Christbaumschmuck

© NÖ Museum Betriebs GmbH, Fotos: Johanna Weitzenböck


Als der Christbaum in der Anfangszeit des 19. Jahrhunderts nach protestantischen und adeligen auch katholische und kleinbürgerliche Haushalte erreichte, war sein Schmuck einfach: Es gab Nüsse bzw. Zapfen, die mit "Rauschgold" verziert waren, dazu hauptsächlich essbare Schmuckstücke. Tragant war aus einer getrockneten Masse hergestellter Schmuck, dessen Gestaltung durch die Verwendung von Modeln und Farbe sehr detailreich und vielfältig sein konnte.

In den 1830er Jahren kamen die ersten Schmuckelemente aus Glas auf, deren Vielfalt an Formen und Verzierungstechniken sich
rasch entwickelte. In Zentren der Glasproduktion wie etwa Lauscha im Thüringer Wald wurde Glasschmuck für den Christbaum im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Wirtschaftszweig, wobei eine arbeitsteilige, zum Teil auf Heimarbeit aufbauende Produktionsweise üblich war. Die Verzierung der innen verspiegelten Glasprodukte mit Motiven und Mustern war eine typische Mädchen- bzw. Frauenarbeit.

Lametta aus gewalztem Draht, ab den 1880er Jahren verfügbar, sollte - durch einen Bleianteil im Draht relativ schwer hängend - Eiszapfen darstellen.

Im ersten Weltkrieg fand eine neue Art von Schmuck ihren Platz auf vielen Christbäumen, besonders bei Soldaten an der Front: Es gab Schmuck mit Bezug zu Ideologie und Krieg, also Darstellungen von Kriegsgerät und nationale Symbole.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde versucht, den weit verbreiteten Christbaum-Brauch germanisch-mythologisch zu adaptieren: Es sollte ein Julbaum daraus werden, um den christlichen Bezug abzuschwächen bzw. zu verdrängen. Dieser Vorstellung entsprechend sollte der Schmuck des Julbaums sich vom wieder traditionell inspirierten Christbaumschmuck der Zwischenkriegszeit unterscheiden: Es gab nun Verzierungen mit Runen, Hakenkreuzen und germanischen Symbolen.

Nach 1945 und mit steigendem Wohlstand wechselten die Moden der Christbaum-Gestaltung immer häufiger, weil die Anschaffung von neuem Christbaumschmuck öfter möglich war. Viele Familien schmücken ihren Christbaum jedes Jahr etwas unterschiedlich, mit neuen Elementen bzw. häufig in Farb-Themen.

Dieses kleine Christbäumchen, auf etwa 1920 zu datieren,  ist ein Beispiel für einen künstlich hergestellten Baum; um dauerhafte
Nachbildungen von Tannengrün herzustellen, wurde in diesem Fall auf Gänsefedern zurückgegriffen, die mit Farbe und Draht sehr naturalistisch zu Zweigen gestaltet wurden. Diese Methode erzeugt, wie an diesem Objekt zu sehen ist, eine verblüffend realistische Nachbildung eines Nadelbaums. Heute sind bei künstlichen Christbäumen, die besonders zu Werbe- und Dekorationszwecken schon komplett geschmückt und mit LED-Beleuchtung ausgestattet erhältlich sind, die Nadeln aus Kunststoff.

Dieses Objekt ist aus dem Bestand des Sammlungsbereichs Volkskunde der Landessammlungen Niederösterreich. Die volkskundliche Sammlung verfügt über viele Objekte zum Thema Weihnachten wie Christbäumchen, Christbaumschmuck und Krippen.

Text: Rocco Leuzzi
Fotos: Rocco Leuzzi, Johanna Weitzenböck

 

 

 

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