Waldkauz

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Vogel des Jahres 2017

Der Waldkauz ist eine durchaus häufige und ziemlich weit verbreitete Eulenart. Und trotzdem wurde er zum Vogel des Jahres 2017 gekürt. Man muss also nicht selten und bedroht sein, um es „auf’s Stockerl zu schaffen“.

Geheimer Fernsehstar

Hört man bei Fernsehfilmen bewusster auf die Hintergrundgeräusche – vielfach eine der wenigen Freude dabei – kennt man ihn. Typisch wie die klagenden Krähenschreie bei Winterszenen und die schnellen Mauerseglerrufe bei Sommerfilmen tauchen seine Rufe bei Nachtszenen auf. Krimi oder Horrorfilm, dunkler Wald, Friedhof oder Burgruine: im Hintergrund ruft ein Käuzchen, um entsprechend für Spannung zu sorgen.

Lautmalenden Namen

In ruhigen Spätwinternächten, wenn kein Laub auf den Bäumen den Schall dämpft, kann man diese Balzrufe draußen weithin hören. Ohne diese Lautäußerungen würden Eulen bei ihrer heimlichen Lebensweise wohl kaum auffallen. Es wundert also nicht, dass sich gerade diese Rufe in der Namensgebung widerspiegeln.

Langgezogenes „Heulen“, dürften sich in der „Eule“ niedergeschlagen haben. Und die kurzen, markanten Rufe, die an Husten oder Kutzen* erinnern, dürften zum „Kauz“ geführt haben. Krimisehern und winterlichen Nachtwanderern ist aber klar, dass ein Waldkauz beides, sowohl ein kurzes „kwitt“ wie auch ein langgezogenes „huuu-huhuhu-huu“ parat haben kann.

 * Das in Ostösterreich zumindest früher gebräuchliche „sich verkutzen“, heute eher sich verschlucken, hat sprachlich alte Wurzeln (ahd. kûchezen, kûchzen = hauchen, keuchen).

Geschöpfe der Nacht

Es gibt durchaus auch tagaktive Eulen, der Großteil ist aber in der Nacht unterwegs. Und für die Lebensweise nach Sonnenuntergang haben sie auch ein entsprechendes Rüstzeug entwickelt.

Die im Verhältnis zum Kopf riesigen Augen sind tief eingesenkt und können Restlicht entsprechend gut verwerten. Bei völliger Dunkelheit sehen allerdings auch Eulen nichts mehr. Und beweglich sind solche Augen auch nicht mehr. Eulen können das mit einer fast akrobatischen Kopfbeweglichkeit ausgleichen.

Die kranzartigen Einfassungen um die Augen wirken wie Parabolschüsseln, um auch leiseste Geräusche zu erfassen, zu verstärken und zu den Ohröffnungen zu bündeln.

Ein Waldkauz kann Beutetiere immerhin bis zu einer Entfernung von 100 m hören. Und mit seinen filzig-flaumigen Federn, die Luftverwirbelungen und damit Fluggeräusche dämpfen, kann er sich dann lautlos der Beute nähern.

Breiter Speisezettel

Natürlich machen auch beim Waldkauz Mäuse den „Löwenanteil“ seiner Nahrung aus. Ein Waldkauzpaar fängt während der dreimonatigen Jungenaufzucht für drei Jungvögel immerhin über 2000 Mäuse.

Wenn allerdings im Winter tiefer Schnee die Mäusejagd erschwert, können sie auch völlig auf die Vogeljagd umstellen. Im Sommerhalbjahr „pflücken“ sie aber durchaus auch Maikäfer von den Zweigen oder erbeuten am Boden durch Gehör geortete Regenwürmer.

Auch Frösche und Kröten sind vor ihnen nicht sicher. An seichten Gewässern wurden Waldkäuze sogar beim Fischfang beobachtet.

Ein lizenzsfreies Bild eines Waldkauzes mit einer Maus im Schnabel konnte ich leider nicht finden, würde aber hier passen.

Kosmopolit und Anpassungskünstler

Die Anpassungsfähigkeit des Waldkauzes schlägt sich in seiner Verbreitung nieder. In elf Unterarten kommt er, mit Ausnahme des hohen Nordens, in großen Teilen Eurasiens bis nach Sibirien, Korea und China vor.

Dabei ist er keineswegs nur auf den Wald beschränkt. Auch in menschlichen Siedlungen scheint es für ihn zu passen. Unter den Eulen ist er derjenige, der am häufigsten in Parks, Friedhöfen und Gärten auftaucht. Bedingung dafür sind allerdings geeignete Nistmöglichkeiten vor allem in Baumhöhlen. Und damit kommen wir zum eigentlichen Grund warum der Waldkauz zum Jahresvogel geworden ist.

Alte Bäume

Baum ist nicht gleich Baum. Alte Bäume sind regelrechte „Persönlichkeiten“, die an Lebens- und Wohnmöglichkeiten wesentlich mehr zu bieten haben als junge Bäumchen.

Hier finden sich die geschützten Nischen und Höhlen, die für eine Vielzahl von Tieren lebenswichtig sind. Fledermäuse finden hier Tagesverstecke, Hornissen können hier ihre Papiernester bauen, der Siebenschläfer einen geschützten Platz finden. Und viele Höhlenbrüter, wie auch der Waldkauz, können hier ihre Jungen aufziehen.

Nicht alles was ein bisschen älter ist aus falsch verstandenem Sicherheitsdenken, Ordnungssinn oder für die Hackschnitzelheizung wegschneiden. Altbaumbestände und Bäume alt werden lassen und das Totholz im Wald belassen. Nur so können wir die Vielfalt Niederösterreichs auch für die nächsten Generationen erhalten. Auch daran sollte der Ruf des Waldkauzes erinnern. Nicht nur 2017, sondern ab 2017 spätestens bei jedem Krimi.

 

 

Tipps

Webcam verschiedenen Waldkauz-Nistkästen https://blogs.nabu.de/category/vogel-des-jahres/

Broschüre zum Waldkauz – Vogel des Jahres https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/vogelschutz/vdj/waldkauz/nabu_vdj2017_broschuere_web.pdf

 

 

Text: Norbert Ruckenbauer 

Literaturquellen:

  • LIMBRUNNER Alfred, BEZZEL Einhard, RICHARZ Klaus, SINGER Detlef (2001) Enzyklopädie der Brutvögel Europas.2:58 – 59. Franckh - Kosmos Verlag: Stuttgart.
  • WEMBER Viktor (2007) Die Namen der Vögel Europas. Bedeutung der deutschen und wissenschaftlichen Namen. p. 141, 220. AULA Verlag: Wiebelsheim.
  • http://www.eulen-greifvogelstation.at/portraits/waldkauz/
  • https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/vogelschutz/vdj/waldkauz/nabu_vdj2017_broschuere_web.pdf
  • KIRK Monika (2010) Die Eule – Mythos und Symbolik. pp. 90 – 101. In: RUTISHAUSER Werner (Hrsg.) (2010) Mit fremden Federn. Antike Vogeldarstellungen und ihre Symbolik. Eine Ausstellung des Museums zu Allerheiligen Schaffhausen. Hirmer Verlag: München.

Bildquellen: 

 

 

 

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