern findet dieser Käfer seinen Lebensraum.  Hier sind es vor allem abgestorbene Buchen an sonnigen Plätzen die dem Käfer als Nistmöglichkeiten dienen. Senkrecht stehende Baumstümpfe werden bevorzugt, doch auch liegendes Totholz wird akzeptiert, wenn es sich in der Sonne befindet. Da die Entwicklung der holzbewohnenden Larve zwei bis vier Jahre dauert, müssen die Altholzbestände mehrere Jahre im Wald verbleiben.

Totholz-Alpenbock
Totholz, ©shutterstock

Verhalten und Fortpflanzung

Rosalia alpina schlüpft zwischen Juni und August. Erwachsene Käfer leben nur 10 Tage und ernähren sich dabei von Laub und austretenden Pflanzensäften in den Baumkronen. Die Männchen, welche etwa eine Woche vor den Weibchen schlüpfen, suchen sich im Umkreis von einem Kilometer Buchenaltholz als geeignetes Revier. Dieses wird gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigt. Dabei sitzen die Käfer am gut besonnten, trockenen Stamm mit Rindenrissen und verharren dort gut getarnt. Das ankommende Weibchen wird begattet und anschließend noch einige Zeit bewacht. In Trockenrissen und Löchern werden die Eier an der Sonnenseite des Stamms einzeln abgelegt. Die dort schlüpfende Larve frisst zuerst im Splintholz unter der Rinde, später auch im Kernholz. Das dabei entstehende Bohrmehl verbleibt zusammengepresst im Fraßgang. Im Frühling, nach zwei bis vier Jahren Entwicklung, baut die Larve knapp unter der Oberfläche eine Puppenkammer. Auch der Ausschlüpfgang wird jetzt schon angelegt und wieder verstopft. Nach wenigen Wochen der Puppenruhe schlüpfen dann im Sommer die adulten Käfer.

 

 

Vorkommen und Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Alpenbocks erstreckt sich von Spanien über Mitteleuropa bis nach Syrien, zum Kaukasus, dem südlichen Ural bis nach Weißrussland. In Europa lebt er vor allem in den Pyrenäen, den Alpen, im Apennin, den Karpaten und in den Gebirgen des Balkans. Je nach Ausrichtung der Hänge und der geografischen Lage des Waldes variiert das Vorkommen des Käfers zwischen 700m und 1600m Höhe.

Totholz-Alpenbock
Totholz, ©shutterstock

Gefährdung

Die größte Gefährdung von Rosalia alpina stellt wohl der Lebensraumverlust dar. Naturnahe Buchenwälder mit Alt- und Totholzbeständen sind selten geworden. Totholz und Bruchholz wird sofort aus den Wäldern entfernt, der Wald muss „sauber und aufgeräumt“ sein. Monokulturen von Bäumen, die gar nicht dem natürlichen Bewuchs entsprechen haben oft die ursprünglichen Wälder verdrängt. Folgen davon in Kombination mit dem Klimawandel sind oft Schädlingsbefall, aber auch der Lebensraumverlust für viele totholzbewohnende Arten.
Jedoch auch bei naturnaher Waldwirtschaft gibt es immer wieder Gefahren für den Alpenbock. Brennholzklafter aus Buchenholz können an sonnigen Standorten für die Tiere zur Falle werden. Die Larven finden darin nicht die nötige Zeit um sich fertig zu entwickeln. So wird ihnen oft der Holzofen zum Verhängnis.
Auch zu kleine, am Boden liegende Holzstücke erweisen sich oft als Gefahr, da sie zu schnell verwittern und so die Entwicklung zum adulten Käfer nicht abgeschlossen werden kann.
Außerdem dürfen die geeigneten Brutbäume, zum Beispiel durch Wind, Blitz oder Lawinen beschädigte Buchen, nicht zu weit voneinander entfernt sein, da die Käfer nur etwa einen Kilometer weit fliegen um ein geeignetes Revier zur Eiablage zu finden.

Schutz

Der Alpenbock ist in Europa durch die Berner Konvention als auch durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. In Österreich ist sein Schutz durch die jeweiligen Gesetze in den Bundesländern geregelt. Für Niederösterreich gilt das NÖ Naturschutzgesetz 2000.

Laut NÖ Naturschutzgesetz 2000 ist es verboten:
•    Tiere* zu verfolgen, absichtlich zu beunruhigen, zu fangen, zu halten, zu verletzen oder zu töten, im lebenden oder toten Zustand zu erwerben, zu verwahren, weiterzugeben, zu befördern oder feilzubieten;
•    Eier, Larven, Puppen oder Nester dieser Tiere oder ihre Nist-, Brut-, Laich- oder Zufluchtsstätten zu beschädigen, zu zerstören oder wegzunehmen sowie
•    Störungen an den Lebens-, Brut- und Wohnstätten der vom Aussterben bedrohten und in der Verordnung aufgeführten Arten, insbesondere durch Fotografieren oder Filmen, zu verursachen.

*in der NÖ Artenschutzverordnung angeführte Arten    


Im Aktionsplan Alpenbock sieht der Naturschutzbund NÖ folgende Schutzmaßnahmen für den Alpenbock vor:
•    Wälder außer Nutzung stellen
•    einzelne Bäume bei der Endnutzung eines Bestandes belassen
•    dunkle, geschlossene Wälder auslichten
•    Einzelstämme entnehmen, um offene, helle Wälder zu schaffen
•    Katastrophenflächen wie Windwürfe, Waldbrandflächen, Lawinenhänge usw. nur zum Teil räumen, einzelne Hochstubben belassen, bis sie von selbst umfallen
•    eingeschlagenes Nutzholz schattig lagern oder schnell abtransportieren, um die Käfer davon abzuhalten, ihre Eier dort abzulegen oder 3 - 4 m hohe Buchenstämme mit einem Mindestdurchmesser von 25 cm neben Holzlagerstätten aufstellen, damit die Weibchen ihre Eier dort ablegen
•    sonnenexponiert stehende, abgestorbene Bäume an Wegrändern in etwa 2 m Höhe kappen, so sind sie für den Alpenbock attraktiv und für die Passanten ungefährlich
•    Weiden und Wiesen mit alten Solitärbäumen („Weidebuchen“) offen halten
•    große Bäume an südexponierten Waldsäumen freistellen
•    Buchen-Sonderstandorte auf felsigen Steilhängen, Felskuppen, Steinrinnen, Lawinenkegeln u.ä. erhalten

 

Autorin: Mag. Sabine Lackenberger

Literaturnachweis und weiterführende Links

Peter Duelli, Beat Wermelinger: Der Alpenbock (Rosalia alpina) Ein seltener Bockkäfer als Flaggschiffart Eidg.Forschungsanstalt WSL Merkblatt für die Praxis 39 2005 ISSN 1422-2876  
https://studylibde.com/doc/7205757/alpenbock
https://www.noe-naturschutzbund.at/files/noe_homepage/anlagen/broschueren/Alpenbock_hp.pdf
http://www.entomologie.at/pdf/Aktionsplan_Alpenbock.pdf
https://www.wien.gv.at/kontakte/ma22/studien/pdf/alpenbock.pdf
J. Zahradnik: Der Kosmos Insektenführer, Kosmos Naturführer, Stuttgart: Franckh 1989, ISBN 3-440-05989-8

 

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