Anis

© NÖ Museum Betriebs GmbH, Foto: Claudia Hauer

Heilpflanze des Jahres 2014: Echter und „unechter“ Anis

Anis, der auch unter der Bezeichnung Süßer Kümmel oder Römischer Fenchel bekannt ist, stammt ursprünglich aus Asien und den südöstlichen Mittelmeerländern. Nachweislich verwendet wurde die Pflanze bereits um 1.500 v. Chr. Mönche des Benediktiner-Ordens brachten den Anis im 8. Jahrhundert n. Chr. schließlich nach Mitteleuropa, wo er rasch in zahlreichen Klostergärten Einzug hielt. Heute wird Anis nicht nur im Mittelmeerraum, sondern weltweilt in Gebieten mit gemäßigtem Klima angebaut. Allerdings benötigt er während der Blütezeit viel Sonne, um sein kräftiges Aroma voll zu entfalten. Bei uns findet man ihn gelegentlich in Gärten – an geschützten, gut besonnten Standorten. Wildwachsend ist er dagegen nur selten anzutreffen. Immer stärker wird der Echte Anis (Pimpinella ansium) heute jedoch vom ertragreicheren Sternanis abgelöst, der aus China stammt. Die beiden Pflanzen sind nicht näher miteinander verwandt. Einzig in der Zusammensetzung des ätherischen Öls ähneln sie einander. 

Zwischen den vielen Kräutern in unserer Sonderausstellung
"Warzenkraut und Krötenstein" ist auch Anis zu finden.
 

Unscheinbarer Doldenblüter mit wertvollen Inhaltstoffen


Anis © Thinkstock

 
Anis ist eine einjährige, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 60 cm erreicht. Der aufrecht wachsende, verzweigte Stängel ist nur spärlich behaart. Die Blätter sind verschiedengestaltig: Die grundständigen Blätter sind rund bis herzförmig und nur am Rand leicht eingeschnitten; die Stängelblätter dagegen sind stark gefiedert. Zwischen Juni und August bildet die Pflanze zahlreiche kleine, weiße Blüten aus. Sieben bis fünfzehn solcher Blüten ergeben eine sogenannte Dolde. Zwölf Dolden wiederum bilden gemeinsam eine Doppeldolde (wie man sie zum Beispiel auch bei der Möhre oder beim Kümmel findet). Im September entwickeln sich aus den Blüten die unscheinbaren, maximal 5 mm großen Spaltfrüchte, die bei Reife in zwei Teilfrüchte zerfallen. Diese Früchte werden im Frühherbst im noch unreifen Zustand geerntet und anschließend nachgetrocknet. Sie enthalten ein ätherisches Öl, dessen Hauptbestandteil – das sogenannte Anethol – für das klassische Anis-Aroma verantwortlich ist.


Gewürz und Heilmittel


Getrockneter Anis im Glas
Anis gehört zu den ältesten Arzneimitteln der Welt. Erste Belege für die Verwendung der Pflanze gehen bis ins Altertum zurück. So rühmte beispielsweise schon Pythagoras die Heilkräfte der Pflanze. Neben Fenchel und Kümmel bildete Anis einen festen Bestandteil des sogenannten „Theriak“ – eines Universalheilmittels, das gegen die unterschiedlichsten Krankheiten und Gebrechen eingesetzt wurde, von Verdauungsproblemen bis hin zum Schlangenbiss. Genau wie die Griechen verwendeten später auch die Römer den Anis als Heil- und Gewürzpflanze. Besonders geschätzt wurde die Pflanze während des Mittelalters, als man ihr neben verschiedenen Heilwirkungen auch zahlreiche magische Fähigkeiten zuschrieb. (Zudem erfreuten sich Aniswein und Anisbier zu jener Zeit großer Beliebtheit.) Heute findet der Anis, der tatsächlich ein breites Spektrum an heilenden Wirkungen besitzt, nach wie vor medzinische Anwendung – etwa als Hustenmittel oder bei Magen-Darm-Beschwerden. Auch in der Küche wird der äußerst geschmacksintensive und süßlich-würzige Anis geschätzt. Backwaren und Spirituosen verleiht er ein lakritzartiges Aroma. Außerdem findet Anis aufgrund seines angenehmen, aromatischen Geruchs Verwendung in der Duftindustrie.


Gegen Bronchitis, Bauchgrimmen und den bösen Blick


Anis wirkt antibakteriell, schleim- und krampflösend. Er regt die Produktion von Speichel und Magensaft an und fördert daher die Verdauung. Verantwortlich für diese Eigenschaften ist der im Anisöl enthaltene Wirkstoff Anethol. Das ätherische Öl aus der Anispflanze wird durch die Wasser-Destillation der Samen oder der Spreu gewonnen. Man kann es innerlich und äußerlich anwenden. Allerdings darf reines Anisöl auf keinen Fall unverdünnt genossen werden! Verdünnt mit fettem Öl oder mit Salbengrundlage kann man es zum Beispiel für Einreibungen verwenden, die gegen Husten sowie gegen Magen- und Darmkrämpfe helfen. Und da das ätherische Öl der Anispflanze auch antibakterielle Wirkung hat, mengt man es Halstabletten, Mundwässern und Zahncremes bei. Auch als Duftöl wird das Öl der Anispflanze verwendet, um Unruhe und Schlaflosigkeit zu bekämpfen. Innerlich angewandt wird Anis vor allem in Form von Tees (häufig in Kombination mit Fenchel und Kümmel). Diese Tees und Teemischungen helfen bei Verdauungsstörungen, Husten, Entzündungen der oberen Atemwege und fördern den Milchfluss bei stillenden Müttern. Anis wird außerdem bei Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und Asthma eingesetzt. In der Volksmedizin verwendete man ihn auch gern als Aphrodisiakum. Und das Waschen mit Aniswasser verhalf Frauen angeblich zu einem jugendlichen Aussehen. Außerdem wurden der Anispflanze allerlei magische Wirkungen zugeschrieben. Bei schlechten Träumen etwa legte man getrocknete Anispflanzen unter das Kopfpolster. Außerdem schützte man sich mit der Pflanze gegen Verwünschungen und den bösen Blick.

Informationen zu unserer derzeitigen Ausstellung "Warzenkraut und Krötenstein" auf unserer Homepage unter http://www.landesmuseum.net/de/ausstellungen/sonderausstellungen/warzenkraut-kroetenstein-1

Text: Dr. Andrea Benedetter-Herramhof
Fotos: Claudia Hauer, © Landesmuseum Niederösterreich

 

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