Puppe | Juni 2018

 

© Zuzana Brejcha

Puppe

eines 1968 aus Prag nach Österreich geflohenen Mädchens

Ab dem 21. August 1968 setzt eine militärische Intervention der „sozialistischen Bruderstaaten“ dem „Prager Frühling“, dem Versuch zur Durchsetzung eines Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogrammes der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, ein gewaltsames Ende.

Die hier ausgestellte Puppe ist ein bis heute aufbewahrtes Erinnerungsstück an die dramatischen Ereignisse und eine verlorene Heimat: Nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ entscheiden sich die Eltern Zuzana Brejchas zur Flucht nach Österreich. Zuvor war die Wohnung der Familie unter Beschuss gekommen, ein Projektil steckte in Zuzanas Bett. Um im Zug nach Wien nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen, wird das Gepäck auf eine Reisetasche pro Familienmitglied beschränkt, in der sich zudem nur „nützliche“ Dinge befinden dürfen. In der Nacht vor der Flucht räumt Zuzana ihre Reisetasche heimlich aus und befüllt sie mit jenen Dingen, die für die damals 15-jahrige von größtem Wert sind – unter anderem diese Puppe.
Österreich nimmt 1968 rund 208.000 Tschechen und Slowaken auf. Viele Flüchtlinge emigrieren in andere westliche Länder weiter oder kehren in die ČSSR zurück. Etwa 2000 bis 3000 Tschechen und Slowaken bleiben in Österreich.

Leihgeberin: Zuzana Brejcha
Text: Philipp Lesiak, Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung
Abbildung: Die von Einschusslöchern übersäte Fassade des Wohnhauses von Zuzana Brejcha in Prag © Brejcha

Eine Kooperation mit First - Forschungsnetzwerk Interdisziplinäre Regionalstudien

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