Museum zu Gast: museumkrems

Das ehemalige Dominikanerkloster (© Elisabeth Vavra)

Nicht nur in den Zentren der Monarchie entstanden im 19. Jahrhundert bedeutende Museen, auch in den kleineren Städten besannen sich die Bürger*innen auf ihre Geschichte, sammelten deren Hinterlassenschaft und stellten sie in Museen zur Schau. Unser Bundesland besitzt die ältesten Stadtmuseen Österreichs. Zu diesen gehört auch das museumkrems: 1881 unterbreitete der damalige Stadtpfarrer Prälat Anton Kerschbaumer dem Gemeinderat seine Idee, ein Stadtmuseum zu gründen. Als Grundstock diente seine eigene Sammlung, die ab 1886 in Räumlichkeiten des Rathauses gezeigt wurde. In der Folge stöberten Bürger*innen  auf ihren Dachböden, entrümpelten ihre Keller und brachten die Fundstücke ins Museum. Die Räume wurden zu klein. Am 4. Oktober 1891 – am Namenstag von Kaiser Franz Joseph – wurde das Museum am neuen Standort im ehemaligen Dominikanerkloster eröffnet.

Ein Museum in altem Gemäuer

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Blick in das Kirchenschiff, das heute als Ausstellungsraum der Kunsthalle Krems dient (© Elisabeth Vavra)

Herzog Leopold VI. hatte den Orden der Dominikaner 1226 nach Wien berufen. Zehn Jahre später stiftete Dompropst Heinrich von Passau in Krems ein Grundstück für die Errichtung einer Niederlassung. Mit dem Bau der den Hll. Peter und Paul geweihten Klosterkirche begann man um 1240. Das Langhaus war um 1265 vollendet. Um 1280 stiftete der Stadtrichter Gozzo an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes ein Fresko, das die Krönung Mariens, die Kreuzigung Christi und das Letzte Abendmahl zeigt. Zu Seiten der Krönung Mariens findet sich der Stifter des Freskos Gozzo und dessen Gemahlin. Gleichzeitig mit der Errichtung des Langhauses wurden die nördlich der Kirche um einen trapezförmigen Hof liegenden Klostergebäude errichtet. Der Chorraum wurde erst im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts aufgerichtet.

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Blick in den Kreuzgang (© Elisabeth Vavra)

1891, im Jahr der Eröffnung des Museums, war die Dominikanerkirche ein multifunktionales Gebäude. Eine Zwischendecke teilte den Kirchenraum in zwei Geschoße. Das Städtische Museum war im ersten Stock untergebracht. Zu ebener Erde befand sich im Chor das Stadttheater, ab 1921 dann das Stadtkino; das Langhaus wurde als Getreidespeicher und Feuerwehrdepot genutzt. Erst 1969 wurden die Einbauten entfernt und der gesamte Gebäudekomplex einer durchgreifenden Restaurierung unterzogen. Bis dahin hatte man die alten Klosterräume als Wohnungen genutzt. Bei der Entkernung der Räume stieß man auf Überreste des im 17. Jahrhundert vermauerten Kreuzganges, der zumindest in Teilen wiederhergestellt werden konnte. Heute dient er zur Präsentation von Meisterwerken der Bildhauerkunst, die von der Romanik bis in die Barockzeit führen.  In den Jahren 1994–1996 erfolgte ein weiterer Um- und Ausbau: Räume im ersten Stock sowie ein Teil des weitläufigen Klosterweinkellers wurden für die Nutzung als Ausstellungsräume erschlossen. Aus dem „Historischen Museum und Weinbaumuseum“ wurde das WEINSTADTmuseum, das 2004 in museumkrems umbenannt wurde.

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Blick in die weitläufigen Kelleranlagen (© Elisabeth Vavra)

Nicht nur ehrwürdige Männer – die Museumskustodin Theresia Rotter

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Theresia Rotter (1852–1936), 1877 (© museumkrems)
Auch eine Frau stand dem Kremser Stadtpfarrer und Historiker Prälat Anton Kerschbaumer beim Aufbau des Museums zur Seite: Theresia Rotter, die Tochter eines aus Ungarn stammenden Riemermeisters, der in Krems zu Wohlstand gekommen war. Sie wurde die erste Kustodin des Kremser Museums und übte diese Tätigkeit 40 Jahre lang aus. Sie spendete Schmuck, Möbel, Porzellan und Goldmünzen aus Familienbesitz und betrieb die Erweiterung der Sammlungen, indem sie sich um zahlreiche Schenkungen bemühte. Sie inventarisierte die Bestände und kümmerte sich um die Präsentation der Objekte. War das Museum geöffnet, übernahm sie die Aufsicht und führte Besucher*innen durch die Räumlichkeiten. Das Familienvermögen ermöglichte es ihr auch als Wohltäterin aufzutreten. Sie unterstützte bedürftige Mitbürger*innen und finanzierte Renovierungsarbeiten. Durch den Ersten Weltkrieg verarmt war sie dann selbst auf Unterstützung angewiesen und fand schließlich in der Bürgerspitalstiftung Unterschlupf. 1922 wurde Theresia Rotter zur ersten weiblichen Ehrenbürgerin der Stadt Krems ernannt, 1930 erhielt sie das Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich. Nach ihrem Tod 1936 gerieten sie und ihre Leistungen für die Stadt Krems völlig in Vergessenheit – ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Frauen teilt.

 

 

Ein Weg durch die Geschichte

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Blick in den Ausstellungsraum „Die Stadt“ (© Elisabeth Vavra)
Gleich im ersten Raum des Museums können die Besucher*innen in die wechselvolle Geschichte der Stadt eintauchen, deren erste namentliche Nennung bereits in einer Urkunde vom 16. August 995 erfolgte. Die älteste von den Babenbergern in der Markgrafschaft geprägte Münze – der Kremser Pfennig – wurde im Turm der zweiten Stadtburg auf dem Hohen Markt etwa in der Zeit von 1120 bis 1196 geschlagen. Reich machten die Stadt der Handel auf der Donau und der Weinbau. Wein wurde donauaufwärts transportiert, Salz und Eisenwaren in der Gegenrichtung. 46 Lesehöfe geistlicher Grundherrschaften hatten ihren Sitz in Krems und Stein. Sie betreuten von dort aus ihre Weingärten in Krems und der Wachau.
Als 1462 heftige Fehden das Land erschütterten, Kaiser Friedrich III. in der Hofburg zu Wien von den Bürgern belagert wurde, stand Krems treu an der Seite des Kaisers, der diese Treue nach der Niederschlagung der Revolte auch belohnte. Die Doppelstadt Krems und Stein erhielt zahlreiche Privilegien, u.a. solche, die bis dahin den Wiener Kaufleuten vorbehalten waren: Nun durften auch Kremser und Steiner Händler über Mariazell bis nach Venedig reisen, um dort Handel zu betreiben. Ferner unterzeichnete der Kaiser am 1. April 1463 einen neuen Wappenbrief: Von nun an zierte das Wappen der goldene Doppeladler, über dessen Köpfen die Kaiserkrone schwebt. Der Bau einer Brücke über die Donau wurde genehmigt. Sie war damit nach der Wiener Brücke die zweitälteste im österreichischen Donauabschnitt.

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Blick in die Weinkeller, die Einblicke in die Frühgeschichte und das Mittelalter in Krems geben (© Elisabeth Vavra)

Will man einen Gang durch die Frühzeit antreten, so muss man in die alten Weinkeller hinabsteigen, die sich unter den Klostergebäuden erstrecken. Hier werden prähistorische, römerzeitliche und mittelalterliche Funde präsentiert. Ergänzt werden diese Objekte durch Inszenierungen, die Einblick in das alltägliche Leben geben wollen, beginnend mit der slawischen Siedlung bis hin zur mittelalterlichen Stadt.

Bürgerstolz

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Das ehemalige Refektorium mit bürgerlichen Besitztümer aus Renaissance, Barock und Biedermeier (© Elisabeth Vavra)
Der Raum „Bürgerstolz“ demonstriert mit den hier gezeigten Objekten das Selbstverständnis der Kremser und Steiner Bürger*innen durch die Jahrhunderte. Die vom Handel geprägte Doppelstadt an der Donau pflegte Beziehungen vom Mittelmeer bis zur Nordsee. Eine Objektgruppe in diesem Raum gruppiert sich um den Kremser Apotheker Dr. Wolfgang Kappler, der 1493 in Straßburg das Licht der Welt erblickte, in Venedig studierte und sich dann in Krems niederließ. Sein Porträt und das seiner Frau Magdalena zählen zu den bedeutendsten Werken der Donauschule. Kappler könnte als der erste Stifter des zukünftigen Museums bezeichnet werden: Denn er soll den zweigeschossigen Schrank, der hier gezeigt wird, 1552 der Stadt Krems geschenkt haben. Die Kremser Bürger*innen, die von den Wänden des Raumes auf die Besucher*innen blicken, waren nicht nur erfolgreich, sie verstanden auch zu feiern, davon legen ein barocker Schlitten und ein Spieltisch Zeugnis ab.

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Schrank aus dem Besitz Wolfgang Kapplers, Augsburg, um 1540/50 (© Elisabeth Vavra)

Ein großer Sohn – Martin Johann Schmidt

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Blick in den Kremser-Schmidt-Raum (© Elisabeth Vavra)
Wohl der bekannteste Sohn der Doppelstadt Krems-Stein ist der Barockmaler Martin Johann Schmidt (1718-1801), der in Grafenwörth als Sohn des Bildhauers Johann Schmidt das Licht der Welt erblickte. Kaum ein anderer Künstler hat auf so eindrucksvolle Weise einer Landschaft seinen künstlerischen Stempel aufgedrückt. In seiner Werkstatt in Stein entstanden mehr als 1300 Gemälde und Grafiken. Schmidt war Mitglied der K. K. Akademie der Bildenden Künste in Wien, er erfüllte aber auch seine bürgerlichen Pflichten – als Mitglied des Rates oder als Schul- oder Almosenkommissär in Stein. Von dem großen Bestand an Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken aus der Werkstatt Schmidts können in der Dauerausstellung zwar nur wenige Werke präsentiert werden, aber diese gehören zu seinen Hauptwerken: so etwa die Selbstporträts und die um 1760 entstandenen Füllungsbilder für den Paramentenschrank der Kartause Aggsbach.

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Martin Johann Schmidt, Das Urteil Salomons, um 1760, Füllungsbild für den Paramentenschrank der Kartause Aggsbach (© Elisabeth Vavra)

Hauerzeche, Hiatastern und Weinberggoaß

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Im Zentrum der Hiatastern, das Wahrzeichen des Hüteramtes (© Elisabeth Vavra)
Wenig verwunderlich ist in einer Stadt wie Krems der reiche Bestand an Objekten, die die Arbeit in den Weingärten, die Weinlese, die Weinherstellung und schließlich den Weingenuss illustrieren. Eine wichtige Rolle spielten z.B. die Weingartenhüter, die erstmals bereits 1340 in Kremser Schriftquellen genannt wurden. 1508 beschloss der Stadtrat den Weingartenschluss für August: Ab diesem Monat durften die Weingärten nicht mehr betreten werden. Die versperrten Rieden wurden mit Symbolen gekennzeichnet: So wurden etwa die kunstvollen Hiatasterne aufgestellt. Zu den Arbeitsgeräten der Hüter gehörten u.a. das Hüterhackel und die Signalhörner.

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Bruderbuch der Hauer in Krems und Stein mit dem Titelblatt von 1770 (© Elisabeth Vavra)

Die Hauerzeche zu Krems ist die älteste Hauerinnung Mitteleuropas. Ihre erste Nennung fällt in das Jahr 1447. Aus dem Jahr 1625 stammt die älteste erhaltene Satzung, in der u.a. die Bedingungen zur Aufnahme in die Zeche und der Ablauf der Lehrzeit niedergeschrieben sind. Das Wappen, 1636 von Bürgermeister Dietz von Dietzenhofen gestiftet, zeigt einen Ziegenbock, der Trauben nascht. 1739 entstand das Zunftschild. Von dem 1770 niedergeschriebenen Bruderbuch hat sich noch die Titelseite erhalten, die in das neue Mitgliedsbuch von 1840 eingebunden wurde. Der Ziegenbock erinnert an das Motiv der Weinberggoaß, die bei Umzügen der Winzer als Symbol für Erntedank und Fruchtbarkeit mitgeführt wurde und wird. Wie die Kellerkatze sollte sie den Winzern zu einem reichen Ertrag verhelfen. Die Weinberggoaß übte im Weinberg eine segensreiche Tätigkeit aus, so einer der Erklärungsversuche: Sie rupfte die Blätter an den Weinstöcken ab und legte damit die jungen Trauben frei, die so besser reifen konnten. Sie brachte damit die Winzer auf die Idee des regelmäßigen Laubschnittes. Im großen Weinkeller werden u.a. kunstvoll geschnitzte Fassböden und Weinfässer gezeigt. Das Handwerk der Binder zählte zu den wichtigsten Erwerbszweigen in Krems. Denn Fässer dienten nicht nur zum Transport von Wein; mit ihnen wurden auch Salz, Getreide oder Eisenwaren befördert. 

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Weinberggoaß und Objekte zur Symbolik des Weines (© Elisabeth Vavra)

Was wären Würstel ohne Kremser Senf

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„Kremser Senf“ (© Elisabeth Vavra)
Einer der großen Weinkeller ist der Geschichte des Kremser Senfes gewidmet. Senf soll, so berichten die Chroniken, schon seit mehr als 500 Jahren in Krems erzeugt worden sein. Da seine Herstellung ein freies Gewerbe war und daher keinem Zunftzwang unterlag, gab es in Krems und Stein eine Reihe von Betrieben, die Senf herstellten. Die Frage, wann und wo genau der süße Kremser Senf das Licht der Welt erblickte, lässt sich leider nicht mehr beantworten. Wir kennen nur die Erfolgsgeschichte der Firma Hietzgern, die 1851 mit der Herstellung des „Echten Kremser Senfes“ begann. Die genaue Rezeptur blieb bis heute ein Familiengeheimnis. Die Hauptzutaten sind grob gemahlene gelbe und braune Senfsamen, etwas Zucker, unvergorener Weinmost und Weinessig aus der Region Krems. 1862 erhielt der „Echte Kremser Senf“ eine Auszeichnung auf der Londoner Weltausstellung. Von Krems aus wurde er in alle Kronländer der Monarchie exportiert. Erst 1953 wurde die Produktion eingestellt, da der Familienbetrieb dem Druck der Konkurrenz nicht mehr standhalten konnte. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hatte etwa auch die Firma Mautner-Markhof mit der Produktion von süßem Senf begonnen. Heute produziert dieser Betrieb jährlich etwa 650 bis 700 Tonnen „Original Kremser Senf“, dessen Rohstoffe aus Österreich kommen.

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Autorin: Prof.in Dr.in Elisabeth Vavra

museumkrems
Körnermarkt 14
3500 Krems

Weitere Informationen zum museumkrems finden Sie unter: www.museumkrems.at

Das Museum war Teil des Forschungsprojektes „MuseumsMenschen“ der Donau-Universität Krems. Informationen dazu, die Broschüre sowie den Link zur App gibt es auf www.noemuseen.at/museumsmenschen.

Öffnungszeiten:
April – Oktober, täglich 10:00 – 18:00 Uhr (letzter Einlass 17:00 Uhr)

 

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