Würfelnatter

Unser Nachwuchs im Museum:

Im Juni 2015 gab es Nachwuchs bei den Würfelnattern im Museum Niederösterreich. Neben den adulten Exemplaren können Sie nun auch sieben Jungtiere in unserem Baby-Galerie Aqua-Terrarium (Terrarium mit Wasser-Bereich) in der Dauerausstellung Natur beobachten. Die Wachstumsgeschwindigkeit der Jungschlangen ist wie bei allen Reptilien nach der Geburt am größten und nimmt im Laufe des Lebens stetig ab, wobei die Tiere nie ganz aufhören zu wachsen. 

Anfangs war zu beobachten dass sich die jungen Nattern bis zu 1 mal pro Woche häuteten und bis zu 2 kleine Fische pro Tag verzehrten! Ihre Gefräßigkeit nimmt dann mit dem langsameren Körperwachstum im Laufe der Zeit ab. Wie auch in der Natur ernähren sich die jungen Würfelnattern im Museum ausschließlich von Fischen. Die Beutefische (Guppys) werden lebend im Aqua-Terrarium gehalten.

Allgemeines zur Würfelnatter

Würfelnatter-wird-gefüttertDie Würfelnatter (Natrix tessellata) ist eine in Mittel- und Südosteuropa, sowie Teilen Asiens verbreitete Schlange aus der Gattung der Europäischen Wassernattern (Natrix). Bis auf wenige Reliktvorkommen in Deutschland und der Schweiz verläuft die westliche Verbreitungsgrenze der Würfelnatter durch Italien, Österreich und Tschechien. In Österreich ist diese Schlange nur in den klimatisch begünstigten Gegenden der Bundesländer Niederösterreich, Wien, Burgenland, Steiermark und Kärnten anzutreffen. Einzelne isolierte Vorkommen existieren in Oberösterreich.
Sie ist ausgesprochen wärmeliebend und besiedelt deshalb Habitate entlang der Gewässer des Flachlandes in kontinentalen, sommerlich warmen Gegenden – ein Grund, warum sie entlang der kühlen Flüsse der Niederungen in Tirol und Salzburg fehlt.

Ihren Namen verdankt die Würfelnatter der an Würfel erinnernden Zeichnung auf ihrem Rücken. Die Schlangen haben meist einen bräunlich bis grauen Grundton. Weibliche Exemplare können eine Länge bis knapp über einen Meter erreichen. Wie alle heimischen Nattern ist auch die Würfelnatter ungiftig. Sie flüchtet vor dem Menschen und beißt nur in Ausnahmefällen zu, wenn man sie berührt oder stark bedrängt. Bei Gefahr kann sie, wie auch die Ringelnatter, ein stark stinkendes Analsekret ausstoßen.

Würfelnatter und Ringelnatter (Natrix natrix) sind die einzigen in Österreich heimischen Vertreter der Wassernattern. Beide werden gemeinhin oft als „Wasserschlangen“ bezeichnet, da ihre Habitate stark an Gewässer gebunden sind und sie oft schwimmend oder tauchend beobachtet werden. Im Unterschied zur Ringelnatter ist die Würfelnatter in Österreich weitaus seltener und weniger verbreitet. Die Ringelnatter konnte sich im Zuge der menschlichen Besiedelung gut an Habitatveränderungen anpassen, wohingegen die Würfelnatter sehr naturnahe Lebensräume an Flüssen, Bächen oder Seen benötigt.

 

Würfelnatter

Lebensräume

Die bevorzugten Lebensräume der Würfelnatter sind entlang naturnaher, reich strukturierter, fischreicher Gewässer der Niederungen. Stark strömende, reißende oder vom Menschen verbaute Bäche werden gemieden. Das Vorkommen der Würfelnatter kann als Anzeichen für ein sauberes, naturnahes Gewässer gewertet werden. Sie dient den Biologen hier als so genannte „Zeigerart“. Aufgrund des Verlustes geeigneter Lebensräume durch Gewässer- und Uferverbau ist der Bestand der Würfelnatter während der letzten Jahrzehnte in Österreich rückläufig. Auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Österreichs ist sie als „stark gefährdet“ eingestuft.
Um die Würfelnatter in Österreich vor dem Aussterben zu bewahren ist vor allem der Erhalt von naturnahen Gewässern und Uferzonen notwendig! Auch Erhalt und Schutz der heimischen Fischbestände sind entscheidend, da dadurch die Nahrungsgrundlage der Würfelnatter gesichert ist!

Ein strukturreicher Uferbereich der Gewässer ist aus mehreren Gründen für die Würfelnatter besonders wichtig: Einerseits wird an Land genügend Platz für ausgiebige Sonnenbäder und nächtliche Versteckmöglichkeiten benötigt, andererseits sind besonders die Flachwasserbereiche für die Fischjagd von großer Bedeutung. An sonnig warmen Tagen verbringt die Würfelnatter einen Großteil des Tages im Wasser. Im Gegensatz zur Ringelnatter, welche auch an Land jagt, besteht die Nahrung der Würfelnatter in allen Entwicklungsstufen fast ausschließlich aus Fischen. Hierbei wird schwimmend oder tauchend der Beute aufgelauert, welche dann ruckartig gepackt und anschließend im Wasser oder auch an Land als ganzes verschlungen wird. Beobachtungen zufolge wird keine Fischart besonders bevorzugt. Einzig die Größe des Fisches ist bei der Jagd entscheidend. Andere Beutetiere, wie Kaulquappen, werden nur in Ausnahmefällen verzehrt.

Fressfeinde von ausgewachsenen Würfelnattern sind z.B Raubfische wie der Hecht, Vögel wie Reiher, Störche, Fischadler, etc. oder auch der Fischotter. Junge Nattern werden auch von kleineren Säugern wie z.B Ratten angegriffen und verspeist.

Lebensweise

Wie alle heimischen Reptilien begibt sich auch die Würfelnatter während der Wintermonate in eine Winterstarre, wobei die physiologischen Prozesse auf ein Minimum reduziert werden. Die Körpertemperatur geht zurück und die Herzfrequenz sinkt. Für die Winterstarre (in Mitteleuropa meist zwischen Oktober und April) werden sichere Verstecke unter Steinen, in Felsnischen oder unter Ufergehölz in Gewässernähe aufgesucht.
Kurz nach dem Verlassen des Winterversteckes und nach der ersten Häutung im Frühling beginnt für die adulten Tiere die Paarungszeit. Wie bei der Ringelnatter sind auch bei der Würfelnatter so genannte „Paarungsknäuel“ beobachtet worden. Dabei verknäueln sich oft gleich mehrere Individuen während der Paarungsphase zu einem sich windenden „Schlangenbündel“ zusammen. Die Eiablage des Weibchens erfolgt meist im Frühsommer in feuchtem Bodensubstrat, unter Laubansammlungen oder in der Nähe menschlicher Siedlungen auch oft in Misthaufen. Es werden pro Weibchen zwischen 5 und 20 Eier gelegt, woraus nach durchschnittlich 40 Tagen die Jungtiere mit einer Länge von 15 - 20 cm schlüpfen. Die Nahrung der Jungtiere besteht hauptsächlich aus Fischlarven, welche sie im Flachwasserbereich jagen. Hierbei gilt es für die jungen Nattern so viel Nahrung wie möglich aufzunehmen um den ersten Winter zu überstehen.


Text: Sebastian Hable, M.Sc
Kulturvermittler Museum Niederösterreich

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