Gartenzwerg 3 / 3

Gartenzwerg und Literatur

Schon in der Ilias des Homer treten Pygmäen auf, Kobolde, Gnome und Heinzelmännchen bevölkern Märchen, Sagen und Mythen. Die sieben Zwerge Schneewittchens hinter den sieben Bergen nehmen hier ohne Zweifel eine herausragende Sonderstellung ein. J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe kennt den Hobbit, nicht zu verwechseln mit dem Homo floresiensis, einer kleinwüchsigen Menschengattung auf der indonesischen Insel Flores. Die Schlümpfe stellen eine Gartenzwerg-Mutation dar. Kenner des studentischen Liedguts ist der Zwerg Perkeo im Heidelberger Schloss geläufig. Im Nibelungenlied tritt der Zwergenkönig Alberich in Erscheinung und bei Fritz von Herzmanovsky-Orlando der kaiserliche Hofzwerg i. R. Zephesis Zumpi.

Jörg Mauthe: Die große Hitze oder die Errettung Österreichs durch den Legationsrat Dr. Tuzzi (1974) Die Suche nach Wasser führt den Beamten bis in ein Mariazeller Zwergenzentrum.
Auf musikalischem Gebiet ist Alexander von Zemlinsky und seine Oper „Der Zwerg“ zu nennen.
Auf Youtube finden sich etliche Interpretationen von Franz Schuberts Ballade „Der Zwerg“ (D 771)
https://www.youtube.com/watch?v=LwuBHyBSuYg

Bekannt und häufig verwendet ist der schöne Aphorismus: „Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten“. Man kann die „Fackel“ und andere seiner Texte schütteln, drehen und wenden, es fällt kein Karl-Kraus-Zitat heraus.

Man beachte jedoch: (Novalis)
Wenn Du einen Riesen siehst,
so betrachte den Stand der Sonne und prüfe,
ob es sich bei diesem Riesen nicht um den Schatten eines Gartenzwerges handelt.

Johann Wolfgang von Goethe, Faust II, Walpurgisnacht

Fraget nicht, woher wir kommen,
Denn wir sind nun einmal da.
Zu des Lebens lustigem Sitze
Eignet sich ein jedes Land.
Zeigt sich eine Felsenritze,
Ist auch schon der Zwerg zur Hand. 

Plattencover George Harrison, All Things Must Pass (1970)

plattencover

 

Frei nach Loriot: Ein Leben ohne Gartenzwerg ist möglich, aber sinnlos.


Literatur über Gartenzwerge
• Etta Bengen: Kleine vollbringen Großes. Zwerge in Märchen, Werbung und Vorgärten. Materialien zum Museumsbesuch, Nr. 27 / 1997. Veröffentlichung des Museumsdorfes Hösseringen.
• Etta Bengen: Klein, flink und frech. Zwerge in Sagen und Gärten. In: Hildesheimer Heimat-Kalender 2000. Verlag Gebrüder Gerstenberg, Hildesheim 2000, S. 70–76. Mit Literaturangaben.
• Etta Bengen: Die große Welt der Gartenzwerge. Ein historischer Rückblick. Verlag anderweit, Suderburg-Hösseringen 2001, ISBN 3-931824- 17-9 (Online).
• Etta Bengen: Lexikon der Gartenzwerge. Gartenzwergporträts. Komet, Köln 2007, ISBN 978-3-89836-608-3.
• Fritz Friedmann: Zipfel auf! – Alles über Gartenzwerge, Meier, Schaffhausen 1994, ISBN 3-85801-136-3.
• Rüdiger Helmboldt: Bunte Zwerge aus Thüringen. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte der (Garten)Zwerge, Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden, Hohenfelden 2009. (324 Seiten, zahlreiche Abbildungen).
• Reinhard Medicus: Der Zwergelgarten und seine Geschichte, aus "Bastei" Zeitschrift des Salzburger Stadtvereins, Jahrgang 2010, Folge 2, Salzburg 2010.
• Ludwig Müller: Die kleine Welt der Gartenzwerge, Falken Verlag (Liebhaber Bibliothek), Niedernhausen/Ts. 1986, ISBN 3-8068-2223-9.
• Brigitte Wormbs: Zeugen wider den guten Geschmack. In: Die Gartenkunst 12 (2/2000), S. V–VIII.

Links (Eine kleine Auswahl)
www.heissner.de/gartenzwerge
Die älteste noch bestehende Gartenzwerg-Manufaktur Heissner wurde 1872 von August Heissner im thüringischen Gräfenroda gegründet. Gräfenroda gilt als die Geburtsstätte des Gartenzwergs. Bis heute sind die Zwerge aus Keramik, werden handgefertigt und handbemalt, seit 1949 allerdings im hessischen Lauterbach.
www.heissner.de
www.zwergen-griebel.de
www.frustzwerg.de
www.zwergen-power.com
www.zwerg24.de
www.gartenzwerg.at ist zwar eine Gartenseite, jedoch keine Gartenzwergseite.


Aktuelles

In der Ausstellung „GARTEN – Lust. Last. Leidenschaft.“ (18. März 2018 bis 10. Februar 2019) im Museum Niederösterreich fungiert Heissner als Leihgeber, es ist die Sonderedition von 2017 (nach originalen Keramikformen) zu sehen: Waldemar, der Gartenwächterzwerg mit Laterne, Wilhelm, der Vorlese-Zwerg, der seinen Gefährten stets mit Rat und Tat zur Seite steht, Wendelin, der Flötenspieler und schließlich der Sammler-Zwerg Waldfried. 

Als Objekt des Monats März 2018 werden die fünf Waldmänner präsentiert, emsige Arbeiter, die ihren wohlverdienten Feierabend genießen und daher sichtlich entspannt sind.

 


Text: Gerhard Hintringer

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