Erdkröte

© NÖ Museum Betriebs Gmbh, Fotos: Heinz Wiesbauer

Erdkröte (Bufo bufo)

Es gibt wohl nur wenig andere Tiere, um die sich vergleichsweise viele Mythen und Vorurteile ranken, wie das bei einem der spannendsten Amphibien der Fall ist. Die Kröte musste in der Geschichte des menschlichen Aberglaubens schon für fast alles herhalten, sei es als schlechtes Omen, Heilmittel gegen die Pest oder Überträger von Warzen. Eigentlich ungerecht, denn das oft lange Leben der Erdkröten ist in Wahrheit noch viel spannender als jede Legende.

Kleine Männchen - Robuste Weibchen

Plumpe Gestalt, meist erdbraune Körperfärbung, die Haut übersät mit Warzen, goldene Augen, direkt dahinter wulstige paarige Ohrdrüsen, das trifft sowohl auf weibliche als auch auf männliche Erdkröten zu. Unterscheiden kann man die Geschlechter deutlich in Bezug auf ihre Größe und ihr Gewicht. Die ausgewachsenen Weibchen sind mit bis zu 16 cm größer und schwerer als die Männchen. Außerdem weisen die Krötenmännchen in der Paarungszeit Brunftschwielen auf. Die Innenseiten des zweiten und dritten Fingers sind schwarz gefärbt und stark verhornt. Die Schwielen helfen den Männchen beim Festhalten am Rücken der Weibchen. Ihren Namen verdankt die Erdkröte übrigens ihrer Färbung, mit der sie perfekt in ihrem Lebensraum getarnt ist.

Große Frühlingsgefühle

Nach einer langen Winterpause, bei der die Amphibien in frostfreien Verstecken sogar unter meterhohen Schneedecken überleben können, beginnt für sie mit dem Frühjahr die spannendste Zeit des Jahres. Steigen die Temperaturen, gilt es, so schnell wie nur möglich einen Partner zu finden. Während der Laichzeit herrscht bei den Erdkröten ein deutlicher Überschuss an Männchen. Diese warten in hoher Anzahl geduldig am Wegrand auf vorbeikommende Weibchen. Hat es seine Chance  erkannt, hüpft das kleinere Männchen auf den Rücken eines Weibchens und klammert es kräftig mit den vorderen Beinen. Sobald sich Konkurrenz nähert, wird diese mit heftigen Tritten davon abgehalten, das Weibchen für sich zu beanspruchen. Des Öfteren kommt es dabei zu Kämpfen unter Männchen und nicht selten man findet ein ganzes “Knäuel” voller Erdkrötenmännchen auf einem Weibchen. Tragisch endet das Ganze, wenn dieses gequetscht oder unter Wasser gedrückt wird und nicht überlebt. Versucht ein Männchen, ein gleichgeschlechtliches Individuum zu klammern, setzt dieses einen quiekend klingenden Befreiungsruf ab und macht seinen Konkurrenten damit auf seinen Fehler aufmerksam.

Im Huckepack zum Laichgewässer

Hat ein Männchen sein Weibchen für sich besetzt, so lässt es sich auf dem Rücken seiner Partnerin bis zum Laichgewässer tragen. Das Weibchen kann dabei Strecken von bis zu zwei Kilometern zurücklegen. Auf ihrer Reise sind die Amphibien großen Gefahren ausgesetzt. Viele freiwillige Helfer sind jedes Jahr an unzähligen Straßenrändern im Einsatz. Um die Tiere vor dem sicheren Verkehrstod zu bewahren, werden sie in Kübeln oder in den Händen über die meist stark befahrenen Straßen in Sicherheit getragen und können ihre weitere Reise danach eigenständig fortsetzen. Trotz dieser Maßnahmen und Amphibien-Leitanlagen lassen jährlich unschätzbar viele Tiere ihr Leben auf Österreichs Straßen.

Zurück zum Ursprung

Erdkröten sind standorttreu und kehren jedes Jahr in das selbe Gewässer zurück, in dem sie einst als Kaulquappen geschlüpft sind. Dort angekommen, suchen sie sich ein passendes Plätzchen zum Ablaichen. Bei diesem Vorgang wickeln die Weibchen die befruchteten  Laichschnüre, die sogar fünf Meter lang werden können, meist um Wasserpflanzen. Aus einer Laichschnur können bis zu 4000 Kaulquappen schlüpfen. Vom Ei bis zur Jungkröte dauert es je nach Wassertemperatur zwei bis vier Monate. Mit ein bisschen Glück kann man die jungen Kröten beim Abwandern des Laichgewässers beobachten. Diese Massenwanderungen sind auch unter dem Wort „Froschregen“ bekannt.

Ganz und gar nicht heikel

Die Erdkröte ist in Sachen Nahrung nicht wählerisch, alles was erbeutet werden kann und ins Maul passt, wird gefressen. Häufig fallen ihr Regenwürmer, Spinnen, Schnecken, Käfer und andere Insekten zum Opfer. Viele Vogelarten, aber auch einige Säugetiere, wie Iltis, Marder und Waschbär haben ihrerseits die Erdkröte auf dem Menüplan.

Wenn Sie Näheres über diese sagenumwobenen Tiere herausfinden wollen, kommen Sie uns im Museum Niederösterreich besuchen. Für Schulklassen gibt es auch eigene Amphibien- und Reptilien-Projekte, bei denen die Kinder spielerisch Interessantes über das Leben der Tiere lernen können.

In regelmäßigen Abständen freuen wir uns auch über Erdkröten-Nachwuchs, der von unseren Tierpflegern aufgezogen und wieder in die freie Wildbahn entlassen wird.

 

Text: Katharina Stefan

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT)

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