Kartoffelkäfer

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Leptinotarsa decemlineata

Der Kartoffelkäfer stammt  ursprünglich aus Mexiko, wo er sich allerdings ausschließlich von der Büffelklette, einer Verwandten der Kartoffel, ernährte. Die Samen der Büffelklette besitzen feine Haken, mit denen sie am Fell von Tieren haften bleiben und verbreitet werden. Mit Viehtrieben kam die Klette nach Nordamerika und die Käfer folgten ihrer Nahrungspflanze. Siedler aus Europa brachten die Kartoffel nach Nordamerika, wo sie um 1850 in Colorado das Verbreitungsgebiet der Klette und damit auch des Käfers (daher im Englischen „colorado beetle“) erreichte. Rasch konnte sich der Käfer auf die neue, in großer Menge vorhandene Nahrung umstellen.

In Europa wird der Käfer erstmals 1877 in den Hafenanlagen von Rotterdam und Liverpool festgestellt. Ab 1922 dringt er in breiter Front von Westen her in den Kontinent vor, 1936 überwindet er den Rhein, gelangt 1945 an die Elbe, 1950 an die Oder, 1960 hat er Polen durchquert und die damalige UdSSR erreicht. Heute ist der Kartoffelkäfer wie seine Futterpflanze weltweit verbreitet.
Die Käfer legen im Juni an den Blattunterseiten der Kartoffelpflanze jeweils Pakete von 20–80 gelben Eiern ab. Insgesamt sind es pro Weibchen etwa 1200 Eier. Aus den Eiern schlüpfen nach 3 bis 12 Tagen die Larven. Sie sind rötlich und haben an den Seiten und am Kopf schwarze Punkte. Die Larven wachsen sehr schnell heran und häuten sich dreimal. Nach 2 bis 4 Wochen kriechen sie in die Erde, um sich dort zu verpuppen. Nach zwei weiteren Wochen schlüpfen die Kartoffelkäfer, die jedoch noch mindestens eine Woche im Boden bleiben. Pro Jahr treten ein bis zwei Käfergenerationen auf. Die Kartoffelkäfer überwintern im Boden.


Der Kartoffelkäfer in der Propaganda 
Die häufig geäußerte Vermutung, der jeweilige Feind – im ersten Weltkrieg die Franzosen, im zweiten die Amerikaner – hätte Kartoffelkäfer über Deutschland und Österreich abgeworfen, entbehrt jeder Grundlage. Tatsächlich ließ Adolf Hitler 1942 die Möglichkeit eines „Käfer-Angriffes“ auf England prüfen, verbot aber schließlich dessen Durchführung. Die Heranzüchtung  von 40 Millionen dazu notwendigen Käfern hätte die eigene Ernte in Gefahr bringen können.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs vermehrten sich Kartoffelkäfer in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands sprunghaft. Bis 1950 war fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Anbaufläche befallen. Die DDR-Führung war nicht in der Lage, der Katastrophe Herr zu werden, nutzte die Plage aber zu propagandistischen Zwecken im Kalten Krieg. Es wurde behauptet, dass eigens in den USA gezüchtete Käfer durch amerikanische Flugzeuge gezielt als biologische Waffe zur Sabotage der sozialistischen Landwirtschaft abgeworfen wurden. Ab 1950 wurde auf Plakaten und in zahlreichen Medienberichten eine Kampagne gegen die „Amikäfer“ gestartet, die „Saboteure in amerikanischen Diensten“ genannt wurden.

Text: Dr. Erich Steiner

Der Kartoffel- bzw. Erdäpfelkäfer ist das Objekt des Monats August im Landesmuseum: http://www.landesmuseum.net/de/vermittlung/individualbesucher/objekt-des-monats/copy_of_hornisse-juli
Mehr Infos: http://www.umweltberatung.at/start.asp?ID=38583&b=6884 oder was Sie gegen den Erdäpfelkäfer machen können finden Sie hier: http://www.natur-im-garten.at/start.asp?ID=7822

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