Nachhaltiges Familienleben – So kann es funktionieren!

Kinder sind die Erwachsenen der Zukunft. Es muss uns also gelingen, unsere Kinder für einen nachhaltigen Lebensstil zu begeistern und diesen auch vorzuleben.

Schon die ganz Kleinen sollen von uns lernen, wie wir einkaufen, wie wir kochen, wie unsere Körperpflege und die Reinigung unserer Wohnung aussieht. Denn das Nachahmen ist vor allem bei kleinen Kindern sehr ausgeprägt und kleinere Kinder begleiten ihre Eltern ja auch noch gerne bei sämtlichen Erledigungen zu Hause oder auch unterwegs. Bei heranwachsenden, sich abgrenzen wollenden Pubertierenden kann es dann schon mal vorkommen, dass man als „Ökofreak“ betitelt wird, wenn man sich über die im Kinderzimmer gebunkerten Petfschen wundert – wo man doch selbst immer nur Glas verwendet - und belehrend einzugreifen versucht. Doch auch das muss man stoisch ertragen und ganz einfach richtig, nachhaltig weiterleben. Denn mit etwas Glück geht ja auch diese Phase vorbei und übrig bleibt dann das, was die Kinder und Jugendlichen ihr ganzes Leben lang von den Eltern gesehen haben.

Was aber ist nachhaltig? Was kann man zu Hause tun um mit den vorhandenen Ressourcen sparsam umzugehen? Wie sieht ein umweltfreundlicher Haushalt aus?

Zur besseren Übersicht werden hier die vielen Tipps und Tricks, die uns zu einem umweltfreundlicheren Lebensstil verhelfen sollen, in verschiedene Themenbereiche aufgeteilt.

Küche und Kochen

Unser Essen soll in der Region wachsen, saisonal soll es sein, d.h. knapp davor geerntet, sodass keine langen Lagerzeiten in Kühlräumen nötig sind, die ja auch Energie kosten, möglichst alles sollte Bioqualität haben und zuletzt (in der Familie das Schwierigste!) sollte es allen gut schmecken. Außerdem soll möglichst wenig Fleisch (falls doch dann Bio) verkocht werden, weil Fleisch, wenn man den ökologischen Fußabdruck betrachtet, geradezu ein „Bigfoot“ ist. Auch die Verpackung der Lebensmittel darf bei einer ökologischen Betrachtungsweise nicht aus den Augen verloren werden. Also: gar nicht so einfach.

Hier jedoch einige Tipps, wie das Kochen trotzdem nachhaltig und familienfreundlich funktionieren kann.

Ich möchte mit dem Thema „Plastiksparen“ beginnen. Hier empfiehlt es sich, schon beim Einkauf darauf zu achten, wann immer möglich, auf Plastikverpackungen zu verzichten. Hat man die Kinder erst auf diese Thematik angesetzt, werden sie zu regelrechten Plastikspürnasen und es macht Spaß im Supermarkt gemeinsam nach Alternativen zu suchen. In Unverpacktläden am Markt oder direkt vom Bauernhof ist es oft leichter, dem Verpackungswahnsinn zu entkommen, da man sich dort den Einkauf in selbstmitgebrachte Gläser füllen lassen kann, bzw. Papiersackerl für Obst und Gemüse angeboten werden. Natürlich kann sauberes Obst und Gemüse auch gleich direkt in den Einkaufskorb oder in den Stoffsack wandern.

Am Land liegen oft große Wege zwischen diesen Supermarktalternativen, die sich teilweise nur mit dem Auto zurücklegen lassen. Es empfiehlt sich daher, die Einkäufe für die ganze Woche zu planen oder die Wege so zu legen, dass mit einer Fahrt gleich mehrere Dinge erledigt werden können. Hier ist es oft schwer abzuschätzen, wie man die Umwelt besser schont. Supermarkt mit dem Fahrrad oder Biobauer mit dem Auto? Vorausschauendes Einkaufsverhalten verbessert auf jeden Fall den ökologischen Fußabdruck.

Bei vielen Artikeln gibt es allerdings keine plastikfreie Alternative. Hier lohnt es sich, Dinge selbst herzustellen. Toastbrot, Müsliriegel, Kuchen, Kekse, aber auch Smoothies und die in meiner Familie sehr beliebten Ingwershots, lassen sich mit relativ wenig Aufwand aus frischen Produkten selbst herstellen. Man spart dabei nicht nur Verpackungsmaterial, sondern auch Geld, und weiß außerdem welche Zutaten tatsächlich drinnen sind und dass das Ganze auch wirklich frisch ist.

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Zutaten für Ingwershot
Rezepttipp: Ingwershot

1 Biozitrone
30g Ingwer
30ml Ahornsirup
70ml Wasser

Den ausgepressten Zitronensaft mit dem kleingeschnittenen Ingwer und den anderen Zutaten in einem Smoothiemaker zerkleinern, in Flasche abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren. Fertig! – Reicht für einige Tage.

Im Handel immer wieder auf die viele Verpackung hinzuweisen oder sogar den überflüssigen Müll nach dem Einkauf im Geschäft zu entsorgen (mutig!), ist eine gute Möglichkeit, den Druck auf die Hersteller und Vertreiber zu erhöhen und so vielleicht längerfristig auch ein Umdenken bei den Produzenten hervorzurufen.

Bei gut lagerbaren Lebensmitteln, wie Reis, Nudeln, Linsen oder Bohnen können auch Großpackungen gekauft werden, die natürlich in Summe in weniger Plastik verpackt sind. Vielleicht finden sich auch Freunde, mit denen man sich diese Großpackungen aufteilen kann.

Nach dem Einkauf stellt sich die Frage der Aufbewahrung. Hierbei sind alte Schraubverschlussgläser oder Flaschen eine tolle Möglichkeit. Sie können  immer und immer wieder ausgewaschen und widerverwendet werden.

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Gläser eignen sich perfekt zur Aufbewahrung
Sogar zum Einfrieren eignen sich Gläser! Bitte unbedingt darauf achten, dass sie nur zu ¾  befüllt werden, sonst springt das Glas, wenn sich das Gefriergut beim Einfrieren ausdehnt. Sogar Eiswürferl können in Gläsern hergestellt werden. Hierzu muss das Glas aber oben weiter sein als unten, um die Eiswürferl dann auch wieder aus dem Glas zu bekommen.

Alternativtipp! Weintrauben oder Stücke von Wassermelonen können tiefgekühlt als erfrischender Eiswürfelersatz dienen!

Eine weitere gute Möglichkeit dem guten alten Tiefkühlsackerl zu entkommen, sind Wachstücher. Brot oder andere feste Lebensmittel können ganz einfach umwickelt werden und so in den Gefrierschrank wandern.

Wachstücher sind natürlich nicht nur zum Einfrieren der Renner, sondern bewähren sich in der Küche zum Abdecken und Einwickeln sämtlicher Dinge, die frisch gehalten werden sollen. Alufolie und Frischhaltefolie haben somit ausgedient! Nach dem Gebrauch können diese Tücher ganz einfach (nicht zu heiß) abgewaschen, getrocknet und wiederverwendet werden.

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Ein Metallstrohhalm ist eine perfekte Alternative und wiederverwendbar
Alles Wiederverwendbare (Ausnahme Plastikbehälter), das nicht weggeschmissen werden muss, ist gut. Dieses Motto trifft in einer nachhaltigen Küche immer zu.
  • Mehrwegflaschen statt Tetrapack
  • Pfandgläser statt Plastikbecher
  • Waschbare Putztücher statt Putzen mit Küchenrolle
  • Ökologisches Geschirrspülmittel gibt es in Bioläden zum Abfüllen in eigene Gefäße
  • Strohhalme aus Glas oder Metall statt aus Plastik (als Partygag kann auch mal eine Makkaroni als Trinkhalm dienen – nur für kalte Getränke!)
  • Statt Kaffeekapseln werden Kaffeepads nach dem Gebrauch auf dem Komposthaufen zu fruchtbarer Erde
  • Glastrinkflasche statt PET Flasche für die Jause
  • Jausendose aus Metall (siehe Titelbild) oder Wachspapier statt Jausensackerl oder Alufolie

Nun noch die oft gestellte Frage: Wie bleibt Brot frisch und schimmelt nicht? – Die gute alte Tupperbrotbox hat ausgedient! Wirklich phänomenal ist die Aufbewahrung von Brot in einer Zirbenholzbrotdose. Die Inhaltsstoffe des Holzes wirken antibakteriell und auch gegen Schimmelpilze. Damit das Brot auch schön saftig bleibt, wird es zuerst in einen Leinensack gegeben und dann in den Holzkasten.

Zuletzt noch einige Energiespartipps für die Küche: Wenn nur wenig Speisen im Backofen erwärmt oder gegrillt werden sollen, kann man das alternativ auch im Plattengriller erledigen, so muss nicht immer das große Rohr erhitzt werden. Außerdem empfiehlt es sich beim Erwärmen oder Kochen von Speisen im Topf immer einen Deckel zu verwenden, da dann die Wärme nicht verlorengeht. Bei Kochfeldern mit Restwärme sollte diese stets ausgenützt werden. So kann man den Herd schon viel früher abdrehen.

Bad und Körperhygiene

Im herkömmlichen Badezimmer findet man viele Körperpflegeprodukte in Plastikflaschen oder aus Plastik. Was kann man dagegen tun? Welche nachhaltigen Alternativen bieten sich?

Beim Zähneputzen kommt man ohne Kunststoff aus, indem man einerseits Zahnbürsten aus Holz verwendet, andererseits auf die Zahnpasta aus der Tube verzichtet. Stattdessen gibt es Zahnputzpulver in Glas oder Zahnputztabs in plastikfreier Verpackung. Sogar Zahnseide und Interdentalbürsten sind aus Holz und nachhaltigen Materialien zu bekommen (letztere musste ich leider online bestellen – was ich sonst tunlichst vermeide – weil es sie in unserer Nähe wirklich nicht zu kaufen gab).

Meine Haare sehen Shampoo nur bei der FriseurIn. Sonst werden sie mit Haarseife gewaschen. Am Markt gibt es viele verschiedene Produkte und manchmal muss man ein bisschen probieren, bis man die fürs eigene Haar optimale Seife gefunden hat.
Natürliche Haarseifen enthalten auch keine Konservierungsstoffe,  Tenside,  Silikone und Parabene – die Umwelt dankt!

Alle Seifen haben allerdings gemeinsam, dass sich vor allem bei hartem Wasser Kalkseife bilden kann, oder die Haare sich nach der Wäsche wachsig anfühlen. Dagegen hilft eine „Saure Rinse“. Sie wird aus zwei Esslöffeln Apfelessig oder Zitronensaft und einem Liter lauwarmem (nicht zu heißem) Wasser hergestellt und die Haare abschließend damit gespült. So wird auch der natürliche pH-Wert der Kopfhaut wieder hergestellt.
Haarseife hat auch den Vorteil, dass die Haare fester werden und weniger nachfetten. Manchmal brauchen die Haare bei der Umstellung von Shampoo auf Seife ein wenig Geduld. Jedoch es lohnt sich!

Beim Rasieren empfiehlt sich ein Metallrasierer mit austauschbaren Klingen. Eingeschäumt wird mit Rasierseife und Pinsel, wie anno dazumal.

Zähneputzen, rasieren oder Haare waschen mit Haarseife

Auch bei herkömmlicher Monatshygiene fällt jede Menge Platikmüll an -  Slipeinlagen, Binden, Tampons.
Zum Glück gibt es einige Möglichkeiten diesem Wahnsinn zu entkommen. Sie heißen Menstruationstasse, Menstruationsslips oder auch wiederverwendbare, waschbare Slipeinlagen oder Binden aus Baumwollstoff.

In vielen Familien steht auch die Waschmaschine im Bad und sie steht bei mehreren Kindern selten still. Dennoch sollte man sich der Umwelt zuliebe an gewisse Vorgaben halten.

  • Wasche nur wirklich volle Maschinen. So sparst du Energie und Wasser und durch die geringere Reibung löst sich weniger Mikroplastik von der Kleidung.
  • Wasche mit niedrigen Temperaturen oder Kurzprogrammen.
  • Verwende ökologisch abbaubare Reiniger, die im Idealfall in deinen persönlichen Behälter nachgefüllt werden können.
  • Wasche wirklich nur schmutzige Wäsche.
  • Trockne die Wäsche an der frischen Luft um Energie zu sparen.

Allgemeine Nachhaltigkeits-Tipps

  • Licht nur wenn nötig. Das betrifft nicht nur den Haushalt, wo oft unnötig viele Räume beleuchtet sind, sondern auch die vielen kleinen oder großen Lämpchen, die oft während der Weihnachtszeit den ganzen Garten und das Haus illuminieren.
  • Sämtliche Geräte, die auf Standby-Modus laufen – d.h. dass irgendwo ein kleines Lämpchen brennt – brauchen auch im ausgeschalteten Modus Energie. Wenn man sie absteckt oder eine Verteilersteckerleiste mit Schalter verwendet, kann man so den Energieverbrauch reduzieren.
  • Kaputte Geräte sollten nach Möglichkeit repariert werden.
  • Sollte es doch nötig sein, neue Geräte anzuschaffen, dann bitte unbedingt auf die Energieeffizienzklasse achten. Ist zwar beim Einkauf etwas teurer, spart jedoch auf Dauer Energie und auch Geld.
  • Apropos: Energie! Man kann sich bewusst für Energieversorger entscheiden, die nur nachhaltige Energieformen anbieten.
  • Viele Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, können getauscht oder weitergegeben werden. Unsere Müllberge sind auch so schon groß genug.
  • Geräte, die man nur selten braucht, können auch ausgeborgt oder gemeinsam genützt werden. So spart man Geld und Ressourcen.

Möglicherweise fallen euch zusätzlich zu meinen Tipps noch andere Dinge ein, die unser Leben nachhaltiger machen. Das Wichtigste ist ganz einfach mal dort anzufangen, wo es für dich am Leichtesten möglich ist, später vielleicht noch mehr Bereiche des Haushalts umzustellen und es auch vielen Freunden erzählen, denn vielleicht wollen sie sich ja auch an dem großen Projekt für eine bessere Zukunft unserer Erde beteiligen.

 

Text & Bilder: Mag. Sabine Lackenberger

Mehr zur Nachhaltigkeit in der Ausstellung im Museum Niederösterreich: „Klima & Ich“ (1. Juli 2020 – 7. März 2021)

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