1.000 Jahre an einem Tag oder 10.000 Jahre in einer Stunde, Sie bestimmen das Tempo nach persönlichen Interessen. In aller Kürze die wichtigsten Ereignisse überfliegen oder gezielt in einzelne Themenbereiche eintauchen, beeindruckende Exponate betrachten oder gleich eines der vielfältigen Vermittlungsangebote ausprobieren: Interaktive Stationen, Besucherforen oder einen Workshop zu aktuellen Themen.
Die Ausstellung ist das Kernstück des Hauses der Geschichte. Sie präsentiert Geschichte spannend, zeitgemäß und stellt Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen her. Laufend fließen neue Forschungsergebnisse in die Präsentation ein.
Die Ausstellung ist nicht nach Epochen gegliedert, sondern nach Themen und Fragen. Wie wurden Territorien besiedelt und verwaltet? Sind Ein- und Auswanderung nur Phänomene der Gegenwart? Wie gewinnen Personen und Gruppen Macht über andere? Wie entsteht das Zusammengehörigkeitsgefühl von Gruppen, Regionen und Nationen? Welche technischen Erfindungen haben in den letzten Jahrhunderten Gesellschaft und Umwelt verändert?
Im letzten Drittel des Rundgangs werden politische Konflikte und Exzesse totalitärer Gewalt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts thematisiert. Aber auch die bedeutenden technischen, sozialen und politischen Entwicklungen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit einem Blick auf die nähere Zukunft des gemeinsamen europäischen Raumes und die Rolle Niederösterreichs und Österreichs endet der Rundgang.
Umbau des Themenbereichs zur Zeitgeschichte
Nach vierjähriger Laufzeit wurde der zeitgeschichtliche Bereich der permanenten Ausstellung im Haus der Geschichte überarbeitet: Der Themenbereich „Im Gleichschritt – ausgelöscht“ konnte dabei um zahlreiche Objekte und Grafiken erweitert werden, von denen einige in Österreich zum ersten Mal zu sehen sind. Die Ausstellung verfolgt politische und gesellschaftliche Entwicklungen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und macht damit komplexe Zusammenhänge sichtbar, anstatt Brüche zu betonen. Der Fokus liegt dabei immer wieder auf Lebensgeschichten einzelner Personen, deren Zeugnisse und Erinnerungen individuelle Perspektiven eröffnen und zum Nachdenken über Handlungsspielräume anregen.
Bisher war die Zwischenkriegszeit in der Ausstellung nur ansatzweise dargestellt, weil sich zur Eröffnung des Museums 2017 eine eigene Sonderausstellung mit ihr beschäftigt hatte. Nun wird diesem kontroversiell diskutierten Abschnitt österreichischer Geschichte ausreichend Raum gegeben. Die darauffolgenden Jahre der NS-Herrschaft werden anhand von Leitfragen diskutiert: Wie haben die Verführungen und Drohungen des Regimes die Gesellschaft beeinflusst? In welcher Form haben Menschen Widerstand geleistet? Wie gestaltete sich das Leben für jene Gruppen, die nach der Definition des NS-Regimes, nicht als Teil der „Volksgemeinschaft“ gesehen wurden? Und welche Rolle spielte der Zweite Weltkrieg bei diesen Entwicklungen? Persönliche Objekte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen – Opfer sowie Täterinnen und Täter – veranschaulichen unterschiedliche Erfahrungshorizonte und Handlungsmöglichkeiten. So kann beispielsweise der Gürtel, den Walter Fantl-Brumlik während seiner Leidenszeit in mehreren Konzentrationslagern getragen hat, zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Darüber hinaus ist es gelungen, den Rucksack, mit dem der Sohn eines jüdischen Kaufmanns 1938 nach Palästina flüchten konnte in die Ausstellung aufzunehmen und Handzeichnungen, die eindrücklich das brutale Besatzungsregime der Wehrmacht in Brest-Litowsk darstellen, zu zeigen. Ein Forum mit 15 Biografien von Personen, die durch die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten verfolgt wurden, regt zur Diskussion und Reflexion über die zentralen Themen des Ausstellungsbereichs und den Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit den Opfern des NS-Regimes an.