Geschichte

Erinnern für die Zukunft: Tausche 10.000 Kronen gegen 1 Schilling

Am 1. März 1925 sollte der erste Groschen in die Geldbörsen der Österreicherinnen und Österreicher rollen. Die galoppierende Inflation der vergangenen Jahre hatte die Preise in nie dagewesene Höhen getrieben. Eine Währungsreform war der einzige Ausweg.
Prof. Dr. Elisabeth Vavra
10000 Kronen/1 Schilling, Banknote, entworfen von Rudolf Junk, 1924, herausgegeben von der Oesterreichischen Nationalbank, Wien Museum Inv.-Nr. 206493/1

Der Zerfall der Habsburgermonarchie 1918 hatte einen durch Jahrhunderte gewachsenen Wirtschaftsraum zerstört. Zurück blieb ein Kleinstaat, der seine Bevölkerung weder mit ausreichend Nahrungsmitteln noch mit Arbeitsplätzen versorgen konnte. Dafür verfügte er über einen nun überflüssig gewordenen großen Verwaltungs- und Bankenapparat und eine hochentwickelte Rüstungsindustrie, die den Umstieg auf eine Friedensproduktion nicht schnell genug schaffte. Anderen Industriebetrieben fehlten die Rohstoffe, die Zulieferer und die Absatzmärkte. Überdies wütete die Spanische Grippe, und der Winter 1918/1919 stellte Kälterekorde auf: Es wurden bis zu -34° Celsius gemessen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg von 46.000 im Dezember 1918 auf 186.000 im Mai des folgenden Jahres.

Während die Wirtschaftsleistung immer stärker zurückging, stiegen die Preise: Hatte vor dem Krieg ein Laib Brot eine halbe Krone gekostet, so musste man 1922 5.670 Kronen dafür hinblättern. 1 kg Zucker kostete 1922 21.000 Kronen gegenüber 800 Kronen im Jahr zuvor, 1 kg Schweinefleisch 40.000 Kronen, im Jahr zuvor 1.100 Kronen. Genauso explodierten die Preise für alltägliche Anschaffungen wie etwa Kleidung: 1921 zahlte man für ein Paar Schuhe 7.000 Kronen, ein Jahr danach 150.000 Kronen. Zu Friedenszeiten hatten sie nur 18 Kronen gekostet. Die Lebenshaltungskosten hatten des 14.000-fache der Vorkriegszeit erreicht. Zwar stiegen auch die Löhne, allerdings konnten die Erhöhungen die steigenden Preise nicht ausgleichen.

Josef Engelhart, Wien im Jahre 1918, 1918, Wien Museum, Inv.-Nr. 42739
Josef Engelhart, Wien im Jahre 1918, 1918, Wien Museum, Inv.-Nr. 42739 © CC BY 4.0, Wien Museum, Foto: Birgit und Peter Kainz (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/120082/)

Die Druckerpressen der Oesterreichisch-ungarischen Bank – so hieß die spätere Nationalbank zu diesem Zeitpunkt noch – kamen nicht mehr zur Ruhe. Wollte man eine größere Ausgabe tätigen, so musste man die Banknoten in Rucksäcken oder Körben mit sich schleppen. Schließlich verordnete die Bundesregierung Seipel am 22. September 1922 die Ausgabe einer 500.000 Kronen-Banknote. Wer noch Sparguthaben hatte, löste diese auf und flüchtete in Sachwerte. In dieser hoffnungslosen Finanzlage hatten die jahrelangen Bemühungen um Finanzhilfe aus dem Ausland endlich Erfolg: Der Völkerbund sagte finanzielle Unterstützung zu. Die am 4. Oktober 1922 unterzeichneten „Genfer Protokolle“ sicherten Österreich eine Anleihe über 650 Millionen Goldkronen zu, allerdings unter Auflagen: Stilllegung der Notenpresse und durchgreifende Sanierung des Budgets. Der erste Schritt war die Gründung der Oesterreichischen Nationalbank, die mit 1. Jänner 1923 ihre Tätigkeit aufnahm.

Zu den wichtigsten Aufgaben der neu gegründeten Nationalbank zählte die Schaffung einer stabilen Währung. Bereits im laufenden Jahr bekam man das Staatsdefizit in den Griff. Als äußeres Zeichen einer neu gewonnenen Stabilität fasste man eine umfassende Währungsreform ins Auge, die auch eine Änderung der Währungsbezeichnung beinhalten sollte. Als Vorbereitung auf die geplante Umstellung wurden bereits ab 16. Juni 1924 neue Scheidemünzen herausgeben: zu 10.000 Kronen (mit der Bezeichnung „Schilling“), 1.000 Kronen, 200 Kronen und 100 Kronen.

    Die Ein-Schilling-Münze, die dem Wert von 10.000 Kronen entsprach, trug auf der Vorderseite eine Ansicht des Mittelbaues des Parlamentsgebäudes mit einer Rossebändigergruppe, der Umschrift REPUBLIK ÖSTERREICH und die Jahreszahl der Ausmünzung. Die Rückseite zierte das Mittelschild des Staatswappens, auf Ölbaumzweigen liegend, mit der Umschrift EIN SCHILLING. Der Schöpfer dieser Ein-Schilling-Münze war der österreichische Bildhauer und Medailleur Heinrich Zita (1882–1951). Zita war Mitglied der Wiener Secession und hatte u.a. ab 1913 bis 1916 die zehn Hochreliefs mit zwanzig überlebensgroßen Figuren für den Bau der Oesterreichisch-Ungarischen Bank (heute Hauptgebäude der Oesterreichischen Nationalbank) geschaffen.

    Auf der Titelseite der Wiener Zeitung vom 16. Juni 1924 wurden neben der Ein-Schilling-Münze auch die weiteren Kronen-Münzen vorgestellt, die ab 16. Juni herausgegeben wurden, um die Papierflut der Banknoten einzudämmen:
    Das Tausend-Kronen-Stück zeigte auf der Vorderseite das Bildnis einer Tirolerin mit der Umschrift REPUBLIK ÖSTERREICH, auf der Rückseite in einem Kranz von Edelweiß und Enzian die Wertbezeichnung 1000 und darunter das Jahr der Ausprägung. Das Zweihundert-Kronen-Stück zeigte auf der Vorderseite das Kruckenkreuz (= Kreuz mit vier gleich langen Seiten, die kurze Querbalken an den Enden tragen), auf der Rückseite die Wertbezeichnung. Die vierte ausgeprägte Münze besaß einen Wert von 100 Kronen und lief unter der Bezeichnung Stüber. Die Vorderseite trug den Adlerkopf mit der Mauerkrone, die Rückseite die Wertziffer und einen Eichenzweig. Für die Münzen wurden unterschiedliche Legierungen verwendet: 800 Teile Silber und 200 Teile Kupfer für die Ein-Schilling-Münze; 75 Teile Kupfer und 25 Teile Nickel für die 1000-Kronen-Münzen sowie 95 Teile Kupfer, 4 Teile Zinn und 1 Teil Zink für das 200-Kronen- und das 100-Kronen-Stück.

    Im Tagesbericht zum 13. Juni 1924 widmete Die Reichspost der Herausgabe dieser neuen Scheidemünzen eine Glosse unter dem Titel Schilling und Stüber sind da: Heute ist das neue österreichische Hartgeld in den Kassen der Banken eingerückt. Es ist eine hübsche anmutige Gesellschaft, diese neuen österreichischen Münzen. […] Die Prägung muß die Freude jedes Kenners erwecken. So schön die neueren von Italien, Frankreich und anderen Staaten in Verkehr gebrachten Münzen ähnlichen Wertes sind, glauben wir doch, daß die neue österreichische Nickel- und Silbermünze in Geschmack des Entwurfes und Feinheit der Ausführung den ersten Platz beanspruchen kann.
    Die freundlichen Dinger wollen kleine Herolde einer neuen Zeit unseres Geld- und Münzwesens sein. Es wird einige Zeit brauchen, bis sich ihre Namen eingebürgert haben werden und wieder sprachliches Volksgut geworden sind, wie einst. Der Abschied von dem Papiergeld mit den großen Ziffern, die nichts sagten, wird nicht schwer fallen. Das alte Geldtäschchen tritt wieder in seine Rechte und die Lederhändler werden in den nächsten Wochen ihre Freude haben. Und bei allem ist die Hauptsache: So wie das Silber des österreichischen Schillings greifbarer und solider ist als Papier, so scheint die neue Münze eine greifbare Anzahlung auf eine bessere Zukunft.

    Wiener Zeitung vom 16. Juni
    Wiener Zeitung vom 16. Juni © CC0 - Anno/ÖNB

    Nicht nur die neuen Währungsbezeichnungen führten zu Irritationen. Vielen war es auch unverständlich, warum die Münze mit der niedrigsten Einheit – nämlich 1 Schilling – einen höheren Kaufwert hatte als die Münzen mit den Wertbezeichnungen 1000, 200 und 100. – Und der Silberschilling rief die Hamsterer auf den Plan: Die hochwertigen Silber-Schillinge verschwanden schnell aus dem Geldkreislauf. Sie wurden gehortet, zu Schmuckanhängern umgearbeitet oder in die Sparschweine der Kinder eingeworfen. Missfallen erregten auch die Bezeichnungen für die neue Währung und einte in der Ablehnung selbst sonst verfeindete Lager wie Karl Kraus mit seiner satirischen Zeitschrift „Die Fackel“ und die Redakteure der Neuen Freien Presse.

    Österreich hat sich in der Wahl seiner Geldbezeichnungen zwar insofern nicht vergriffen, als Stüber auch einen ‚schnellenden Schlag‘ bedeuten kann, zum Beispiel einen Nasenstüber von der Entente, und ein Schilling ‚eine Tracht Schläge‘, also einen schweren Schlag, eine Sanierung. […] Am ehesten hätte ich noch dem Vorschlag einer Freundin zugestimmt, die mehr Grütze im Kopf hat, als in Müllers Beutel Stüber klingen dürften, dem Vorschlag, das österreichische Geld schlicht, wie es ist, zu nennen: Neanderthaler.
    Karl Kraus

    Trotz der wiederholt geäußerten Dementi wurde im Hintergrund eine durchgreifende Währungsreform vorbereitet. Im 104. Bundesgesetzblatt wurde dann das vom Nationalrat am 20. Dezember 1924 beschlossene Schillingrechnungsgesetz veröffentlicht:

    § 1. An Stelle der geltenden Rechnung in Kronen tritt die Schillingrechnung. Ihre Einheit ist der Schilling (S). Er wird in 100 Groschen (g) eingeteilt.
    § 2. Die Umrechnung von der Krone auf den Schilling findet derart statt, daß 10.000 K gleich 1 Schilling zu rechnen sind.

    Die in der Debatte des Finanz- und Budgetausschusses am 18. Dezember vorgelegte Entwurf des Schillingrechnungsgesetzes enthielt noch den Begriff Stüber als Bezeichnung für die kleinste Währungseinheit. Auf Antrag der Abgeordneten Otto Bauer und Ernst Hampel wurde der Begriff dann in der zwei Tage später veröffentlichten Fassung durch Groschen ersetzt. Damit hatte eine Monate dauernde Diskussion ein Ende gefunden.

    Wiener Zeitung vom 31. Jänner 1925
    Wiener Zeitung vom 31. Jänner 1925 © CC0 - Anno/ÖNB

    Im Amtlichen Teil der Wiener Zeitung wurde endlich am 31. Jänner 1925 die Kundmachung über die Ausgabe von neuen Scheidemünzen publiziert. Zur Ausgabe gelangten drei Scheidemünzen: ein Zehn-Groschen-Stück (Legierung: 25% Nickel, 75% Kupfer), ein Zwei-Groschen-Stück (Legierung: 95% Kupfer, 4% Zinn, 1% Zink) und ein Ein-Groschen-Stück (gleiche Legierung wie Zwei-Groschen-Stück). Die Münzbilder wiederholten die der Kronen-Münzen von 1924, allerdings mit geänderter Währungsangabe. Das Zehn-Groschen-Stück zeigt das Bildnis einer Tirolerin, im Hintergrund Berggipfel, auf der Rückseite einen Kranz aus Enzian und Edelweiß, diesem eingeschrieben die Wertbezeichnung 10 Groschen. Der Entwurf stammte wieder von Heinrich Zita. Das Zwei-Groschen-Stück zeigte auf der Vorderseite das Kruckenkreuz und auf der Rückseite die Wertbezeichnung 2 Groschen. Für den Entwurf zeichnete das Mitglied der Wiener Werkstätte Philipp Häusler verantwortlich, der u.a. auch Besteck für die Firma Berndorf entwarf. Das Ein-Groschen-Stück trägt auf der Vorderseite den Adlerkopf mit Mauerkrone, auf der Rückseite die Wertbezeichnung 1 Groschen. Den Entwurf fertigte wieder Heinrich Zita an. 

    Ein-Groschen-Stück, Erstausgabe am 1. März 1925, Wien Museum Inv.-Nr. 179626
    Ein-Groschen-Stück, Erstausgabe am 1. März 1925, Wien Museum Inv.-Nr. 179626 © CC BY 4.0, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/397155/)

    Am 1. März rollten immerhin die ersten Ein- und Zwei-Groschen-Stücke in die Kassen der Banken. Aber die Ein-Schilling-Münze und die Schilling-Banknoten ließen noch auf sich warten. Die Stunde, die erste österreichische Boulevardzeitung, fragte in ihrer Ausgabe vom 4. März 1925 besorgt: Wo ist der Schilling?
    Der 1. März 1925 bedeutet eine Schicksalswende für unser kleines Land. Die Krone wird begraben und der Schilling steigt mit sieghaftem Lächeln aus ihrer Gruft. So ist es in den offiziellen Proklamationen zu lesen. In Wirklichkeit verhält sich die Sache ganz anders, ist die Krone noch nicht gestorben, der Schilling noch nicht geboren. Aus dunklen Tiefen drang nur der brave, bodenständige und ewig seßhafte Pallawatsch an die Oberfläche. […] Die Schillingrechnung ist eingeführt, unser Herz schlägt merklich höher; aber mit Verlaub, ihr hohen Herren, eine bescheidene Frage: Wo ist der Schilling? Hat er sein Ausbleiben bei seinem Wiegenfeste ausreichend entschuldigt? Warum will er sich nicht zeigen dieser armen, sündhaften Welt? […]

    Im Monatsabstand erschienen ab 26. März 1925 die fünf vorgesehenen Schilling-Scheine: Die Hundert-Schilling-Banknote erblickte am 26. März 1925 das Licht der Welt. Der schlicht gestaltete Schein, dessen Aussehen durch die Ornamentik bestimmt wird, zeigt auf der Vorderseite links das Bundeswappen, rechts einen Frauenkopf. Die Zehn-Schilling-Banknote folgte einen Monat später. Auf der Vorderseite finden sich wieder das Bundeswappen und ein Frauenkopf, der allerdings diesmal nach rechts blickt. Es folgte die Tausend-Schilling-Banknote im Monat Mai, deren Vorderseite diesmal nur einen Mädchenkopf auf der Vorderseite zeigt. Der Bundesadler wurde auf die Rückseite verbannt. Die Fünf-Schilling-Banknote erlebte am 8. Juni 1925 ihre Erstausgabe. Der Notentext auf der Vorderseite wird von zwei achteckigen Rähmchen eingefasst, in die rechts ein Knabenkopf und links das Bundeswappen eingeschrieben sind. Am 1. Juli 1925 folgte die Zwanzig-Schilling-Banknote. Sie trägt auf der Vorderseite in ovalen Rahmen links das Bundeswappen und rechts einen seitlich blickenden Mädchenkopf. Die Entwerfer dieser ersten Schilling-Banknoten waren Rudolf Junk (1880–1943) und Karl Sterrer (1885–1972). Junk zeichnete für die Ornamentik verantwortlich, Sterrer für die Frauen- und Männerköpfe. Das neue Ein-Schilling-Stück – im Aussehen der Ein-Schilling-Münze des Jahres 1924 folgend – erschien erst am 1. Juli 1925. Wie so oft in Österreich waren die ab 26. März 1925 zur Ausgabe gelangten Banknoten nur ein Provisorium: Das Volksblatt für Stadt und Land berichtete in seiner Ausgabe vom 10. Mai 1925 bereits über die Vorbereitung einer neuen Serie: Wie einer Aeußerung des Direktors Dr. Bartsch von der Nationalbank zu entnehmen ist, werden aber auch schon Vorbereitungen getroffen, um eine ganz neue Serie von Schillingnoten von 1000 Schilling bis 10 Schilling nach vollständig neuen Entwürfen zu drucken.
    Während bei den gegenwärtigen Noten die ornamentale Zeichnung vom Maler Jung und die Köpfe vom Maler Professor Sterrer stammen, wird man für die Entwürfe zu den neuen Noten bereits in den nächsten Tagen ein Preisausschreiben veröffentlichen. Man hofft, auf diese Weise neue originelle Ideen zu gewinnen, die es uns ermöglichen sollen, auch weiterhin das österreichische Papiergeld in der allgemein anerkannten gefälligen künstlerischen Ausstattung herstellen zu lassen. Die jetzt zur Ausgabe gelangten 10- und 100-Schillingnoten haben bekanntlich wegen ihrer leichten Verwechselbarkeit nicht viel Anklang gefunden; ganz abgesehen davon, daß die Kopfzeichnung der 10-Schillingnote direkt häßlich wirkt.

    Gut Ding braucht Weil: Es dauerte noch bis zum 7. März 1927, bis die erste Banknote der neuen Serie erschien; die Zehn-Schilling-Banknote – ein Hochformat – war dem Handel und dem Verkehr gewidmet. Die Vorderseite zierte das Brustbild des Merkurs, die Rückseite stilisierte Donauwellen mit einer Nixe und der Ruine Dürnstein. Im selben Jahr kamen noch die Fünf-Schilling- und die Hundert-Schilling-Banknoten heraus. 1928 folgte die Zwanzig-Schilling-Banknote, im Jahr danach die Fünfzig-Schilling-Banknote und erst 1931 die Tausend-Schilling-Banknote. Die Entwürfe stammten u.a. von so namhaften Künstlern wie Berthold Löffler und Wilhelm Dachauer.

      Der staatlich verordnete „Pallawatsch“ in der Geldbörse dauerte noch Monate an. „Heller“-Werte standen noch im Dezember neben „Groschen“-Werten. So musste man für „Die Stunde“ am 31. Dezember 1925 nach 20 Groschen oder 2000 Kronen suchen, für die „Illustrierte Kronen-Zeitung“ nach 7 Groschen oder 700 Kronen. Die Bevölkerung hatte mit denselben Problemen zu kämpfen wie wir nach dem 1. Jänner 2002. Allerdings hatten wir damals nur zwei Monate Zeit, um uns an die neue Währung zu gewöhnen. Ich kann mich noch gut an die Zeit des Umrechnens erinnern; man übte dabei das Dividieren, denn der Wechselkurs 2002 betrug 1 Euro gleich 13,7603 Schilling. Da war die Umrechnung von Kronen in Schilling doch viel einfacher, man musste nur die richtige Anzahl an Nullen streichen. Was aber auch manchen schwer viel:

      Die Illustrierte Kronen-Zeitung vom 24. April 1925 berichtete auf der Titelseite von einem tragischen Fall:

      Nun hat der Schillingwirrwarr auch ein Menschenleben gefordert. In Rachling hat ein Bauer Stefan Schriebe sein gesamtes Anwesen für 200 Schilling verkauft, weil er der Meinung war, ein Schilling sei eine Million. Leider war er in seiner ersten Verzweiflung nicht so klug, daran zu denken, daß ja der Irrtum offensichtlich sei und rückgängig gemacht werden könne, sondern er nahm seinen Hosenriemen und erhängte sich auf einer Stange vor seinem Haus, das er um den Pappenstiel von zwei Millionen verkauft hatte.
      Ein Todesopfer der Schillingwährung, Illustrierte Kronen-Zeitung vom 24. April 1925
      Ein Todesopfer der Schillingwährung, Illustrierte Kronen-Zeitung vom 24. April 1925 © CC0 - Anno/ÖNB

      Autorin: Prof. Dr. Elisabeth Vavra

      Titelbild:
      10000 Kronen/1 Schilling, Banknote, entworfen von Rudolf Junk, 1924, herausgegeben von der Oesterreichischen Nationalbank, Wien Museum Inv.-Nr. 206493/1 © CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/388798/)

      Verwendete und weiterführende Literatur:
      Karl Bachinger – Herbert Matis, Der österreichische Schilling. Geschichte einer Währung, Graz 1974.
      Ernst Hanisch, Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert (Österreichische Geschichte 1890–1990), Wien 1994.
      Ernst Hofbauer, Das war der Schilling. Eine Erfolgsgeschichte mit Hindernissen, Wien 1998.
      Oesterreichische Nationalbank (Hg.), Oesterreichische Geldgeschichte. Vom Mittelalter bis zum Euro, Wien 2020.

      Links:
      https://www.oenb.at/Ueber-Uns/Geldmuseum.html
      https://www.stift-kremsmuenster.at/aktuelles/100-jahre-schilling-eine-reise-durch-oesterreichs-waehrungsgeschichte

      Museen und Ausstellungen:
      Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank
      Otto-Wagner-Platz 3
      1090 Wien
      Dienstag bis Freitag: 09.00 bis 17.00 Uhr
      Samstag bis Montag sowie an Feiertagen, 24.12. und 31.12. geschlossen

      Der Anfang des Schillings - Das Heinrich-Zita-Museum
      1. April 2025–31. Dezember 2025
      Schlossplatz 14, Altes Doktorhaus
      2361 Laxenburg

      100 Jahre Schilling – eine Reise durch Österreichs Währungsgeschichte
      Stift Kremsmünster
      4550 Kremsmünster
      Die Ausstellung ist im Rahmen einer Stiftsführung zu besichtigen
      Stiftsführungen (ab 4 Personen): Mi, Fr, Sa, So 10:30 und 14:00 Uhr
      Montag: Ruhetag

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